Bullitt  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 15.12.2009 19:33 Uhr
Thema: Hi! I'm Gheorghe Hagi and this is Tropico!
Ähnlich sympathisch wie die rumänische Tourismuswerbung wäre wohl auch die Werbung für mein Inselreich, auf dem ich die Touristen abziehe... und bei Weitem nicht nur die.
Zunächst hat mich nur das Sommer-Palmen-Sonnenschein-Setting zum Spontankauf des Spiels angeregt, aber mit der Zeit wird das echt ein Brett. Tropico 3 ist die spielbare Bananenrepublik, und macht seine Sache erstaunlich gut.

Kurz was Allgemeines... Tropico 3 ist eine durchaus eigene Mischung aus Aufbaustrategie und Wirtschaftssimulation, politisch erfrischend inkorrekt und eingebettet in ein herrliches Karibik-Setting. Vorbild ist selbstverständlich Kuba, aber man muss natürlich nicht den kubanischen Weg gehen.

Bemerkenswert finde ich vor allem, dass Tropico 3 eine sehr gute Balance zwischen großen Möglichkeiten und gut erkennbaren Lösungen findet. Während andere Aufbauspiele den Spieler gern klammheimlich in den Ruin schicken, bemerkt man Probleme in Tropico auch ohne ewiges Studium von Statistiken rechtzeitig. Selbstverständlich kann man sich trotzdem in den Zahlen verlieren wenn man es denn will. Ebenfalls sehr schön ist es, dass es hier nicht nur den einen richtigen Weg und viele falsche Pseudo-Lösungen gibt, sondern dass es immer mehrere grundverschiedene Möglichkeiten gibt, ein Problem zu lösen.

Grundsätzlich gibt es zwei Betätigungsfelder: Aufbau und Politik. Wer den Aufbau seiner Gebäude und Infrastruktur gut überlegt, wird in den meisten Situationen kein Bedarf daran haben, auch noch Gesetze zu erlassen, Meinungsführer zu bestechen, ins Gefängnis zu werfen oder ermorden zu lassen, etc... Auf der anderen Seite kann man mit den vielen politischen Einflussmöglichkeiten auch dann seine Herrschaft sichern, wenn viel falsch läuft auf der Insel. Hier machen auch bereits die persönlichen Eigenschaften des (auf Wunsch selbst kreierten) Staatsoberhaupts sehr viel aus.

Nun spielt sich Tropico 3 auch nicht von allein und das Spiel kann nach einigen kapitalen Fehlern auch mal schnell zu Ende sein. Aber da Tropico 3 genügend Hinweise gibt, macht man diese Fehler auch kein zweites Mal mehr.

Optisch macht es sehr viel her, nicht nur auf Grund des Settings sondern auch der Reichtum an Details ist bemerkenswert. Ebenfalls toll ist die Musik, die man irgendwann aber trotzdem abstellt weil es einfach zu wenige Songs sind und sich somit schnell wiederholt. Nicht toll sind die Genre-typischen Tufftuff-Soundeffekte.

Und warum sollte man ausgerechnet das auf Konsole spielen? Nun, warum denn nicht? Man muss hier weder schnell noch präzise agieren, ebenso wenig muss man dutzende Objekte gleichzeitig verwalten. Die Padbelegung ist umfangreich - daher gewöhnungsbedürftig - aber nicht unlogisch. Die Optik hat sicher leicht gelitten, sieht aber auch auf der 360 sehr schön aus. Matschtexturen gibt es erst wenn man extrem nah heranzoomt. Tearing und Ruckeln halten sich auch im erträglichen Rahmen.
Das Spiel ist mit Sicherheit ein Low Budget-Produkt, das sieht man Tropico 3 aber nicht an... es ist spürbar ambitioniert umgesetzt worden.

Probleme gibt es sicher auch. Neben den angesprochenen dezenten Grafik-Schwächen stört mich noch, dass man nur einen eigenen Diktator haben kann oder dass das eigene Volk zu Beginn einer Runde so zufrieden ist, was man in der Anfangsphase unmöglich halten kann. Einen Freeze hatte ich auch bereits.

Das alles stört nicht Besonders. Tropico 3 schafft anders als diverse andere Vertreter des Genres den Spagat zwischen extrem vielen Möglichkeiten und vergleichsweise unkompliziertem Spielablauf. Das Setting ist dazu auch noch absolut sahnig... mehr kann man eigentlich nicht wollen wenn man dem Genre nicht völlig feindlich gegenübersteht. Bin begeistert.

Hat überhaupt noch Jemand bis hier durchgehalten? Dabei sollte das nur ein erster Eindruck werden... :)

Christian
< Auf diese Nachricht antworten >