PUH  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 25.10.2019 13:16 Uhr
Thema: Re:Einser vor Zehnern Antwort auf: Re:Einser vor Zehnern von turzilla

>Um mein Baujahr herum lernten die Franzosen kein Englisch. Ich war mit 13 mal eine Woche dort im Sportaustausch, da musste ich mich mit den paar bis dahin gelernten Wörtern durchschlagen, weil weder die Kinder, noch die Eltern in der Familie Englisch sprachen. Und wenn du glaubst, dass damals irgend jemand sich etwas Mühe gegeben hätte langsam zu sprechen, dann liegst du falsch. Die Woche war in der Hinsicht echt der Horror. Das mag heute anders sein, mein Verhältnis zu den Franzosen ist in der Hinsicht seitdem ein wenig gestört. . Für mich wäre es halt einfach sinnvoller, dass WENN man es schon Allgemeines Abitur nennt, einfach auch auf der allgemeinen Schiene zu bleiben. Lieber anfangs ein paar Stunden Deutsch, Mathe oder Englisch mehr, ab der 8. Klasse dann durchstarten und nicht schon ab der 5./6. Klasse die Weichen fürs weitere Leben stellen. So gesehen ist Französisch in der Realschule zu lehren sogar noch unnötiger, da man die 6 Jahre auf kleinen Fall "voll" kriegt und danach sowieso nur Fachabitur machen kann. Für mich ist die zweite Fremdsprache ein reines Lernfach, wo man eben "durch" muss. Irgendwie, weil es halt gefordert wird. Wenn du als Architekt beispielsweise dann nicht jedes Jahr nach Frankreich in den Urlaub fährst hat dir das nichts gebracht, außer, dass du halt gezeigt hast, dass du auch (für dich) unnötiges Wissen in dich reinpauken kannst. Aber ich bin da vielleicht auch ein wenig verbohrt in der Hinsicht.

Ja Frankreich hat sich da zum Positiven gewandelt, ich kenne das Problem von früher (genauso Italien...). Ich war grade in Frankreich und jetzt sprechen sie wirklich öfters mal Englisch. Ich hab aber versucht, mit Französisch durchzukommen, um ein bisschen zu üben (sicher konnten die besser Englisch...).
Generell haben wir doch aber die Hauptfrage (glaube ich): Was ist denn "nützlich"?
Mathe zum Beispiel nicht, bisschen Kopfrechnen für die Kasse, Rest Taschenrechner.  Das Gymnasium soll aber weniger konkret verwertbares Wissen für den Arbeitsmarkt liefern (und das ist ja eine große Errungenschaft, dass wir nicht einfach für die folgende Ausbeutung zur Schule gehen), sondern die Kompetenz für die Hochschule vermitteln. Und generell uns helfen, aufgeklärte Bürger zu sein. Und da sieht die Nützlichkeit doch ganz anders aus, oder? Jedenfalls in meinem Umfeld haben Leute die was drauf haben einen enormen Spieltrieb beim Lernen von "unnützen" Dingen (Koreanisch lernen und sowas.) Es ist natürlich ok, lieber beim Lernen den praktischen Ausbildungscharakter zu bevorzugen. Aber das ist halt nicht die Aufgabe des Gymnasiums. Ich würde nie jemand sagen, das braucht man nicht. Weil man das gar nicht abschätzen kann. Und weil Kompetenzen meist besser sind als Wissen. Klar wär es besser wenn man sich die Sprache dann wenigstens aussuchen könnte.
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