Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 18.02.2019 06:58 Uhr
Thema: Re:Kingdom Farts 3 - Oh Gawrsh! Antwort auf: Re:Kingdom Farts 3 - Oh Gawrsh! von strid3r
>Viele der Dinge, die du hier zu Square schreibst – und vor allem diejenigen aus diesem Abschnitt – sind mir durch den Kopf gegangen, während ich vor wenigen Wochen FFXV neu angefangen und dann nun endlich auch mal beendet habe.
>Um es vorweg zu nehmen: ich fand es übel. Es ist für mich eines der mit Abstand schlechtesten RPGs, die ich jüngst gespielt habe, einfach weil es in für mich Kernaspekten des Genres nicht nur versagt, sondern diese teilweise bestenfalls bruchstückhaft liefert, während es nicht einmal die einzigen beiden guten Ansätze konsequent durchzieht. Jenseits der sympathischen Party – welche dies aber auch nur dank der ab und an vorhandenen Dynamik zwischen den Charakteren ist und davon ab ebenfalls nicht viel zu bieten hat – ist das Spiel ein absolutes Trainwreck, welches alle Probleme offenlegt, die du jetzt anhand von Kingdom Hearts 3 beschreibst und Square seit nunmehr knapp 15 Jahren zu plagen scheinen.


Kann ich jetzt nicht widersprechen, aber FFXV wird einfach eines dieser Spiele sein, die ich mag, eben WEIL sie so pervers sind. Permanentes Autbattle als defaul Kampfsystem? Don't mind if I do! Zweistündiger CGI-Film, um überhaupt die Story zu verstehen? Warum sollte ich den gucken, um NOCH MEHR von der Shitlore mir reinzuziehen? LOL nein, verschwendete Lebenszeit, es gibt so viele Dinge die ich nicht verstehe, die Story von FFXV macht den Kohl auch nimmer fett. Unskipbares World Traversal, das IN DER REGEL (!!!) sechs bis zehn Minuten dauert, in denen man sich ein Butterbrot schmieren oder seine Katze rasieren kann? Ich kenn einen, der hat währenddessen einfach Kindle gelesen und mindestens ein Buch währenddessen weggefetzt, ich nenne sowas chillig! Du kannst dieses Spiel keinem normalen Menschen verkaufen, ohne ihm eiskalt ins Gesicht zu lügen, aber leck mich am Arsch hab ich es in drei Wochen am Stück durchgeknattert wie so ein Rentner im Tantra-Fieber. Keine Sorge, der erste Schritt zu meiner Heilung ist, mir einzugestehen, dass ich ein Problem habe.

>Sie schaffen es zum einen nicht, fokussiert eine Geschichte von Anfang bis zum Ende zu erzählen und dabei die relevanten Charaktere zu etablieren bzw. angemessen deren Hintergründe, Beziehungen und Motivationen zu beleuchten.

Alter, FFXV ist easy mode was das angeht, alles was dir fehlt ist die Exposition und der grundsätzliche Plot. In FFXV hast du fast niemanden, der zwei Namen hat. In Kingdom Hearts ist fast jede Figur, die nicht irgendeine Disney-Mißgeburt ist, mindestens zwei andere Personen (Think Matrushka) und hat mindestens so viele Namen, meistens der Name einfach rückwärts mit einem random reingebatschten X irgendwo am Anfang oder in der Mitte. Das wird einfach so in nem Nebensatz fallen gelassen. Figuren sind einerseits die Figuren aus Final Fantasy, aber auch ganz andere Figuren. Das ist richtig richtig schlechter David Lynch Shit, INLAND EMPIRE-Ära Lynch. Aber es ist so beschissen und fucked up ("wild" sagen die Amis mittlerweile zu sowas, und es passt auch total) das ich nicht anders reagieren kann als mit Faszination. "Spielbarer Fiebertraum" ist, wenn die Production Values krank genug sind, für mich ein Unique Selling Point.

>Dabei gehen schlechtes Writing (bei einem so dumm konzipierten Villain samt Background und Einführung wäre zumindest in dessen Falle aber auch bei der besten Umsetzung immer noch Hopfen und Malz verloren gewesen),

Ehrliche Frage - wer war nochmal der Villain in FFXV und warum? Ich hab das entweder nicht gerallt oder kann mich nicht erinnern.

Mir sollte eigentlich allein dieses Fadens wegen niemand mehr vorwerfen dürfen, dass ich alles aus Prinzip scheiße finde und so'n Schmarrn. Meine Liebe fällt nicht selten auf (in?) entlegene Winkel. Das diese Frage für mich überhaupt aufkommt, obwohl ich das Spiel auf PS4 (ohne Addons) mit 80% aller Trophäen durchgespielt habe und die PC-Version mit Addons etwa zur Hälfte, ist objektiv eigentlich ein KO-Kriterium für diese Art von Spiel, aber trotzdem.

