turzilla  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 25.10.2019 14:42 Uhr
Thema: Re:Einser vor Zehnern Antwort auf: Re:Einser vor Zehnern von PUH
>Generell haben wir doch aber die Hauptfrage (glaube ich): Was ist denn "nützlich"?
>Mathe zum Beispiel nicht, bisschen Kopfrechnen für die Kasse, Rest Taschenrechner.


In meiner Schulzeit hätte ich dir sicher recht gegeben (Typ Mathehasser und Deutschmöger), sehe das mittlerweile anders. Mathe brauchst du überall. Vielleicht nicht im vollen (gelehrten) Umfang, aber dennoch genug um relevant zu sein. In allen handwerklichen Berufen (insbesondere meinem), als Arzt, als Bundeskanzler. Sogar beim Stricken, Nähen und Kochen. Flächenberechnung, Dreisatz, Prozentrechnung, Gleichungen, Maßstabberechnung, alles. Klar, beim drögen Zusammenrechnen hilft der Taschenrechner, es muss aber auch verstanden (und gelernt!) werden, was berechnet werden muss und wie. Und meine Oma, die erst auf der Volksschule und mit 14 dann bis zu ihrer Hochzeit Dienstmädchen im Hotel war, konnte ohne Taschenrechner Wurzeln ziehen, dass mir die Ohren schlackerten.

>Das Gymnasium soll aber weniger konkret verwertbares Wissen für den Arbeitsmarkt liefern (und das ist ja eine große Errungenschaft, dass wir nicht einfach für die folgende Ausbeutung zur Schule gehen), sondern die Kompetenz für die Hochschule vermitteln. Und generell uns helfen, aufgeklärte Bürger zu sein. Und da sieht die Nützlichkeit doch ganz anders aus, oder?

Dann müßte aber tatsächlich generell jeder, der ein allgemeines Abitur macht, auch studieren. Tatsächlich quellen die Gymnasien hierzulande über, weil alles andere als Abitur nicht mehr "in Frage kommt". Überhaupt klingt das so, als wäre ein Haupt- oder Realschüler kein kompetenter und aufgeklärter Bürger, nur weil er keine zweite Fremdsprache gelernt hat. Womit wir wieder beim Kern des Problems wären, nämlich dass der Kerl der den Emissionslosen Autoantrieb mittels Luft und Liebe erfunden hätte, niemals Maschinenbau studieren konnte, weil er in Französisch eine 6 hatte und deshalb "runter" in die Realschule musste. Und ja, ich übertreibe. Natürlich gibt es einen zweitemn Bildungsweg, der ist aber lang, steinig und braucht meist große Willenskraft und (leider oft nach wie vor) reiche Eltern.

>Jedenfalls in meinem Umfeld haben Leute die was drauf haben einen enormen Spieltrieb beim Lernen von "unnützen" Dingen (Koreanisch lernen und sowas.) Es ist natürlich ok, lieber beim Lernen den praktischen Ausbildungscharakter zu bevorzugen.

Auch Praxis ist ein Lernprozess! Aber es geht mir gar nicht ums Praktische, sondern um das Wissen, das irgendwann mal jeder in den Beruf und somit auch ins Arbeitsleben geht. Selbst wenn er studiert hat  muss er sich irgendwann um seine eigenen Belange kümmern. Kochen, waschen, Haushalt, Lohnsteuer. Die Massen, die mittlerweile in den Gymnasien hocken, können zudem auch nicht alle studieren, sondern gehen direkt in die Ausbildung. Bei alldem hilft mir Mathe, Deutsch, Physik, Bio, Sport, ja sogar Musik und BK weiter. Eine zweite Fremdsprache nicht. Basta.

>Aber das ist halt nicht die Aufgabe des Gymnasiums. Ich würde nie jemand sagen, das braucht man nicht. Weil man das gar nicht abschätzen kann. Und weil Kompetenzen meist besser sind als Wissen.

Für mich vermittelt reines Einpauken halt keine Kompetenzen. Unser Klassenprimus hatte zwar lauter Einsen und Zweien, wohnt aber heute noch bei Mama, dabei ist er eigentlich gar nicht so häßlich. Aber gut.
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