Don Cosmo  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 25.10.2022 10:56 Uhr
Thema: Re:Archivnachtrag, 23.10.2022 Antwort auf: Re:Archivnachtrag, 23.10.2022 von turzilla
>Dafür ist das Archiv ja da. Denke ich zumindest!

Die Entstehungsgeschichte des Archivs liegt so weit zurück, dass damals noch keine schriftlichen Aufzeichnungen existierten.
"Es existierten keine Aufzeichnungen ... beim Archiv?"
Paradox, aber wahr!!

>Die sind nur für (sehr) gewaltbereite Suchtis.

Da ist er wirklich handzahm, also zumindest in meiner Anwesenheit. Die Nachbarin (hatte ich von der Nachbarin berichtet ... ? Es ist alles etwas im Blur) meinte jedoch, dass da gerne mal vom Balkon runter gebrüllt wurde. Aber kann auch in der Antrink-Phase passieren, wer weiß.

>"Hier" war der Wille dann nach mehreren epileptischen Anfällen (aufgrund "eigenmächtigen" Entzuges und einer Leberzirrhose) irgendwann da.

Ja, davon haben die Sanis auch gewarnt, also kalter Entzug, der dann zu Krampfanfällen führen kann. "Sich runtersaufen" klingt total Banane, aber man muss wohl den Pegel wirklich langsam runter bringen. Man hat von so was ja keine Ahnung...

>Klar war dann aber auch, dass es 5 vor 12 ist und der Zug auf ein normales Leben mit hier und da einem Bierchen oder Weinchen abgefahren ist. Ein Leben ohne Alkohol - oder gar kein Leben mehr. Vorher auch immer tausend Ausreden, warum der Griff zur Flasche "nicht seine Schuld" war. Wie gesagt, irgendwas ist immer. Er war dann stationär in einer richtigen Entzugsklinik, wurde (meines Wissens nach) nie wieder rückfällig und hat noch über 20 Jahre damit rausgeholt.

Das sagte der Sani ebenso: "Sie sind 46 Jahre alt, wollen Sie jetzt schon ins Grab?"
Und man muss ja dazu sagen, dass ich die Woche auch einfach schon seelisch damit abgeschlossen habe, ihn noch mal lebend zu sehen... und DAS verzeihe ich ihm eine ganze Weile nicht, das ist als Situation einfach furchtbar. Will mir gar nicht vorstellen, wie das für Eltern sein muss, wenn die Tochter/Sohn verschwunden ist.

>Sein aktuelles Leben wär ihm das damals wohl auch nicht unbedingt wert gewesen, erst die Zukunft hat ihn dann belohnt. Deshalb ist es auch fast unmöglich von außen durchzudringen und wenn man es noch so gut meint. Am Ende hagelt es sogar noch Vorwürfe, warum man nicht besser "auf ihn aufgepasst" hat und man fängt an, die Rückschläge auf sich selbst zu projizieren.

So weit bin ich nicht und war ich nie. Aber es wird (wie gesagt? Ich gehe manches einfach so oft im Kopf durch, dass ich nicht weiß, ob ich das wo geschrieben oder nur gedacht habe) eine Liste geben an Dingen, die es zwingend braucht, wenn weiterhin eine Freundschaft bestehen soll: Zweitschlüssel für den Zutritt, Kontaktliste vom Therapeuten oder Privatkliniken, Ersatztelefon mit extra Sim-Karte ... generell muss sich auch seine Wohnung und Grundsituation verbessern. 3-4 mal die Woche ins Gym gehen weil "Muckis", aber nur einmal zur Therapie, weil "läuft ja", das kann es nicht mehr sein.

>Ohne den ehrlichen Willen des Schluckspechtes das anzupacken geht es nicht. Mit all den Konsequenzen, Schmerzen und Erkenntnissen und ohne wenn und aber. Man kann erst helfen, wenn dieser Schalter richtig umgelegt ist, vorher ist es vergebene Liebesmühe, so hart das auch klingt. Und sobald die erste Ausrede im Raum steht, ist dieser Punkt eben noch nicht erreicht, dann helfen auch Therapeuten und Gespräche nix.

Ich verstehe leider, dass er als Freelancer mit Auftraggebern und so da einen schweren Stand hat, weil der Markt unbarmherzig ist ... es hilft natürlich nix: Die Situation erfordert nun einen Reboot und das kann man nicht nebenbei machen.
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