Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 20.10.2017 15:42 Uhr
Thema: Re:Activision: Microtransaction-based Matchmaking Patent Antwort auf: Re:Activision: Microtransaction-based Matchmaking Patent von Macher
>>[https://www.youtube.com/watch?v=ZSpP3Ge-dq0]
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>>Irgendwann, - irgendwann - muss es doch mal knallen, oder? Widerlich.
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>Statt einem großen Videospiel-Crash gibt es mehrere kleine.
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>- In der Theorie gibt es nichts gegen facebook-Spiele einzuwenden. Der Vorteil ist, dass man schon echte Freunde in der Freundesliste dort hat und man könnte ein paar gute Minispiele machen, die leicht zugänglich sind und Spaß machen. Farmville musste aber nach dem scorched earth-Prinzip alles plattmachen und das letzte Quentchen Zeit und Geld aus den Leuten herausquetschen, so dass niemand mehr facebook Spiele vertraut und der Marktplatz tot ist.
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>- Musikspiele mit Gitarren-, Drums- und sonstiges Zubehör. Zutode geritten.
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>- Spiele, die mit Spielzeugen mitverkauft werden. Gestern wurde bekannt, dass Lego-Dimensions zumacht. Skylanders ist auch tot, glaube ich. Die Amiibos werden wahrscheinlich überleben, weil sie nicht an ein Spiel gebunden sind und die Spiele nicht davon abhängig sind.


Allgemein muss man sagen, dass das keine "Crashes" für mich sind, sondern normale Marktfluktuationen, die nicht "Gaming" als solches, also als Geschäftsmodell, in Frage stellen. Man sollte vielleicht auch etwas Hysterie aus der ganzen Sache rausnehmen und dieses "Crash"-Wort entweder weglassen oder ganz klar als subjektive Wunschvorstellung herausstellen. Ich denke nicht, dass der Konsum interaktiver Unterhaltung eine Sache ist, die durch wirtschaftliche Faktoren in den nächsten paar hundert Jahren aus unserer Kultur tilgbar ist, dafür sind mittlerweile die Mittel zur Erstellung und zum Vertrieb viel zu krass demokratisiert. Selbst wenn EA, Activision, Ubisoft, Zenimax und 2K Games/Take Two Interactive morgen gleichzeitig den Arsch zumachen würden, gäbe es nicht auf einmal keine Videospiele mehr. Das war ja selbst zu Zeiten des "Crashs" nicht der Fall; allein die C64-Homebrew-Szene hätte das "Medium" am Leben gehalten - Nintendo hat nur eben die ganz großen Fleischtöpfe noch warm gehalten bekommen und dabei geholfen, das Geschäft in erheblich kürzerer Zeit erheblich größer werden zu lassen. Was widerum ein Pro-Argument für das Funktionieren von Kapitalismus ist.

>- Diese Grinding-/Lootbox-Kombination scheint auch auf dem absteigenden Ast zu sein. Destiny 2 hat deutlich weniger physikalische Kopien verkauft als Teil 1, also so wenig, dass es nicht so aussieht, dass die digitalen Verkäufe das wieder wettmachen. Call of Duty ist ein langsam sinkendes Schiff. Ich bin neugierig, wie sich Battlefront 2 schlagen wird. Meine Vermutung ist, dass es nicht so gut laufen wird, wie sich EA erhofft.

DAS ist ein sehr interessanter Punkt, weil ich denke, dass deine Beobachtungen komplett ins Schwarze treffen. Man merkt ja jetzt schon, wie koordiniert die Bewegungen in Richtung Battle Royale gehen und man aus der Gameplay-Formel von PUBG
das neue Platform-based-Gedönse abziehen will. So wie mit "Action-Sports"-Spielen wie Tony Hawk usw. zur Jahrtausendwende rum. Deren Tod hat Activision auf einem Arschhaar abgesessen.

Wichtig ist, dass die Branche es irgendwie schafft, sich auch an die Ansprüche von modernen Arbeitnehmern anzupassen, also kein Popo-Getatsche, keine Glass Ceiling, Lohn- oder Freizeitausgleich für Crunch usw., sonst werden die weiterhin keine Mitarbeiter halten können und damit auch Know-How innerhalb der Branche.

Man kann viel Schlechtes über die sehr vertrockneten Strukturen und die Unternehmenskultur bei Nintendo sagen, aber die Leute da werden wirklich noch über Jahrzehnte hinweg an ihre Aufgaben rangeführt, ohne, dass man ihnen Verantwortung für Projekte erst im Greisenalter zugesteht. Viele Leute da führen ihre ersten Games als Director mit Ende 20, Anfang 30 an, wie aldiweil Miyamoto. Und du merkst, dass durch sowas erst eine Kultur der Qualität und Konsistenz entstehen kann.

Es wird wichtiger sein, als Branche normal genug zu werden, dass man sich zumindest perspektivisch eine lebenslange Karriere in der Industrie vorstellen kann oder nicht, sonst machen alle irgendwann Anwendersoftware für Finanzdienstleistungen oder Business-to-Business-Industrie-4.0-Schnittstellen-Platformen oder wasweißich. Zur Zeit hab ich eher das Gefühl, dass die Gamesbranche für Kreative und Coder gleichermaßen so eine Art Crucible ist, dass im Lebenslauf als Beleg für Belastbarkeit bei besseren Arbeitgebern nützlich ist und ansonsten halt als Flegeljahre durchgeht, an die man lachend zurückdenkt und sich erinnert, wie man sich von idiotischen Vorgesetzten hat rumschubsen lassen wegen irgendwelcher Schnurrbarthaare bei NPC Nr. 387 und drei Tage durchgearbeitet hat damit der Schriftsatz in Textboxen endlich konsistent im ganzen Spiel auf die richtige Auflösung skaliert. "In welchem Spiel?" "Och, bloß Halo 5." "Du schaffst es, dass mir Halo 5 nachträglich noch weniger Spaß gemacht hat." "Ich weiß! GAMING, BRUH!"

>Die Leute haben weder das Geld noch die Zeit, viele solcher Spiele aufrechtzuerhalten. Es wird gesunde Verteilung des Kuchens geben. Es wird vielleicht ein oder zwei Spiele in jedem Genre geben, das gut läuft, und der Rest wird viel Geld verlieren und es eventuell aufgeben, so wie mit den MMOs.
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>Ich habe es schon immer gesagt. Rollenspielelemente werden der Untergang der Videospiele sein.


Alles irgendwie kokett in Zeiten, in denen ein 2D-Plattformer mit einer Ästhetik buchstäblich aus Führers Zeiten (NICHT Führers Reich!) die Massen in Extase versetzt. Gaming wird uns guter- wie schlechterdings noch lange erhalten bleiben.
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