turzilla  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 14.02.2023 13:00 Uhr
Thema: Re:Nachtrag Antwort auf: Re:Nachtrag von Don Cosmo
>>Eine Familie davon hat ein schwerbehindertes Kind und die Nachricht, dass ihre gesunde 15-jährige Tochter plötzlich Bruno* (*Name geändert) von ihnen genannt werden will und fortan als Mann duchs Leben schreitet, hat sie halt schon dezent überfordert, das hat mit "Stockkonservativ" gar nichts zu tun.
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>Mein Sticheln galt natürlich mehr in die amerikanische Gegend, wo gerne überdramatisiert wird und sollte auch nicht alle über einen Kamm scheren. Wenn das eigene Kind das so empfindet, ist das natürlich schockierend. Wenn man den Umgang nicht hat oder es vor allem nur "fernen" Bekannten passiert, ist es doch was anderes als im nahen Umfeld.


Passt schon. In dem Fall sind es sogar Amerikaner.

>>Ich habe den ersten dunkelhäutigen Menschen mit 11 "in Natura" gesehen, den ersten Homosexuellen mit über 20 kennengelernt und war immer offen für alles. Und das OBWOHL ich aus einem sehr konservativen Dorf komme und durchaus die eine oder andere Berührung mit Ausländerfeindlichkeit oder Homophobie hatte. In dem Fall hätte es aber auch nichts genutzt, wenn Heidi plötzlich die Biene Maja gedatet, oder der Alm-Öhi mit Pan Tau zusammengezogen wäre.
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>Das ist für mich auch die Sache: Wenn das so abstrakt Figuren auf der Leinwand passiert, wie sehr kann ich das überhaupt auf mich runter brechen? In wie vielen Filmen kann man sich mit den Figuren wirklich identifizieren? Und wenn einen das zum nachdenken bringen soll, kann es nicht einfach nur als Duftmarke platziert sein und in Nebensätzen abgehandelt werden.


Für so etwas gibt es ja heutzutage Influencer. Als ich Ende Zwanzig war, sind die Mädels reihenweise wegen irgendwelcher Boygroups umgefallen und haben kreischend vor deren Hotels rumgelungert. Damals hab ich mir ab und zu Gedanken gemacht, was ich denn tun würde, wenn ich eine Tochter hätte, die ebenso idiotisch ist. Heute weiß ich, dass Yuna da niemals mitgemacht hätte... aber ob das an meiner Erziehung liegt, dass sie sich nie Vorbilder aus der "nicht-realen Welt" gesucht hat?

>>Ich glaube auch, am sinnvollsten wäre es, wenn sich die Erwachsenen raushalten und die Kinder ihre Erfahrungen selbst machen könnten. Am besten in Gesprächen mit "Betroffenen" und nicht mit der moralischen Keule, in welche Richtung auch immer.
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>Das wäre wohl wirklich das beste. Leider gibt es die "besorgten" Eltern und deren Vorstellung von Moral und Ordnung, die das auf gar keinen Fall dem "Zufall" überlassen wollen, welches Fazit das eigene Kind aus dem Kontakt mit einer "Problemperson" ziehen könnte. Am Ende findet das Kind den/die/das noch nett!


Als das Fitness-Studio noch hier im Kaff war, gab es dort mal einen Kenianer, der war in Kenia Profiboxer und hat dort als Bodyguard für irgendeinen Politiker gearbeitet. Weshalb er dann auch fliehen musste, als Aufständische seinen Chef aus dem Amt geschasst hatten. Er hatte hier Asyl beantragt, wohnte eine Zeitlang nebenan beim Metzger in dessen "Einlieger-Wohnklo" und hat bei uns im Studio trainiert. Kopfabwärts war das echt ein Bild von Mann und einmal hat er mich "erwischt", als ich hier am Haus stand und mit meinem Vater geredet habe. Er kam oberkörperfrei angerannt und wollte mir überschwänglich irgendwas erzählen, natürlich auf Englisch. Mein Vater war total schockiert und hatte Sorge, dass der schwarze Mann mich überfällt und vergewaltigt. Als ich ihm dann sagte, dass das eher unwahrscheinlich ist, weil er schwul wäre, ist Vattern fast in Ohnmacht gefallen. Es sind also nicht immer die Eltern Schuld, man kann sich auch so zu einem offenen Menschen entwickeln. Aber auch aus Sicht der "Problemperson" wäre es vielleicht sinnvoller, man würde sich auf neutralem Boden treffen und offen reden, denn auch die sind oft mit Vorurteilen gegen die "Normalos" behaftet.
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