Bullitt  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 31.07.2020 22:22 Uhr
Thema: Re:Durch (weitestgehend spoilerfrei) Antwort auf: Re:Durch (weitestgehend spoilerfrei) von michelangelo99
>>Insgesamt ist Death Stranding nichts desto trotz ein tolles Spiel.
>
>Ich habe immer wieder hier und da mal ein Gameplay-Video gesehen, in welchem der Typ mit irgendwas auf dem Rücken durch die Gegend läuft. Oder mit einem Fahrzeug(?) irgendwie überall aneckt. Alles, was mir von diesen Videos hängen geblieben ist, sind 3 Sachen: 1. Träge. 2. Hakelig. 3. Grau


2 der 3 Punkte sind durchaus zutreffend (träge + grau), allerdings sind das beides Punkte, welche bewusst so sind und zur Besonderheit des Spiels beitragen.
Wie soll man das erklären? Ich versuche es mal mit einem Vergleich, welcher nicht wertend gemeint ist, sondern lediglich die Unterschiede veranschaulichen soll:

Viele AAA-Titel legen den Fokus auf 2 Dinge: a) vor allem rund und fluffig zu sein + b) ihre Schauwerte sehr offensiv zu zeigen, also derart, dass es schon auf Screenshots und in Videos möglichst beeindruckend wirkt.

Death Stranding geht da einen etwas anderen Weg. Es kann gar nicht rund und fluffig sein, weil ansonsten das ganze Gameplay witzlos wäre. Es lebt ja gerade davon, dass selbst vermeintlich simples Laufen nicht zwingend einfach ist.
Und die Optik entfaltet sich erst dann, wenn man beim Spielen merkt, wie groß und lebensfeindlich diese Welt wirkt, wenn man sie dann aktiv durchqueren muss. Das ist sicher nicht auf dem ersten Blick "schön", aber im selben Maße beeindruckend, wie man halt Mond oder Mars beeindruckend finden kann, wenn man sich vorstellt wie es wäre, dort selbst unterwegs zu sein.

Beispiel Last of Us 2: Genau wie Death Stranding spielt es im Endzeit-Amerika der nahen Zukunft. Während Endzeit bei Last of Us jedoch bedeutet, dass bekannte Städte vor allem zu weiten Teilen von der Natur zurückgeholt werden, bedeutet das bei Death Stranding: Es gibt so gut wie keine Städte und Dörfer mehr. Und auch die Natur hat sich extrem verändert.
Kurzum: Völlig gegensätzliche Ansätze im Design.

>Plus einige Meinungen von Leuten, die die Story bis zum Schluss nicht verstehen.

Ich bin ja der Meinung, da gibt's nicht wirklich viel zu verstehen, auch wenn extrem viel gesagt wird. Kojima und seine Leute nehmen halt offensichtlich sehr viele sehr interessante Drogen.
Ich komme damit trotzdem ziemlich gut zurecht, aber dieser Punkt ist sicher sehr subjektiv. Ich kann auch an blödsinnigen Stories meinen Spaß haben - solange ein Spiel seine Blödsinnigkeit auch anerkennt und nicht verstecken möchte. Das ist bei Death Stranding der Fall. Dafür habe ich allerdings große Probleme damit, wenn mir Geschichten völlig ironiefrei als toternst verkauft werden, welche auf teils ziemlich abstrusen Prämissen aufbauen.
Aber wie gesagt, das ist völlig subjektiv, und kann jeder anders sehen.

>Die Kombination all dieser Sachen weckt in mir alles andere, bloß nicht das Verlangen, das jetzt spielen zu wollen.

Will ich gar nicht bestreiten. Death Stranding IST sehr eigen und schreckt sicher viele Spieler ab.
Ich mag das. Natürlich auch deshalb, weil es mich nicht abschreckt, aber vor allem, weil man dies von AAA-Spielen gar nicht so kennt. Normalerweise sind AA-Spiele dafür zuständig, Experimente einzugehen und trotzdem relativ groß zu sein, aber der AA-Sektor ist leider in den letzten Jahren extrem geschrumpft. Bei Big Budget Titeln wird ja normalerweise eher auf Nummer Sicher gegangen - vielleicht hat man sich bei dem Namen "Kojima" gedacht: "wird sich schon verkaufen, auch wenn der da ziemlich wirren Kram bastelt..."

>>Das Design der Welt ist fantastisch
>[...]
>>Außerdem ist es audiovisuell ein Fest.
>
>Wie gesagt, ich sehe immer nur eine karge Felslandschaft unter grauem Himmel. Umso erstaunter bin ich, wenn ich lese, wie das gelobt wird.


Es ist eine Feldlandschaft unter grauem Himmel, korrekt. Ich sehe nur nicht, was daran schlecht sein soll... ;)

>Ist deine >60h-Spielzeit normal oder hast du dir für alles ausgiebig Zeit gelassen?

Ich habe mir schon gut Zeit gelassen, allerdings würde ich 30 Stunden schon als Minimum schätzen, um die Story abzuschließen.

Christian
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