Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 13.03.2017 21:30 Uhr
Thema: Re:Der geilste Käse stinkt Antwort auf: Der geilste Käse stinkt von token
Ich kann das jetzt nicht alles auseinanderdröseln (Bock hält sich da auch in Grenzen), aber da fliegt viel durcheinander. Im Grunde hast du Probleme mit einem Genre, nicht nur Zelda. Das ist legitim. Genauso wie Fetti BotW meinetwegen 1/10 geben kann, idgaf. Ist ja sein gutes Recht.
Und niemand findet an jedem Punkt in seinem Leben eine Sache, die er irgendwann mal entdeckt hat, gleichermaßen gut. Das liegt auch daran, dass das M! in einer Medienwelt sozialisiert wurde, wo Konsumentscheidungen quasi der Ersatz für Identity Politics waren (Nintendo oder SEGA? Hosen oder Ärzte? Limahl oder was auch immer das Mexican Non-Union Equivalent zu Limahl war?) und Leute sich alles mögliche auf den Steiß tättowieren lassen, im buchstäblichen wie übertragenen Sinne. Statt Benno Ohnesorg halt Killerspieldebatte und Unterschriftenlisten gegen Theo Koll.

Problematisch finde ich die Nutzung und Gewichtung des Wortes "Innovation", der besonders bei im weitesten Sinne tech-relatierten Themen mittlerweile komplett bedeutungslos geworden ist. Auch und gerade wenn es um Spiele geht. Innerhalb eines Genres kann man vielleicht noch differenzieren, aber allein der Genrebegriff (eine sehr wichtige Frage!) ist bis heute nicht befriedigend beantwortet worden, weil der akademische Diskurs zu Games auch zu bräsig und oft extrem abgekoppelt von der Wirklichkeit ist. Ob du jetzt Patiencen legst, Halma spielst, Candy Crush oder Counterstrike, ist halt im weitesten Sinne auch alles derselbe Lack und macht weder satt noch produziert es Nachkommen. Aber die Debatte "Ist es nicht voll krass, das wir so gerne Spielen, obwohl es sinnlos ist?" ist schon drölf mal durch, und ab und zu schreit irgendein Kasper rein das Videospiele fucking KUNST sind und richtig widersprechen will ihm zwar keiner aber interessieren tut es auch niemanden. Just fucking GAMES, man. Unterhaltungsprodukte. "KONG - Das Film" ist es auch egal, was ich von ihm denke. Spielejournalismus war schon IMMER Influencer-Marketing. Die Suche nach "Realness", "echter Liebe" usw. usf. ist halt auch irgendwie Quatsch. Man sucht halt immer nach dem "next best thing close to it", aber es wird nie erreicht werden, diese Rolle gebührt auf immer dem leckeren Heroin.

Inhaltlich dürfte klar sein, was ich denke. Spätestens mit Skyward Sword waren die 3D-Zeldas unzumutbare altmodische Scheiße geworden, die aus reinem Fahnengehorsam Zehnerwertungen kassierten (Oder die 9/10, weils halt nicht ganz so perfekt ist, anstatt dass man ehrlich ist und sagt "5/10 mit gutem Willen, Fußmedizin ist spaßiger"). Die OoT-Formel ist in Spiele wie Darksiders, die Arkham-Spiele von Rocksteady und was weiß ich nicht alles geflossen. Ubiworld, Schmubiworld halt. Jetzt bedient sich Zelda zurück. Das man die Spiele, von denen Zelda widerum kopiert, selber bis zur Vergasung gezockt hat, ist halt occupational hazard. Nachvollziehbar, aber unvermeidlich, wenn einem solche Spiele Spaß machen.

Was ich noch nirgendwo gelesen habe, dass es einem aufgefallen ist, aber was schon einen größeren Unterschied macht als man denken mag: Bei BotW gibt es keinen Progress Counter. Keine Statistik-Funktion. Es gibt die 12 Fotos, ja, aber es wird nicht in der Form dargestellt: "XX/12 Fotos" sondern man hat gleich eine Übersicht.

Das hat fast was Apple-mäßiges, dass man das Wissen um die Echsenhirne der User gegen sie verwendet. Simple Bauerntricks, damit die Leute es nicht zwangsläufig wie ne Excel-Tabelle zocken, weil der für sie wichtigste Bildschirm buchstäblich eine Excel-Tabelle ist. Aber wie gesagt, eine Kleinigkeit.

Ein Spiel, dass ich letztes Jahr sehr gehasst hab, obwohl es eigentlich genau mein Ding sein müsste, war das neue (Rise of the) Tomb Raider. Ich fand es furchtbar. Unter anderem auch, weil ständig Popups kamen: "18/20 Missing Relics found in area!" und so ne Kacke. Grauenhaft. In BotW sind wahrscheinlich am Ende sogar mehr (!) Sammel-Kacksachen drin als in RotTR, aber boy, wird es einem nicht alle 20 Sekunden unter die Nase gerieben.

Bei mir macht das jetzt einen Unterschied, beim Nächsten ist so Kleinkram wurscht, ist doch okay. Letztens gelesen, dass irgendein Spezi "Horizon: Forza Dawn" nicht spielen wollte, weil er die Frisur der Hauptfigur zu häßlisch fand. "Linksversiffte Dreads-Fotze, WÄHLT BESTIMMT DIE GRÜNEN!!!1", so stell ich mir so jemanden dann vor der Konsole vor, ich kann halt nicht anders, ich bin ein dummes Schwein.

Aber wer bin ich, ihn dafür ernsthaft zu verurteilen? Er sucht sich halt die Frisur raus ("Allein das ich WIEDER ne FOTZE spielen muss!!1"), bei mir wären es jetzt speziell die Roboter und dass ich genau die Art von Grafikblender mit eingebauter Open-World-Knallfolie jetzt grad nicht sooo haben muss. Naja gut, jetzt in dem Fall unterstelle ich völlig grundlos krasseste Misogynie, nur um billig zu provozieren und den Leser aus seinem Fluss zu werfen, damit er sich mit sich selbst und seiner kranken Umwelt konfrontiert!

BotW ist jedenfalls für Leute, die woke af sind wie auch für Red-Piller gleichermaßen konsumierbar. Gender-Stereotypen werden hinterfragt und auf den Kopf gestellt, nur absolute Cucklords zockieren lieber Ghost Recon!

***Diese Nachricht wurde von Felix Deutschland am 13.03.2017 21:31 bearbeitet.***
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