Don Cosmo  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 13.05.2020 11:12 Uhr
Thema: Re:Ich komm auf diese Art von Anime nicht klar Antwort auf: Re:Ich komm auf diese Art von Anime nicht klar von membran
>Wo ich gerade weiter oben meinen Synchro-Historie verfasst habe, sei hier noch kurz angemerkt, dass ich Animekram natürlich auch im O-Ton mit Untertiteln gucke, ich hatte gehofft, das wäre mit meinem Verweis auf "Dauer-Rumgeschreie der männlichen Figuren" herauszulesen gewesen.

Deswegen hatte ich ja "auch OmU" geschrieben, wobei man das natürlich in beide Richtungen verstehen kann.

>Generell gucke ich ausländische nicht-englische Filme und Serien immer OmU. Warum einen spanischen Film gucken, wenn die alle Deutsch reden? Da kommt kein Flair auf.

Geht mir genau so, bei französischen Filmen ziehe ich aber die Reißleine. Wobei es wenige gibt, die ich von dort gucke, aber gerade Komödien, die darauf beruhen, dass die Schauspieler ein Stakkato an Worten rausblasen ... meh. Generell komme ich mit dem französischen Humor wenig klar. Amelie hab ich allerdings bislang auch nur deutsch gesehen, da dürfte es vermutlich in Ordnung gehen, OmU zu gucken.

>Nein, wusste ich nicht, bin aber auch nicht sonderlich japanophil und hab da nur oberflächliches Wissen über deren Kultur. Mir war aber natürlich klar, dass diese Posen und Shorthands in irgendeiner Form kulturell verwurzelt sind, aber das ändert ja nichts daran, dass ich damit auch nach 20+ Jahren damit fremdele. Ich finde die Posen und übertrieben Reaktionen einfach, mit Verlaub, bescheuert.

Die sind aufgrund der Art und Weise, wie Nô-Theater angelegt ist, derart übertrieben. Es wird dabei (fast) nicht gesprochen, meist tragen die Leute Masken, nur Männer spielen (traditionell) alle Rollen ... sie brauchten dann ergo ausladende und griffige Bewegungen, damit die Leute im Publikum verstanden, was genau passiert. Auch zum Beispiel diese "leeren Augen" kommen von der Verwendung der Masken.
Wenn man mal so einer Aufführung beiwohnt, ist es echt uncanny, wenn das wie ein Anime wirkt. In Japan sind auch die Mangas stark als Kulturgut anerkannt und nicht so wie hier bei Comics als Kinderkram verschrien, insofern ist der Markt relativ groß und manche müssen sich dann mit besonderer Darstellung das Alleinstellungsmerkmal sichern, bis sich dann dieses "überproportionale" Rumschreien als normal etabliert hat.

>Spontan kommt mir da Szene mit seiner Mutter in den Sinn. Da ist alles dabei, was ich einfach nur schräg und letztens Endes einfach nur das, und auf Dauer mäßig unterhaltsam aber schwer erträglich halte: Das seltsam entrückte Mädchen, der dauergröhlende Bengel, die Posen und die bizarre Darstellung der Mutter im Türrahmen. Jetzt mal ohne Witz: WTF.

Da kommt wieder diese Dualität des äußeren und inneren zum Vorschein. In dieser Fiktion stellen sie gerne dar, was sie vielleicht sich erwünschen oder auch wie sie den Zuschauer schocken können mit einer Mutter, die man sich SO nicht wünscht (Wrestlen ist jedoch durchaus beliebt dort). Natürlich könnte man die Serie dahingehend analysieren, dass Haruo ohne Vater aufgewachsen ist und für ihn deswegen das Rätsel um die holde Weiblichkeit ein derart unlösbares ist. Bzw. alle weiblichen Charaktere sich ihm gegenüber auf eine Art verhalten und er keinen direkten Bezug aufbauen kann.

Für mich sind diese Posen und Verrenkungen allerdings nicht störend, Serien wie American Dad oder Family Guy nutzen ja ähnliche Ausführungen ihrer Gedankenspiele, wobei diese hier klarer als solche gekennzeichnet sind.
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