>unschlüssige Konzepte und deren Umsetzung Hand in Hand. Ich bin sicher kein Experte in dem Bereich, aber die Geschichte von FFXV und die Perspektive, aus der selbige erzählt wird, ist imo konzeptionell schon eine Totgeburt, weil sie den Spieler ständig von den eigentlichen Geschehnissen distanziert. Wie oft man in dem Spiel erzählt bekommt, was anderswo für krasser shit abgegangen ist, ist jenseits von Gut und Böse. Auch hier kommt der von dir bzgl. KH3 angesprochene und völlig verkorkste Media-Mix ins Spiel, allerdings kommt auch hinzu, dass man bei Square eigentlich nur noch gewohnt ist, dass sich Charaktere gegenseitig die eigene Spielwelt, in der sie leben, erklären und es selbst innerhalb von 20-40 Stunden nichtmal ansatzweise schaffen zumindest dies abzuschließen.

Ja, völlig richtig. Alles an diesen Spielen ist eigentlich schlimm. Das muss (!!!) man wissen, bevor man da reingeht. Wer sowas kauft, um seine Kinder davor zu parken, hat das Prinzip nicht verstanden. Wobei ich es grundsätzlich gut finde, Leute so zu erziehen, dass sie Disney von der Kindheit an hassen oder zumindest mit negativen Emotionen verbinden.

>Was wiederum meistens die Folge einer völlig überverkomplizierten Spielwelt samt politischen Hintergründen, Mythologie, Regelwerk und hassenichgesehen ist, womit wir auch hier beim Thema Komplexität vs. Kompliziertheit wären. Man hat seit spätesens FFXII ja den Eindruck, dass erst die Spielwelt konzipiert und anschließend versucht wird, irgendeine Handlung in deren Rahmen zu pressen, welche aber auch dann eher zweitrangig und zweckmäßig ist.

FFXII größtes Problem war, dass nicht Balthier Hauptchar war, sondern fucking Vaan. Das, und dass sie die Sachen, die World of Warcraft möglichst vor dem Spieler verstecken würde, notgedrungen als Offline-Grinder offen zugängig machen mussten, weil es in Fights wie ein MMO funktionierte und die PS2 nur so viel KI zuließ.

Der sprichwörtliche "Henkel zum Wegwerfen" und Design-Kainsmal des Spiels ist die Fast-Forward-Funktion. Das ist eigentlich mehr als die Hälfte des Wegs, um ein Spiel zu einem Clickergame zu machen wie Cookie Clicker oder Infinite Paperclips. Das gesamte Balancing, die "Meta", wird so effektiv ausgehebelt und die Frage drängt sich auf, warum man sich nicht das gesamte Spiel im sechzigfachen Fast Forward reinziehen kann wie damals auf nem Videorekorder mit ner Sendung, die man im bandsparenden "Longplay"-Format aufgezeichnet hat. Wrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrbutz Abspann Thanks for Playing Trophy Achieved und gute Nacht, schlafen sie schön.

>Dass Charaktere normale Gespräche miteinander führen und so deren Beziehungen etabliert wird: absolute Ausnahme wenn nicht direkt Fehlanzeige.

Was allein Prompto für ein nutzloser Hurensohn ist und ich trotzdem mit ihm Mitleid hatte, als er mir auf der Leuchtreklame eines billigen Motels erzählt hat, wie sehr er darunter gelitten hat, dass ihn in der Kindheit alle als fett bezeichnet haben (Fuck ich wünschte ich würde mir das ausdenken Leude). "Halt dein häßliches Maul, du schmaler Hering, du halbe Portion, du Vier-Minuten-Ei von Mensch! Ach komm her, wie kann ich dir böse sein, lassen wir uns von unserem Daddy Ignis eine armdicke Scheibe Thunfisch mit Fritten kochen, Brah"

>Ich nehme an in KH3 werden sich 99% der Dialoge ebenfalls nur um konfusen Unsinn drehen, der in anderen Spielen nicht weniger konfus und unsinnig ist, von diesen aber nicht derart in den Fokus gesetzt wird.

