turzilla  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 13.02.2023 15:08 Uhr
Thema: Nachtrag Antwort auf: Re:Strange World (D+) von turzilla
>>>Man muss das verstehen. Das ist halt dann ein bißchen so, wie wenn Legastheniker-Yuna einen Aufsatz schreiben soll, in dem die Rechtschreibefehler zu gleichen Teilen benotet werden. Bis die jeden Satz nach allen Regeln zerpflückt hat bleibt keine Zeit mehr, in die "Tiefe" zu gehen.
>>
>>Sicher. Aber 120-Millionen-Dollar-Film ist halt nicht zu vergleichen mit nem Aufsatz, der in 60 Minuten geschrieben werden muss. Sollte man zumindest meinen, bei 4-5 Leuten, die sich um die Story kümmern. Aber wahrscheinlich sind von denen 2-3 damit beschäftigt „the message“ einzubinden.


Ja, sollte man meinen. Deswegen sind aber Filme wie "Red" oder "Encato" auch gut, weil sie eben dieses Thema bewußt "bearbeiten" und alle an einem Strang ziehen. Schlimm wird es wahrscheinlich erst, wenn im Nachhinein versucht wird, solche Zeittrends in ein bestehendes Gefüge einzubinden. "Chef, die Geschichte um ein Rehkitz, das seine Mutter durch einen Jäger verliert ist aber viiiiel zu konservativ!" "Ja, dann ist die Mutter halt mit der Fähe aus dem Nachbarwald durchgebrannt und beim Stinktier radieren sie eins der Beine wieder raus." "Geht klar!" "Und noch was, bei der Kaninchenfamilie ist der Vater alleinerziehend, dann hätten wir es doch, oder?"

>>Ich hab schon ein schlechtes Gewissen, mich darüber Karen-mäßig aufzuregen. Ich kann ja auch abstrahieren, was die Macher einem einimpfen wollen und warum. Und ob da Kinder das hinterfragen oder einfach akzeptieren … keine Ahnung. Das natürlich einzupflegen ist sicher nicht einfach und die Frage, ob man es einpflegen MUSS oder nicht, ist vermutlich noch schwieriger: Sie sind ganz klar Teil unserer Gesellschaft und es wäre gut, wenn sie ohne Vorurteile akzeptiert werden. Ich glaub halt, dass Kinder eigentlich wenig Berührungsängste haben und das Problem eigentlich eher ist, dass die stockkonservativen Eltern alles was nicht „normal“ ist verteufeln. Aber natürlich wird das Problem nicht an der Wurzel bekämpft…

Ich kenne aus Yunas Umfeld alleine 3 Transgender, zwei homosexuelle Mädchen und eine Diverse. Das ist okay, wirft aber in dieser "Dichte" und in dem Alter schon ein paar Fragen auf. Vor allem, weil es fast ausschließlich Mädchen betrifft. Eine Familie davon hat ein schwerbehindertes Kind und die Nachricht, dass ihre gesunde 15-jährige Tochter plötzlich Bruno* (*Name geändert) von ihnen genannt werden will und fortan als Mann duchs Leben schreitet, hat sie halt schon dezent überfordert, das hat mit "Stockkonservativ" gar nichts zu tun. Ich habe den ersten dunkelhäutigen Menschen mit 11 "in Natura" gesehen, den ersten Homosexuellen mit über 20 kennengelernt und war immer offen für alles. Und das OBWOHL ich aus einem sehr konservativen Dorf komme und durchaus die eine oder andere Berührung mit Ausländerfeindlichkeit oder Homophobie hatte. In dem Fall hätte es aber auch nichts genutzt, wenn Heidi plötzlich die Biene Maja gedatet, oder der Alm-Öhi mit Pan Tau zusammengezogen wäre. Ich glaube auch, am sinnvollsten wäre es, wenn sich die Erwachsenen raushalten und die Kinder ihre Erfahrungen selbst machen könnten. Am besten in Gesprächen mit "Betroffenen" und nicht mit der moralischen Keule, in welche Richtung auch immer.
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