Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 24.08.2017 16:17 Uhr
Thema: Re:Afghanistan Antwort auf: Re:Afghanistan von Seriös
>>Ich wollte darauf hinaus, dass das nichts mehr mit der "Parteilinie" zu tun hat (Ich denke nicht, dass die Partei noch in irgendeiner Form Zugriff auf ihn hat zur Zeit),
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>Deine Argumentation: Trump trifft eine Entscheidung die Kontra seinen Wahlkampf Versprechen geht aber so von jedem anderen Rep. Präsident genau so getroffen würde, ergo zeigt dies den besonderen Einfluss der Militärs auf.
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>Mein Einwand: Da genau dieses Muster in nahezu allen seiner bisherigen Entscheidungen vorzufinden ist, ist es kein guter Indikator für einen besonderen Einfluss von irgendwem.


Jo. Aber nur, wenn man die Entscheidungen an sich betrachtet und (bis auf das Parteiticket des Kandidaten) jeden Kontext weglässt. Und (Was jetzt das was ich behaupte nicht belegt, aber eben -> Kontext) sowohl Obama als auch H.R.C. haben und hätten dasselbe gemacht, als Demokraten.

>Im konkreten Fall war es wahrscheinlich genug dass McMaster das Ganze als "winning" definiert.  

Drum.

>Trump hat aber durchaus das Zeug innerhalb seiner Amtszeit echte außenpolitische Desaster zu verursachen, eben weil er, nicht irgendwelche Generäle, das allerletzte Wort hat.

Klar, und jede weitergehende Argumentation würde in Richtung "Deep State" gehen, was... ein Metier ist, in dem ich mich argumentativ absolut nicht bewegen möchte, aber... nunja.

Denkst du bspw. wirklich, dass Trump "den roten Knopf" drücken könnte und die Befehlskette komplett stumpf eingehalten wird? Ich kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen, dass da kein "stummer" Failsafe eingebaut wurde. Zumal afaik nur Kennedy es zuletzt schaffte, von Seiten der Regierung Zügel an das nukleare Arsenal zu legen in Form von elektronischen Schließmechanismen, die vor Abschuss noch entriegelt werden müssen. Nur unter FDR hatte die zivile Regierung auch noch die physische Hoheit (Arsenal lag auf dem Gelände von Liegenschaften des Energieministeriums, jetzt natürlich komplett auf Militärstützpunkten) über die Kernwaffen. Obama hatte es geschafft, ein glaubwürdiges Abrüstungsversprechen zu machen, das stimmt. Dafür hat er ja auch nicht zuletzt den Nobelpreis bekommen (Eine Entscheidung, die heute sogar noch bizarrer scheint als damals).

>Davon abgesehen, ziehst du den gegenwärtigen Status Quo 20 Jahren gefestigter Talibanherrschaft vor?  Oder was denkst du würde passieren wenn sich die USA einfach zurückzieht?

Es würden weniger Leute sterben. Es würden definitiv weniger Leute sterben. Du kannst Afghanistan offensichtlich nicht in einen Nationalstaat verwandeln. Wenn der Westen eine Sache dort gelernt haben sollte, dass du gegen die von Clans dominierten Gesellschaftsstruktur einen Scheiß ändern kannst, weder mit Gewalt noch mit gutem Zureden oder Verhandlungen mit "gemäßigten Taliban". Es ist ein Stellvertreterkrieg mit unerreichbarem Ziel und zumindest unplausiblem Zweck - den Terror daheim kriegt man wahrscheinlich nicht gut damit bekämpft, indem man in den Heimatländern maßgeblicher Terroristen widerum mit militärischen Mitteln Terror anrichtet. Wir erinnern uns, Trump hat vor drei Monaten oder so noch die größte menschenbekannte nicht-nukleare Bombe dort abgeworfen.

Anders gefragt: Mit welcher militärischen Strategie ist dort noch was zu gewinnen? Was für ein Nation Building soll da noch passieren? Stattdessen wird die Zivilbevölkerung, auf der die Hoffnungen jeglicher Ansätze ruhen, zwischen den Taliban und den Besatzern aufgerieben.

Die Gewalt, die wir dort hintragen, macht uns die Leute da vor Ort nicht gewogener.
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