Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 15.08.2016 14:25 Uhr
Thema: Re:Jetzt mal ganz ehrlich: Antwort auf: Re:Jetzt mal ganz ehrlich: von Bullitt
>>Ich kann schon den kindlichen Reiz verstehen, ein wenig beim Hausbrand von Hello Games zuzugucken, aber man sollte dabei auch Maß und Vernunft bewahren. Das alles soll auch nicht die Performance entschuldigen, aber wir leben nunmal in der Realität, und da gibt es Grenzen was 15 Mann erreichen können. Sie haben sich wacker geschlagen, bedenkt man die Bedingungen.
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>Wenn wir schon mal im "Jetzt mal ganzganzganzdoll ehrlich"-Ast sind: Als sie den Preis auf 60 Euro festgelegt haben, haben sie diesen Indie-Bonus verwirkt. Sie kassieren ab wie ein AAA-Titel - dann erwarte ich logischerweise auch AAA-Production Value, oder zumindest _glaubwürdige_ Bestrebungen, diesen Preis im Nachhinein auch zu rechtfertigen.


Ha, "Aliens: Colonial Marines" hat angerufen und nur gelallt, kein Plan was das Spiel von mir wollte.

Die Leuts haben sich halt an die Kalkulation gesetzt und das Minimaxin angefangen. In deren Position würde ich exakt dasselbe machen: Wie kriege ich aus der Chose möglichst viel Kohle raus? Das kann man an Teamgröße nicht mehr fest machen, und wenn unter Leuten, die in den 90ern 700 Mark für NeoGeo-Spiele oder 240 Mark für Japano-RPGs ausgegeben haben, die Preisdebatte geführt wird... sorry.

Was soll denn der verlangte Preis an deren Indie-Status ändern? Selbst in der Filmproduktion geht die Logik nicht auf; Filme wie Incheon, die von der Moon-Sekte finanziert wurden und in denen SIR LAURENCE OLIVIER mitspielt waren auch "AAA-Filmproduktionen" wenn man sich das Budget anguckt, sind aber nicht im Studiosystem entstanden (Und waren krasser Sondermüll, mit denen absolut kein Geld verdient wurde).

Wenn es da um Sachen geht wie "Ich hab mein Haus verkauft um den Scheiß zu finanzieren" dann müsste man schon ziemlich vom Wickeltisch gefallen sein, wenn man davon ausgeht, dass der Kollege dafür dieselben 20 Euro nimmt wie ein "Gone Home". Und bei Gone Home haben die Leute schon gemault, die sonst für einen Kinobesuch mit ihrer Perle ohne mit der Wimper zu zucken 30 Euro (OHNE Popcorn!) hinlegen für die IMAX-Vorführung von "Kindsköpfe 2". Ein Railroad-Simulator (Indie!!1) kostet mit allen Erweiterungen über sechstausend (!) Euro. Wenn gerade Sale ist.

>"Wir sind ja so ein armes kleines Team"-Ausreden zu bringen, während sie gleichzeuitig dank des geringen Production Values mitohne Publisher mit Sicherheit eine geradezu obzöne Gewinnspanne haben werden durch den Einzelpreis von 60 Euro, ist frech hoch zehn.

Frech ist da gar nix. Die wollten nen großen Hit landen und sich die Taschen vollhauen; die Anekdoten über ihre Moonshot-Ambitionen findest du in jedem Preview zu dem Spiel. Frech sind ganz andere Sachen, die parallel noch abgehen und die jeder geflissentlich temporär ignoriert, weil's grad halt so schön ist draufzuhauen.

Das Spiel ist für mich, weil man ja anscheinend über Wertungen am besten kommunizieren kann, eine klare sechs bis sieben von zehn. Die Leute gehen hin und wollen eine 1/10 rauslesen, andere sind am ragen weil es eine 10/10 ist. Wenn es nach mir ginge, sollte jedes Spiel fünf Mark kosten und nur die Leute, die ich auf menschlicher Ebene nicht verabscheue sollten sechzig bekommen, einfach weil mir deren Nase passt. Ist als Vertriebsmodell sogar fast de facto durchgesetzt. Jeder, der das Geld nicht ausgeben will, wartet halt auf nen Sale.

Jonathan Blow hat sich mit Braid dumm und dusselig verdient und nachher für "The Witness" genauso groß die Hand aufgehalten. Das hat fast vierzig Euro gekostet, für ein Spiel, dass du genauso gut in analoger Buchform für ne Mark am Bahnhofskiosk bekommst, nur halt mit mehr Grafik. Ich musste selber in meiner freiberuflichen (Un)Tätigkeit an den Punkt kommen, wo ich raffen musste, einfach aus Selbstzweck (Hier isser mal sinnvoll!) einen gewissen Standard zu verlangen, weil ich halt das Geld gut gebrauchen kann. Und dann natürlich die ganzen anderen Gründe: Weil ich damit auch das Gehaltsniveau für andere in meinem Gewerk mit hoch halte, nicht dieselben Einnahmequellen habe wie ein Festangestellter etc. pp.

Man kanns ja mal probieren. So manch anderes AAA-Game hat herzlich wenig geboten, siehe Street Fighter. Die Leute ragen, und zwei Wochen später haben sie sich abgeregt und die Welt dreht sich weiter. Get rich or try dying.

***Diese Nachricht wurde von Felix Deutschland am 15.08.2016 14:26 bearbeitet.***
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