Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 05.03.2016 00:06 Uhr
Thema: Re:Ich halte "Wurst" für ein eigenständiges Wissensgebiet Antwort auf: Re:Ich halte "Wurst" für ein eigenständiges Wissensgebiet von Don Cosmo
>>Innereien waschen und ineinanderstopfen, bis man Wurst hat. Bei dem Foto sieht man von aussen schon ganz gut, wie's vorher gelaufen sein dürfte:
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>Nein, nicht wie der Metzgerbursch die Wurst zammknetet, sondern wie der Endverbraucher die nachher frisst. Am Stück oder in Scheiben, heiß, kalt oder einfach nur dem nächsten Frosch über den Kopf gezogen, damit die Froschschenkel besser munden?


Ich denke mal, in Scheiben als eine Art Aufschnitt? Oder dann gebraten? Ich habe nicht gesagt, dass ich ALLES über Wurst weiß, nur sehr viel. Vielmehr habe ich betont, dass ich fortwährend neues Wissen anhäufe!

>>Sülze ist Sülze, also im weitesten (und auch im engeren) Sinne eine Terrine. Also ein zu stürzendes, kalt gereichts Gericht als Nebengang oder Vorspeise, für Canapees und sowas. In Scheiben geschnitten. Sehr jahrhundertwendemäßiges Gericht, nicht sehr trendy.
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>Wegen Trendytum fresse ich das auch nicht, sondern weil es schmeckt. Mir ist nichts zuwider als jeden Tag das gleiche futtern bzw. immer wieder das selbe. Halt auch mal Leber und Milz und Niere ... früher gab es auch mal Hirn oder Kutteln. Aber man kriegt es kaum noch in Restaurants, selber machen ist mir auch zu viel Hassle.


Hm. Sülze müsste man eigentlich relativ simpel selber machen können. Einfacher als Bubbletea jedenfalls. Dann hast du allerdings auch ein Kilo Sülze auf einmal.

>>Die 50er haben's übertrieben, als plötzlich Hausfrauen eingeredet wurde, sie müssten jeden Scheiß in Gelantine packen, bspw. auch Salate und dergleichen. Ich will gar nicht wissen, wie viele Leute sich von sowas ne Lebensmittelvergiftung geholt haben. Ein sehr unbeliebtes Gericht in der heutigen Zeit. Aber das passt zu dir, dieses kalte, gallerthafte!
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>Das freut mich. Auch mal einfach so auf Brot, oder mit Zwiebeln und Essig. Rockt!


Hm, mit Essig schmeckts zumindest nach was.

>Muss man Thomas Bernhardt kennen?

Das ist eine Fangfrage! So leicht kriegst du mich nicht dran, Como!

>>Halt eventuell unter anderem französische Varianten von Blutwurst. Hauen da halt Chili rein oder so, what do I know. Kreolische Küche finde ich extrem widerlich. Aber es existiert. In Amerika wirst du sie jedenfalls nur im äußersten Süden/Südosten finden.
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>Ja ich dachte halt, Du kennst Dich da aus. Bei Kreolischer Küche denke ich immer an Krebse, Red Snapper und so, liege ich da falsch?


Nö. Das ikonische Gericht der kreolischen Küche ist Gumbo, ein Eintopf in den so ziemlich alles reinkommt, Gernelen, Fisch, komisches Gämüs das eklich aussieht (Zuckerschoten, nee, Okraschoten und so'n Shit), strange Wurst... nein Danke. Alles, wo Fisch oder Meeresfrüchte drin sind, ist für mich komplett ungenießbar.

Nee, nochmal nachgeguckt. Hab das mit Jambalaya durcheinandergekriegt, was _auch_ ein kreolisches Gericht ist, aber mehr so ne Art Reiseintopf mit Wurst. Gumbo ist so eine Art scharfer Meeresfrüchteeintopf.

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>>Whatever flows your boat. Ich finde die Mischung aus Süß, sauer, Salzig, fettig zusammen mit den Kartoffeln, idealerweise zerstampft und mit dem Apfelmuß und dem Brät der Bratwurst vermengt, äußerst exzellent und ein typisches Beispiel für deutsche Landküche mit aromatischer Komplexität.
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>Wahrscheinlich nur so ein Zufallsprodukt, wo einer nur noch Reste gehabt hatte!


Ja, natürlich. Die haben damals die Pampe in dem einzigen Pott, den sie aufm Feuer haben konnten, reingeprügelt und drei Stunden lang durchgerührt, und jeder der vom Feld kam hat sich eine Schale Schlotze reingezogen. Wenn man bedenkt, dass bis zum aufkommen richtiger Kolonialwarenläden die einzige möglichkeit, für das gemeine volk würze an ihr essen zu bringen Senf und Meerrettich waren... Naja.

