Bullitt  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 28.12.2009 18:11 Uhr
Thema: Urlaub in Tropico erstmal vorbei... Antwort auf: Hi! I'm Gheorghe Hagi and this is Tropico! von Bullitt
...denn es ist durchgespielt und ich habe viel gesehen und getan.
Letztendlich habe ich in den letzten Wochen nahezu jede freie Minute in Tropico verbracht, insgesamt sicher mehr als 100 Stunden, und musste auch einige Szenarios erneut starten weil ich Fehler gemacht habe. Von allein hat es sich also nicht gespielt... zumindest für dieses Genre; selbstverständlich muss man hier viel mehr beobachten und abwarten als in einem Actiontitel etc.

Am Ende kam mir das Spiel etwas zu leicht vor. Das würde ich aber eher der sehr guten Lernkurve zuschieben als dem Spiel an sich. Wie bereits gesagt gibt es hier grundverschiedene Herangehensweisen. Irgendwann beherrscht man sowohl die Politik als auch den Aufbauteil, und dann ist man mit so vielen Wassern gewaschen dass Einem nicht mehr viele Ereignisse erschrecken können. Wobei ich ab und zu auch etwas Glück hatte.

Am Rande des Abgrunds steht man regelmäßig in der Startphase eines Spiels. In den ersten 5-8 Jahren entscheidet sich, ob die Insel lebensfähig ist oder ob man durch Rebellen/USA/UdSSR vertrieben wird. Das ist regelmäßig die interessanteste Phase des Spiels und je nach Insel bzw. sonstigen Umständen auch hart. Danach sollte die Wirtschaft stehen und man kann sich meist dem eher gemütlichen Teil widmen... je nach Ziele und Ereignissen des Szenarios.

Seine Eigenständigkeit und damit die Motivation bezieht Tropico auch nach Dutzenden Spielstunden vor allem durch sein Setting und die interessanten politischen/gesellschaftlichen Eingriffsmöglichkeiten. Jeder Bürger hat einen Namen und seinen eigenen Lebensablauf, jeder Bürger hat vor allem Ansprüche und ich als Presidente habe viele Einflussmöglichkeiten - von harmlos (Steuer- bzw. sonstige Geldgeschenke) über "beliebte" Dinge (Wahlbetrug) bis hin zu völlig radikalen Methoden. Ich habe mich auch bereits dabei erwischt, unzufriedene Menschen systematisch auszulöschen, damit der Durchschnittswert der glücklichen Bürger möglichst hoch wird. Das ist politisch herrlich inkorrekt, aber auch mit einem gewissen Humor präsentiert. (Trotzdem wundert es mich ein wenig, dass die USK solche Dinge wie Bücherverbrennung und sonstige teils durchaus als faschistisch zu bezeichnenden Möglichkeiten munter ab 12 durchgewunken hat...)

Der Aufbauteil dagegen ist Standard und die Wirtschaftskreisläufe sind weniger komplex als bei Anno z.B. Nicht so simpel dass es langweilig werden würde, aber man hat mit 2-3 Farmen und einer entsprechenden Fabrik häufig bereits die halbe Miete eingefahren was die Wirtschaft seiner Bananenrepublik betrifft. Tropico hat dafür halt den stärkeren Focus auf die "Betreuung" seiner Untertanen. Außer seinen eigenen Vorgängern hat man das eher nicht in Spielen, und schon gar nicht so herrlich präsentiert...

Kurz und bündig: I like. Very much.
Muchas Gracias an das Dutzend (Haemimont Games), die irgendwo im finsteren Bulgarien solch ein wunderbares Spiel gezimmert haben. Und an den sicher bald insolventen deutschen Publisher (Kalypso Media), der in der Tat solch einen Nischentitel auf Konsole geworfen hat, damit ich gemütlich auf der Couch lümmeln kann während ich Oppositionelle umbringen lasse. Unglaublich naiv. Und da soll noch jemand sagen, es gäbe keine mutigen Publisher mehr... NOCH gibt es sie. :)

Christian
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