Ähem *räusper* aaaalso: Es gibt das Konzept von Herzen und Körpern. Ein Körper ohne Herz ist ein Herzloser, ein Herz ohne Körper... nein. Nochmal von vorn. Die Leere eines Körpers, dem das Herz fehlt, ist ein Herzloser, aber der Körper selbst ist ein Niemand. Das bedingt, das Körper, auch einfach um auf Nummer sicher zu gehen, mit ein paar extra Herzen gefüllt werden können, aber solche Wesen können nur mit einem Herz pro Welt existieren. Entsprechend kann es aber von einem Wesen, und als "Wesen" bezeichnen wir einfach mal Sora und Riku, mehrere Herzlose und Niemande geben. Der Prozess ist reversibel, es sei denn, er ist es nicht. Micky Maus hat quasi den Ku-Klux-Klan derjenigen infiltriert, die alle Menschen in Herzlose und Niemande verwandeln will, um quasi irgendwann den perfekten Menschen zu erschaffen, aber man weiß auch nicht so recht, was sein gottverdammtes Endgame ist, weil zumindest in der Welt oder der Realitätsebene, in der ich mich als Felix Deutschland befinde, Micky Maus sowas wie die Cartoonversion von Adolf Hitler ist und meine Sympathien eventuell nicht in die vorvertieften Einkerbungen reinflutschen, die sich die Walt Disney Company derselben Realitätsebene vorgestellt hat. Anyway, in Kingdom Hearts Land ist Micky Maus sowas wie Jack Bauer, Goofy ist Tony Almeida und Donald Duck eine Mischung aus Chloe und Donald Duck, und Sora/Roxas/??? ist unser Viewpoint Character, also sowas wie Chase Edmunds oder Kim Bauer. Entschuldigung, mir spritzt gerade ein fontänenhafter Strom Blut aus beiden Augenwinkeln, nachdem irgendwas knapp hinter meinen Ohren mit einem massiven Plopp-Geräusch explodiert ist ich hoffe ich brauche diesen Teil meines Gehirns nicht mehr denn er ist jetzt wohl offiziell WEG.

>Zum anderen merkt man schlicht an jedem Aspekt des Spiels, dass es bei Square offenbar keinerlei Balance in der Planung zu geben scheint.

Dies. Seit Jahren predige ich, dass der Laden bald pleite geht, und als wäre diese Firma Kota Ibushi steht sie immer. wieder. auf. Und das, obwohl sie sich solcher Flops wie der Hitman-Reihe entledigt hat und mit Überraschungshits wie "The Quiet Man" die Fachwelt in Extase versetzte. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, das Squenix wie eines dieser Immobilien-Pyramidenspiele aus den Yakuza-Spielen ist, in die irgendwann so viele Leute involviert sind, dass die Regierung über halblegale Kanäle den ganzen Scheiß subventionieren muss, damit nicht wie in einem Domino-Effekt das halbe Land gleichzeitig arbeitslos wird. Irgendwas sagt mir, dass die Zukunft des Unternehmens mehr von nordkoreanischen Pachinko-Butzen-Betreibern und einem 80jährigen Kongressabgeordneten abhängt, der nie in seinem Leben auch nur näher als 20 Meter an einen Computer herangekommen ist, als davon, ob Tomb Raider: Now Let's Raid Those Freaking Tombs mit 15 Millionen durchverkauften Einheiten die Gewinnerwartungen nicht erfüllen konnte. Wobei Activisions Geschäftsergebnisse mittlerweile auch die Frage aufwerfen, ob jemand Kapitalismus noch braucht, oder ob der weg kann. Funktioniert irgendwie nimmer so recht.

>Was einen zu der Frage bringt, ob es an einer völlig falschen Aufstellung der Firma und ihrer Abteilungen, oder an überforderten Projektleitern liegt. Es wäre für mich wirklich sehr interessant, einen Vergleich zwischen der Vorgehensweise und Teamaufstellung von Monolith und Square bei solchen Projekten zu sehen, wobei es Square selbst viel eher interessieren sollte (womit ich nicht ausschließen will, dass man sich auch dort der Problematik zumindest in Ansätzen bewusst ist).

Jaaaaa das wäre das geilste der Welt. Squenix sind noch beschissener im Projektmanagement als die Entwickler von Crackdown 3. Was schon eine Ansage ist. Sie können es einfach nicht. Was man bei erfolgreichen Businessmenschen "antizyklisches Denken" nennt, ist bei denen schlicht ein animiertes Gif von einem Russen mit Lippen fast so schwarz wie dessen Zähne, der durch seine Nase gierig aus einem billigen Glaschillum Krokodil raucht. On that matter, save 33% off "The Quiet Man" by pre-ordering! Half of our profits go straight to the Eric Trump Foundation for giving ass cancer to innocent underprivilegded children and teenagers!

