Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 16.11.2017 22:05 Uhr
Thema: Re:Auf der Basis braucht man nicht zu diskutieren, Felix. Antwort auf: Re:Auf der Basis braucht man nicht zu diskutieren, Felix. von Seriös
>>Ach komm. Ich muss jetzt kein Impulsreferat über das Thema halten, über griechische Dramen und wie viele Autoren von Hollywoodfilmen, die in den letzten Jahren im Kino liefen, Ivy-League-Absolventen sind (So gut wie alle. Hollywood ist, völlig überraschenderweise, nicht sehr divers). "Dumme" Unterhaltung wird in aller Regel von hochgebildeten Leuten gemacht, was sie, wenn sie scheitern, umso tragischer macht, aber wenn sie Erfolg haben, umso erfolgreicher. Und das ist nur eine Facette an einer Dichotomie, die imho völlig überflüssig, wenn nicht gar hinderlich ist.
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>Ich sage nicht dass die Leute die das Herstellen dumm sind (warum sollten sie?).  


Das habe ich auch nicht so verstanden und beziehe mich nicht darauf. Es geht mir auch gar nicht um Intellekt, sondern um die untrennbare Verschränkung zwischen dem, was gemeinläufig als E- und U-Kultur definiert wird, und dass das eine aus dem anderen entsteht und umgekehrt, eine Differenzierung also Unsinn bis unmöglich ist.

>Der Unterschied zwischen Massen und Hochunterhaltung ist dass du notwendigerweise unterschiedliche Motivationen hast.  Produzierst du primär für Kritiker (und ein Bürgertum dass sich nach Kritikern richtet) produzierst du Produkte von denen du ausgehst dass sie dieses Publikum ansprechen, sei es moralisch/ästhetisch/intellekuell oder sonstwie.  Produzierst du für den Massenmarkt, produzierst du für einen Konsumenten von dem du erstmal keine Ahnung hast was er will, der dir durch seine Reaktionen auf deine Produkte aber relativ schnell indirekt mitteilt was er will, das Resultat kann man auf boxofficemojo bewundern.

Das ist mir viel zu eng gedacht, weil es nicht berücksichtigt, wie sich sowohl das, was wir als "Markt", für den man "produziert" gewandelt haben, wie auch die Gründe, aus denen Menschen Kultur "produzieren" und welche "Art" Mensch diese Kultur "produziert". Kultur ist als Konzept nichts, in dem der Begriff "Markt" eine wesentliche Rolle spielt, eine weitaus geringere zumindest als beispielsweise "Ritus" oder, kein Plan, "Fabel". Kultur aus einer marktwirtschaftlichen Perspektive her zu denken, ergibt aber im Falle von Videospielen zur Zeit durchaus Sinn, weil eben schon die Inklusivität des schöpferischen Prozesses (bzw. der Mangel an dieser) geschäftliche Interessen zu DEM zentralen Motivator beim Schaffen macht. Dasselbe Problem hatte der Film über ein Jahrhundert lang, bis zur Erfindung von Video (Magnetbandaufzeichnung). Das alles ist HEUTE noch wichtig, aber in zweihundert Jahren, kein Plan, kannst du interaktive MMORPG-Welten einfach denken, kollaboratives Träumen. In gewisser Hinsicht sind MMORPGs das schon heute, es sind nur die Träume von jemand anderem.

>Ich seh da aber auch nicht so ganz das Drama.  

Bleibt dir ja unbenommen.

>Ich hab bis heute keinen einzigen Transformers oder Fast and the Furious Teil gesehen.  

Und nichts wesentliches verpasst. Trotzdem sind das Inhalte, die im Hier und Jetzt weltweit mit den größen Bekanntheitsgrad genießen, und die Gründe dafür sind vielschichtig und interessant. Super Mario ist schon lange ungefähr so bekannt, wenn nicht gar bekannter, als Micky Maus. Und Pikachu raucht beide in puncto Popularität mittlerweile wohl drei mal in der Pfeife.
Das ein ganzer Planet (!) solche omnipräsenten Ikonen hat, dass in Saudi-Arabien Imame vor Pokemon warnten weil sie den Leuten erzählten, Nintendo sei von Juden kontrolliert und "Pikachu!" (Das einzige Wort, das Pikachu sagen kann) würde "Ich bin Jude!" bedeuten, das ist... so weird, so düster, so unendlich wundervoll. Ich kann bis heute über diese mega abstruse Pikachu-vs-Imame-Story lachen, obwohl bzw. weil im Zentrum der ganzen Sache die Lächerlichkeit von deren institutionalisiertem Antisemitismus steht und sich über diese völlig abwegige Achse bahn bricht, an ner ganz anderen Ecke der Welt... und ich mich natürlich frage: "Wenn der Erfinder von Pikachu das wüsste, was würde DER widerum davon halten?" Ich find das sauinteressant.

>Mit dem ganzen alten und Nischenkram den es im Netz und auf Datenträgern zu bewundern gibt gibts aber wirklich genug alternativen.

Der überwiegende Großteil der Filme, die ich heutzutage gucke, sind allgemein als Schwerverbechen am Medium selbst anerkannte Anti-Meisterwerke. Kann ich für mich aus irgendeinem Grund mehr Entertainment rausschlagen. Ich mag Sachen, die mich entweder begeistern oder aufregen, wirklich verachten tue ich nur das Mittelmaß. Bzw. ignoriere ich es, und mittlerweile gibt es fast nur noch Mittelmaß. Zumindest ist das, was sich der größten Beliebtheit erfreut, für mich am Langweiligsten, und das Gute darunter langweilig zu loben, weil es jeder tut. Wirklich interessant finde ich Sachen, wo halbwegs normale Leute aktiv nicht hingucken wollen.
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