dixip  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 21.12.2008 15:16 Uhr
Thema: ach du scheiße, Burnout Paradise ist ja eine Katastrophe Antwort auf: Burnout Hell Frage von Escobar
Ich hab mir das gute Stück jetzt mal ausgeliehen, um damit die 800er-Punktegrenze zu knacken und war natürlich neugierig, ob meine eher mäßigen Eindrücke aus der Demo von der Vollversion weggerockt werden, wie das bei Demos ja öfter als einmal passiert.

Kurzum: Das Spiel hat einige unfassbare Desinpatzer, die meine Motivation fast völlig vernichten.

Ich bin sicher kein Burnout-Fan, war es nie, werde es nach diesem Teil auch nie werden. Aber Burnout 2 (Xbox) war technisch herausragend, spielerisch noch gehaltvoll und einfach eine Vollgas-Heizer-Orgie. Burnout Revenge (Xb360) hat sich dann den spielerischen Gehalt gespart, Gas festhalten, mit dem linken Stick etwas rumspielen, dann kommt man schon irgendwie durch. War nicht mein Spiel, aber zumindest gab es abseits vom Subjektiven und der Kritik an der grundsätzlichen Spielausrichtung nicht wirklich was zu meckern.

Und nun Burnout Paradise (Xb360):
Also ein Open-World-Konzept muss ja nichts schlimmes sein, das zeigen Test Drive Unlimited, NfS-Most Wanted und nicht zuletzt Midnight Club: Los Angeles. Aber zum Burnout-Konzept passt die freie Welt leider überhaupt nicht:
1) das Erkunden der Welt und Suchen der diversen Objekte/Sprünge erfordert irgendwann mal ein langsames Fahren. Das geht in Burnout nicht.
2) eine freie Welt braucht in Rennen gute Hinweise. Da reicht es nicht, wenn 100m vor der engen Kurve der Blinker kurz anspringt, zumal, wenn die Autos nicht bremsen können und man an dem Abzweig noch einen Eisenbahntunnel hat, den man beim zu frühen Herumschleudern gerne mal erwischt (dann heißt es umdrehen)
3)fährt man nicht den optimalen Weg, funktionieren die Kurse nicht mehr. Die nicht vorhandenen Bremsen hatte ich erwähnt, dann kann ich keine 90°-Kurve fahren. Ich lande jedes Mal in der Mauer (-> Totalschaden) oder ich muss anhalten
4) es kann nicht sein, dass ich in einer freien Welt mit Supersprüngen dauernd das Auto schrotte, wenn ich sauber lande, aber außerhalb der offiziellen Pisten

Das sind aber noch gar nicht die größten Patzer im Design. Das Open-World-Konzept hat ja auch seine großartigen Trigger/Startpunkte für die Rennen, nämlich die Kreuzungen. Die Rennen führen immer zu einer von acht Locations. Jetzt wirds unangenehm: Das Rennen führt zum Windpark im Nordwesten. Das ist genau das Rennen mit den völlig unmöglich zu fahrenden Abbiegungen. Die Folge war bei mir öfter als einmal, dass ich nicht 1. wurde. Burnout mag aber nur Sieger.

Jetzt würde ich natürlich gerne schon frühzeitig das Rennen abbrechen, wenn ich aussichtslos auf den Schienen rumrolle. Geht nicht! Rennen bitte zu Ende fahren. Wenn ich dann gleich das Rennen wiederholen möchte (jetzt kenn ich die Strecke ja besser), werde ich auch enttäuscht. Restart geht nicht! Also darf ich den ganzen Weg wieder zurückfahren, wenn ich denn noch wüsste, wo ich gestartet bin... das ist alles ziemlich identitätslos, eintönig, übersichtliche Menüs gibt es dafür auch nicht. Macht ja nichts, sind ja genug Kreuzungen mit Events da! Oder auch nicht, gerade im Gebirge im Westen mal überhaupt nicht. Also fahren wir erst mal 5 Minuten zurück in die Stadt (weil man auf der Karte natürlich auch keine Events direkt anwählen kann, was selbst NfS-Most Wanted schon hatte)... herzlichen Dank.

Kommen wir zu den Rennen selber: Spannung sieht anders aus. Gummiband an Bord, die Rennen sind überhaupt nicht absehbar, man merkt überhaupt nicht, ob man jetzt gut oder schlecht fährt. Ich baue 10 Crashes und gewinne. Ich zerlege das Auto 1x und werde 5. Dazu kommen die unsäglichen (und nicht abschaltbaren!) Videos, die bei Takedowns und Totalschäden eingespielt werden.

Das sieht dann mal gerne so aus:
10 Sekunden fahren, erfolgreicher Rammstoß gegen Gegner -> Kamera schwenkt herum, 3 Sekunden Einspielung vom Crash des Gegners, 5 Sekunden fahren, Gegenverkehr gerammt, 5 Sekunden Crash-Video usw.

Dass der Rhythmus dabei völlig verloren geht oder sich gar nicht erst einstellt, brauche ich nicht zu betonen. Zumal das eigene Auto auch nicht exakt an der Stelle weiterfährt, wo es zum Start des Video steht. Dass man diese nervigen (und nach kurzer Zeit, da immer gleich aufgebaut und weit weg von Echtzeit-Berechnung, langweiligen) Videos nicht abstellen kann, ist für mich völlig unverständlich.

Das Fahrverhalten erinnert an die alten Teile, wobei ich nicht mehr weiß, ob es damals auch schon so verzögert auf die Eingaben reagiert hat. Daran gewöhnt man sich, an die nicht vorhandenen Bremsen (die bei Burnout 2 und Revenge aufgrund der weiten Streckenführung kein Problem waren) aber gar nicht. MC: Los Angeles führt vor, wie man eine Stadt designen muss, damit man bei freier Streckenwahl flüssig und schnell da durch kommt, ohne jetzt gleich zu einem PGR mutieren zu müssen.

Technisch hat mich Burnout Paradise eigentlich überzeugt. Es läuft sehr schnell und bis auf gelegentliche kurze und einmalige Nachladeruckler absolut flüssig. Dafür gibt es in den Rennen so gut wie keinen Verkehr (viel weniger als in Burnout 2 und dramatisch weniger wie in MC:LA) und erst recht keine Fußgänger. Die Stadt wirkt leblos und lieblos wie nur was. Das grau in grau der Metropole bereitet mir dann auch größte Probleme bei der Orientierung.


Klar, man kann auf Burnout stehen, aber bei Paradise hat man doch einiges zu schlucken und es ist mir schleierhaft, wie man Paradise gut und MC:LA dann nicht gut finden kann, zwischen den Spielen liegen Welten. Wäre Burnout Paradise bei seinem klassischen Konzept mit auf Highspeed optimierten Kursen geblieben, gäbe es wahrscheinlich kaum etwas zu meckern, der Sprung in die Open-World ist aber völlig misslungen.
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