>Es ist in jedem Fall schwer nachvollziehbar, wie FFXV ein derart schlechtes RPG sein kann (und das ist es bzgl. Handlung, Storytelling, Writing, Charakterentwicklung, Questdesign, Dungeons, Spielstruktur und Traversal, Charakter Customization, Kampfsystem etc. zweifellos), während es gleichzeitig über weite Teile als Grafikdemo herhalten könnte und ein absurd detailreiches Art und World Design bietet.

Irgendwann wird der Computer erschwinglich, der das Spiel in 60 fps mit normalem Framepacing und brauchbarem Aliasing ermöglicht. Dabei ist das Spiel afair in der UE4 gemacht worden, oder? Oder ist das wirklich noch deren Crystallis-Engine oder wie die hieß?

>Die Prioritäten scheinen völlig falsch gesetzt.

Final Fantasy XIV dient einerseits als Beleg für diese These, andererseits aber als Gegenargument. So ein Spiel komplett von Grund auf nochmal neu zu programmieren, und das in anderthalb Jahren, zeugt von einer fast manisch auf Produktivität ausgerichteten Projekt-Pipeline. Wie sie das geschafft haben, ohne buchstäbliche Zwangsarbeit von Gefängnisinsassen, wird für mich immer ein Geheimnis bleiben. Das ist völliger Wahnsinn. Dieselbe Firma kriegt in zwei Jahrzehnten nicht mehr als drei Singleplayer-RPGs auf AAA-Niveau geschissen. Ja, klar, ergibt mega Sinn.

>Beim Venedig Abschnitt saß ich fasziniert und ratlos vor dem Spiel, weil der Eindruck, den das Spiel visuell vermittelt und das reale Maß an Interaktion, welches es dort letztendlich bietet, nicht weiter auseinander liegen könnten. Selten habe ich eine derart detailliert ausgearbeitete Kulisse gesehen, die darüber hinaus eigentlich keine wirkliche Funktion besitzt, welche ein derartiges Ausmaß an Detailliebe rechtfertigen würde und wodurch der Effekt einer überzeugenden Lebendigkeit, trotz all des Aufwands, in Windeseile komplett verpufft.

Und der Abschnitt endet auch noch mit einem der schlimmsten Bosskämpfe, die ich je in einem Spiel von dieser Kragenweite spielen musste (Dieses Vogelwesen in der Arena, mit dem ganzen Wasser und dem Scheiß). Es ist völlig krank, dass die Location eigentlich eine glorifizierte Autobahnraststätte in Relation zur "gesamten Reise" ist. Es muss so unfassbar schwer gewesen sein, aus den Fetzen von FF Versus XIII noch irgendwas in der Form eines Spiels zusammenzupappen, aber das Ergebnis ist nichts anderes als ein Duke Nukem Forever, das aus Gründen, die sich meiner Erklärung entziehen, meinen offensichtlich sehr beschissenen Geschmack trifft. FF XV hätte die Welt erobern können, wenn sie alle Figuren offen schwul gemacht hätten und deren interne Liebeleien, Zwist und Triumphe als Team an Drama gereicht hätten, aber in Japan ist Sex mit Männern eine Sache die man in seiner eigenen Zeit bei sich zu Hause macht und nichts, mit dem man andere belästigen soll, und deswegen auch kein Element queerer Selbstbestimmung im Land der aufgehenden Sonne, sondern Hedwig Kreuz-Mahler-Shit für heterosexuelle Hausfrauen und Teens mit zu wenig Benis im alltäglichen Tagesgeschäft. Read the room, Squenix! Gebt uns eine queere Videospielversion von Terrace House mit DIESEN Production Values, investiert den Rest der Zeit darin eure verschissenen Frames vernünftig zu pacen, und verdient euch dumm und dusselig. Das man auf die ganzen hitlergeilen Incels als Kundschaft gepflegt scheisen kann dürfte doch für die Kameraden raffbar sein, oder nicht?

>Das Resultat war (wieder einmal), dass mich zum Ende hin keine Wendung und fast kein Charakter gejuckt hat – weder im positiven, noch im negativen Sinne – und ich müsste mit der Lupe nach Szenen suchen, die ich als einprägsam oder gut hervorheben könnte. Und das ist nun seit langer Zeit symptomatisch für Spiele von Square (wobei FFXII ja immerhin ein ordentlicher Grinder gewesen zu sein scheint. Hatte halt wie bei XIII nach 10 Stunden keinen Bock mehr auf den Schmarrn). Die Faszination geht wirklich ausschließlich von der absurd aufwändigen Präsentation ihrer Spiele aus.
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