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>>So ähnlich wie man in der Pfalz zu Kartoffelsuppe immer Zwetschgenkuchen isst sieht man da ganz gut, wie Leute, die echt nur sehr limitiert Ahnung von Kochen hatten (Ma ehrlich) pragmatisch von selber Abwechslung in die Küche brachten und nicht immer nur Matsche mit Zeugs mampften. Nicht, dass ich jemals in meinem Leben Bock darauf haben werde, Zwetschgenkuchen zu Kartoffelsuppe zu essen, ich hasse Zwetschgenkuchen. Aber, grundsätzlich, smart thinking.
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>Okay, klingt nun wirklich nicht nach der offensichtlichsten Kombi, aber wenn ich da in dem Bereich wäre, würde ich das in einem ländlichem Restaurant sofort bestellen.


Ich würds auch mal probieren, aber eher aus so einer Mixtur aus Neugierde und Höflichkeit. Ich find Zwetschenkuchen echt nicht geil. Nicht "Esse ich nicht"-eklig, aber von allen Kuchen ist es der mir unsymphatischste.

>Ist das ein Blech- oder ein Springform-Zwetschgenkuchen?
>"Alter, geh mir net auf die Nüsse!"
>Man wird ja noch mal fragen dürfen. Ich mag aber beide!


Ziemlich sicher Blechkuchen auf nem einfachen Hefeteig mit irrsinnig sauren Zwetschgen, so dass man mit dem Löffel puren Zucker drüberkippen muss. Bah. Aber ich komme aus der Gegend (War nicht weit bis in die Eifel) und kenne auch noch andere Gerichte, die im Grunde eine gemeinsame, regionale Küche bilden, aber in einem Umkreis von 300 Kilometern neun verschiedene Namen haben, je nach Unterregion. "Puttes" oder "Kesselsknall" oder "Dippekoche" oder was weiß ich nicht alles, eine Art im Bräter gegarter "Kuchen" aus fein zerriebenen Kartoffeln, Zwiebeln und Schinkenspeckwürfeln, das mit Apfelmuß gegessen wird.

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>>Ah naa. Kasseler gern, blaue Zipfel gern, aber gekochte Blutwurst... naja, in Bayern würd ichs machen. Die stehen bei mir nicht in Verdacht, total abartige Sachen mit Essen anzustellen.
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>Blaue Zipfel will ich auch noch mal essen ... ich besuch mal Tux, wenn er in Nermbersch heimisch ist und dann darf er mir seinen blauen Zipfel präsentieren!


Ist echt ganz geil.

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>>Oh, random factoid: Die sogenannte "Rumfordsuppe", ein Gemisch aus Graupen, zermahlenen gelben Erbsen und nachher, um Geld zu sparen, Kartoffeln war eine in München erfundene Armenspeise, die sich von dort aus über ganz Europa ausbreitete als Lösung für die großstädtische Elendsproblematik. Das muss eine widerliche schlotze sein, was ich aber faszinierend fand war, dass ihr Erfinder, ein gewisser Dingsbums Thompson (Er hieß wirklich "Dingsbums", kein Scheiß!), zuerst das Mißtrauen auch der bayrischen Landbevölkerung gegenüber der Kartoffel abbauen musste.
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>Hab noch gute Erinnerung an Graupen aus der Kindheit, die haben ne interessante Konsistenz ... aber seitdem haben wir das nur einmal wieder zusammen mit Hühnerherzen gemacht. War da nicht soooo der Burner, hmmtjanun.


Es ist fad, pampig, klebrig, geschmacksneutral. War halt lange das deutsche Pendant zu Reis.

>Ob man heutzutage seinen Sohn noch Dingsbumms nennen darf?

Informell tun das bestimmt sehr viele.

>Ist man da nicht nur den ekelhaften Dosenfischen und dem noch ekelhafterem Ikea-Futter falsch geprägt? Kann mir eigentlich nicht vorstellen, daß irgendeine Nation nur ekelhaften Fraß in sich rein schaufelt, macht doch auf Dauer keinen Spaß. Gut, die Eskimos mit Tiefkühlfisch zum Nuckeln und fettem Robbenspeck ... aber die hamm halt nix anderes.

In Dänemark befand sich mit dem NOMA bis vor zwei Jahren das beste Restaurant der Welt. Die dort angebotene Küche ist bestimmt für Kulinariker megageil, ich fand, das sag aus wie Karnickelfutter. Ein klarer Kontrast zur dänischen Volkscuisine, die in erster Linie schweinefleischbasiert ist und noch weit schlimmer als das wirkt, was man sich immer (fälschlicherweise) über die Engländer zuraunt. Die Schweinefleischpflicht, die unlängst in Kiel diskutiert wurde, hat sich wohl über die Grenze geschlichen (Trotz Ausweispflicht! Dänen...), denn sie kam wenige Kilometer nördlich erst auf. Nordeuropa und Ostasien schenken sich wahrlich nichts im Kampf um die Krone wer mehr Schweine mit seinem Mund vernichten kann.

***Diese Nachricht wurde von Felix Deutschland am 05.03.2016 00:08 bearbeitet.***
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