Seriös  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 23.01.2018 10:11 Uhr
Thema: Re:"Was sind Future Simpsons?" Antwort auf: Re:"Was sind Future Simpsons?" von Felix Deutschland
>>>Nee, aber ich finde die Art, wie Amis immer sehr leicht alle möglichen Arten von Akzent für jede einzelne Nationalität als SUPERLUSTIGE Imitation parat haben, aber in der Regel keine andere Sprache beherrschen als Englisch
>>
>>Bayern, Sachsen, etc. Imitationen sind nicht lustiger, haben hier aber auch niemals jemand gestört, scheint nicht an den Amis zu liegen.
>
>Es liegt doch auf der Hand, dass es eine andere Qualität hat, wenn sich wie in dem Beispiel Deutsche übereinander lustig machen (Was sie durchaus mit einer Galligkeit tun können, die diese anderen Deutschen aufgrund ihrer Herkunft herabwürdigt), als wenn es von einem Landsmann zum anderen geht.


Ich sehe nicht dass das auf der Hand liegt.  In den USA ist der Südstaaten Akzent synoym mit Bigottrie, Rückständigkeit und Rassismus.  Die Simpsons haben auch ihren Cletus, und keinen in der progressiven Linken scheint das zu stören.  Ein anderes Beispiel ist Willy.  Hätte der braune Haut würden die Leute auch Zeter und Mordio schreien, aber da es sich um eine weiße Ethnie handelt interessiert es niemand.


>Mein Punkt ist: Kumail Nanjani hat einen Akzent. Er imitiert ihn nicht - er hat ihn.

Azaria benutzt für keinen einzigen seiner Charaktere seine eigene Stimme, das sind alles Imitationen, aber unter dem neuen Wertesystem ist nur eine davon sündhaft.  Das ist Irrsinn.


>>Und die meisten dieser weißen Bosse und Kreativen sind Juden in Hollywood.  
>
>Eh. Die meisten Hollywood-Player sind immer noch WASP-Failsons.


Gut, sagen wir sie sind massiv überrepräsentiert.  Wollen wir deshalb Berufsverbote erlassen um das zu korrigieren?  Wollen wir Affirmative Action für Evangelicals in Hollywood?  Das alles kann direkt aus Identity Politics abgeleitet werden und ist noch nichtmal besonders weit hergeholt.  Diese seltsamen Christenfilme sind ja eine direkte Reaktion auf die fehlende Thematisierung dieser Gruppe in mainstream Filmen.


>Natürlich, Film bzw. Fiktion allgemein ist nicht "besser" oder fairer als die Gesellschaft an sich - nichtsdestotroz kann das nicht als post-hoc-argument dafür dienen, a) nichts zu ändern und b) am bestehenden nichts kritisieren zu können. Gerade in einem diese Mißstände derart eifrig kommentierenden Medium (Welches eben auch in seiner Relevanz davon lebt, wie gekonnt dessen Werke innerhalb dieses Kontexts navigieren).

Ich halte es nicht für eindeutig bewießen dass der Missstand überhaupt existiert.  Ein Blick auf die US Geschichte macht klar, dass beginnend im frühen 20. Jahrhundert zuerst Religion als Demarkationslinie (bis zur Kennedy Wahl galten katholische Präsidenten als undenkbar) sukzessive geschwächt wurde und nach dem Civil Rights Movement auch Rasse immer weniger ein totales Auschlusskriterium war.  Case in Point, die Immigration und prompter Aufstieg von farbigen Ethnien wie eben Indern.  Die Probleme der Afro-Amerikaner sind ziemlich Sui-Generis und in der Tat untrennbar mit der langen Geschichte des Rassismus in den USA verbunden, ansonsten ist das aber eher nicht der Fall.  Die Probleme der Latinos sind z.B. immer noch substantiel, aber eher typisch für massive Armutsmigration, wenn ein konstanter und starker Influx an neuen Latinos zum stoppen kommt (was der Fall zu sein scheint) werden mindestens 80% der Leute (wahrscheinlich) innerhalb weniger Jahrzehnte in der "weißen" Mehrheitsgesellschaft angekommen sein.  So wie Italiener, Juden, Griechen, Deutsche, Russen, etc. zuvor.


>>Eben?  Apu war ein ziemlich straighter Charakter und eben nicht der Wacky Foreigner, zumindest nicht gemessen an Simpsons Standards.
>
>Ich kann mich ehrlich gesagt nicht an Apus allererste Szenen erinnern. Aber auch das kann man verschieden interpretieren, wenn dem so war. War er also wirklich nur Deko


a) das ist Catch-22, b) es trifft nicht zu.  Was richtig ist, ist dass Apu garnicht die Möglichkeit hatte als Crazy Indischer Buffoon geschrieben zu werden ohne von Leuten wie dem Inder angegeriffen zu werden, dementsprechend war Apu limitierter in seiner Bandbreite weil er eben schon mit einer Schere im Kopf geschrieben wurde.  

Andererseits ist bekannt dass der Straight Man für Comedy genauso wichtig ist wie der Buffoon.  Wenn Apu Deko ist, ist auch Marge oder Lisa Deko.  Apu war in seiner Kapazität als Inder/Hindu/braune Minderheit nie der gearschte der Witze, aber er war essentiell für den Witz.  "Mr. Simpson, please don't offer my God a Peanut" ist witzig, könnte nicht ohne Apu funktionieren und macht sich über Homers Ignoranz lustig, nicht Apu.  Davon abgesehen hatte Apu noch die Dimension des Shopowners in deren Kapazität er teilweise dann auch das Ziel leichten Spotts sein konnte (96 hour shift, "Mr. Simpson, get out of my store! ... and please come again soon") oder sogar moralisch fragwürdige Handlungen (abgelaufenen Schinken vertickern) vollbringen konnte.  Selstamserweise bringt keiner der "Kritiker" solche Analysen, alles was ich dazu gelesen habe war bitchen auf dem Level eines Fünfjährigen, wäh "jemand hat mich als Kind am Schulholf als Apu gehänselt", wäh "der Akzent geht gar nicht".  Was für tiefschürfende und bereichernde Einsichten!


>In der NYT werden Tag für Tag die irrelevanten bis hochärgerlichen Ergüsse von Brain Geniuses wie Ross Douthat abgedruckt, insofern wayne.

Eben.  Die muss man aus dem selben Grund auch ernst nehmen, da sie sich als die Avant Gard der Konservativen präsentieren und als solche leider auch tatsächlich einen gewissen Einfluss haben.


>Lustig, weil es ein so einfach überprüfbares Detail wäre (Quelle natürlich Wikipedia):
>
>"During his childhood, Nanjiani lived in Karachi and attended Karachi Grammar School. At 18, he moved to the United States and attended Grinnell College in Iowa, from which he graduated in 2001. He completed a double major in computer science and philosophy."


Ja und?  Mein Argument war, es ist für Leute die Erfolg in einer weißen Mehrheitsgesellschaft haben wollen kontraproduktiv dieser Mehrheitsgesellschaft Rassismus zu unterstellen, dabei ist es sogar egal ob die Gesellschaft in der Tat rassistisch ist oder nicht, wenn du in jedem weißen Gesicht einen potentiellen Aggressor und Unterdrücker siehst wirst du in den meisten Karrierpfaden ein größeres Problem haben als jemand der das nicht tut.  Die einzigen Ausnahmen sind Journalisten, Professoren und evtl. noch Aktivisten.
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