Mschl  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 26.03.2020 09:01 Uhr
Thema: Ein Bisschen Selbstreflektion in diesen Zeiten Antwort auf: Sooo, jetzt ist es soweit. Corona läßt grüßen. von Carnivore
Wenn ich im Augenblick die Medien durchgehe, rege ich mich über die anderen und die moralische Verwahrlosung unserer Gesellschaft im Allgemeinen auf: populistische Gruppen von rechts und links wollen sich jeweils gegenseitig zum Spargelstechen auf die Felder schicken, Jugendliche husten die Alten an und rufen dabei „Corona!“, die Alten wiederum gehen nach wie vor unbedacht auf die Straße und sind (zum großen Teil) diejenigen, die die „Panikmache“ übertrieben finden...

Aber was ist mit mir? Eure Reaktionen auf meine dreitägige Zwangsquarantäne haben mich erschreckt. Nicht weil Ihr so zahlreich Euer Mitgefühl mitgeteilt habt, sondern weil ich im Vergleich eigentlich in der Zeit erschreckend gelassen und entspannt war. Nehme ich die Situation also wirklich so ernst, wie man sie nehmen sollte? Kein Ding - ich mache alles mit: 1,5 - 2m Mindestabstand, hochfrequentes Händewaschen, keine sozialen Kontakte außerhalb der eigenen 4 Wände, usw.
Aber mache ich das, weil ich wirklich das Virus ernst nehme oder weil man es in der allgemeinen Anspannung als moralisch denkender Mitbürger halt einfach mit Rücksicht auf die anderen so macht? Und jetzt die Selbstoffenbarung: eher letzteres.

Seit Montag hatte ich eher die Einstellung „Ich bin nicht alt, ich bin fit. Wenn ich es jetzt bekomme, habe ich es wenigstens hinter mir und bin immun.“ und nicht „Scheiße, das kann tödlich verlaufen! Was, wenn ich andere schon angesteckt habe?

Was lerne ich daraus? Hat mich diese Erkenntnis zum Umdenken bewegt? Leider noch nicht wirklich. Aber so lange ich mich an alle Regeln halte, um meinen Beitrag gegen die Verbreitung des Virus zu leisten, ist es ja eigentlich auch egal wie ernst ich es selbst nehme. Oder sollte ich doch noch an meiner inneren Einstellung arbeiten?
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