turzilla  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 16.11.2022 13:26 Uhr
Thema: Re:Archiveintrag, 16.11.2022 Antwort auf: Re:Archiveintrag, 16.11.2022 von Don Cosmo
>>heute ist Yuna zuhause. Dabei ist sie gar nicht wirklich krank, aber die Situation an der Schule ist gerade eher nicht so lustig. Viele Schüler sind aggressiv und sind laut, es gibt täglich Schlägereien und Belästigungen. Sie hat Angst in einen der vielen Konflikte reingezogen zu werden und ich musste sie gestern schon frühzeitig abbholen, weil sie Kopfschmerzen hatte und sich nicht mehr konzentrieren konnte. In der Pforzheimer Zeitung steht heute, dass das an vielen Schulen der Fall ist und ich weiß nicht so recht, wie ich das Problem nun lösen soll.
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>Vermutlich liegt es daran, dass die Schüler nicht bewaffnet sind wie es uns die USA erfolgreich vormachen. Darüber könnten sie ihre Konflikte schließlich und endlich lösen!


Diese Woche wurden schon Zähne ausgeschlagen, keine Ahnung, ob das "nur" Fäuste waren.

>Aber ohne Spaß: Ist natürlich sehr ätzende Situation, wo ich nicht wirklich was beitragen kann als dumpfe Fragen zu stellen. Wird ja nicht erst diese Woche ausgebrochen sein, jedoch vielleicht intensiviert? Gibt es da nachvollziehbare Gründe oder ist bei ihr einfach das Limit überschritten an dem, was sie ertragen kann?

Nein, das schwelt schon länger, hat sich jetzt seit dem neuen Schuljahr zugespitzt, weil immer mehr dazu kommt. Klimawandel, Corona und jetzt auch noch der Krieg.

Yunas Haupt-Problem ist, dass sie immer mitbestraft wird, da die Gemeinschaft sich zusehends in die Negativität bewegt. Beispiel: Gestern haben einige Zehntklässler aus der Parallelklasse welche aus der 6. Klasse angefeuert, die aneinander geraten waren. Seit ein paar Wochen wurde aber mit guten Taten und anständigen Benehmen seitens anderer Zehntklässler darauf hingearbeitet, dass sie mittags eventuell das Schulgelände verlassen dürfen, um beispielsweise zum Edeka zu gehen. Das haben sie sich jetzt alle "verschissen", nicht nur die Übeltäter. Irgendwer zerstört und verstopft dauernd das Mädchenklo, so dass sie jetzt immer nur im Unterricht auf die Toilette dürfen. Leider klappt die Nachverfolgung dann trotzdem nicht, weil natürlich keiner die Zeit hat, aufzuschreiben wann genau der Toilettengang erfolgt ist. So wurde beispielsweise eine Klassenkameradin angeschwärzt, die überhaupt nichts damit zu tun hat, aber halt "kurz" davor auf der Toilette war.

Man mag jetzt denken, dass es ein schulspezielles Problem ist, aber in der Pforzheimer Zeitung ist heute für die Pforzheimer Schulen ähnliches berichtet worden. Viele Kinder und Jugendliche haben Angst die Erwartungen nicht zu erfüllen und kanalisieren das jetzt durch Gewalt und Zerstörung. Bei manchen haben die Eltern Sorge, dass sie Strom und Lebensmittel noch bezahlen können und sie werden nun den dritten Winter in Folge den halben Tag in der Kälte sitzen. Sie bekommen jeden Tag Ansagen, dass es so nicht geht, aber auch zuhause hören halt Druck und Stress nicht auf. Wie es besser geht, bringt ihnen keiner bei. Es gab Zeiten, wo sie dran Schuld sein konnten, dass ihre Großeltern oder andere Menschen sterben. Sie wurden dreimal die Woche ansatzlos getestet und stigmatisiert, wenn sie positiv waren. Sie sollen nicht protestieren, können aber ihre "Zukunft" kaum noch ertragen, geschweige denn ändern. Dazu noch Krieg, Umweltkatasrophen und andere Horrormeldungen in allen Social Media Kanälen, die sie halt auch oft im Übermaß, ohne Filter und Anleitung konsumieren.
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