Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 03.03.2016 23:08 Uhr
Thema: Re:Politik ist ein spannendes Thema für Jedermann Antwort auf: Re:Politik ist ein spannendes Thema für Jedermann von Liyah
>>>Oh Buzzwords!
>>
>>Ja. Und?
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>Find ich doof.


Soll ich weniger gängige Begriffe benutzen, um einem ohnehin fadenscheinigen Vorwurf ("Buzzword" ist - technisch gesehen - ein Buzzword) vorwegnehmend auszuweichen?

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>>...was impliziert, dass die Amis, weil sie schlecht sind, auch einen schlechten Präsidenten verdient haben. Aber so einfach ist es nicht, und da du wie ich von ausgehe den Vorwahlprozess mitverfolgt hast, dürftest du auch wissen warum. Der Vorwahlprozess begünstigt durch die zeitliche Kürze (und widerum Länge, klingt erst paradox, ergibt aber Sinn) überproportional Medienhype. Das kam seinerzeit auch Obeezy zugute. Das hätten die Republikaner wissen können.
>
>Ich finde da verkaufst du die Amerikaner wiederum unter wert.


Inwiefern?

>Noch ist es ja eine Minderheit (selbst unter den republikanischen Wählern), die Trump unterstützen, aber sollte er im November die Wahl gewinnen, dann ist der Scheiß den er verzapft anscheinend genau das, was die Leute wollen. Medienhype hin oder her, es mangelt ihnen ja nun wirklich nicht an Möglichkeiten sich zu informieren und eine intelligente Entscheidung zu treffen.

Das kannst du auch über die Reichstagswahlen in Weimar sagen. Das ist spätestens mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts in westlichen Industrienationen als gegeben zu betrachten.

Die Crux ist nur, dass der Ritus der Vorwahlen Medien und das durch sie kreirte "Momentum", welches scheinbar nach Gutdünken dem einen oder anderen zugesprochen und allein dadurch zur, Achtung Buzzword, "self-fulfilling prophecy" werden kann.

Man kann das drehen und wenden wie man will: Wenn Medien belegbar keinen Einfluss auf irgendwas hätten, gäbe es von heute auf morgen kein Fernsehen mehr. Wenn plötzlich alle feststellen, das Werbung nicht funktioniert und wir Serien quasi nur durch Zufall jede Woche einschalten und uns nur auf den nächsten Star War freuen weil wir bunte Farben mögen, dann wäre der Laden morgen früh um neun dicht.

>
>>>Obamas Plan Guantanamo zu schließen ist an seiner eigenen Partei gescheitert.
>>
>>Jo, und an der anderen Partei. It ain't easy being king.
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>Hatte die Demokraten nicht die ersten 2 Jahre seiner Präsidentschaft die Mehrheit?


Soweit ich mich erinnere (!) nur in einem der beiden Häuser. Was allerdings normal ist. Das eine Partei in beiden Häusern die Mehrheit UND den Präsidenten stellt, ist eher unüblich, ermöglicht aber theoretisch, wenn Präsident und Partei auf einer Linie sind (Was sie nicht immer sind; eine gegenseitige Loyalität zwischen beiden ist weder zwingend noch üblich und nicht vergleichbar mit bspw. deutschen Maneurismen), tatsächlich relativ fluppende Gesetzgebungsprozesse. Clinton hatte das mal. Ich glaube, George W. Bush hatte das auch mal zwei Jahre lang. Obama nie. War die ganze Amtszeit hindurch illusorisch. Ich glaube, sechs Jahre lang hat er gegen eine demokratische Mehrheit in beiden Häusern anregiert, aber da kann ich mich auch täuschen. Je näher man sich mit deren politischen Tagesgeschäft beschäftigt, umso rasender wird man. Es ist wirklich krank. Da kommen regelmäßig Sachen vor, die kennt man sonst nur aus Dritte-Welt-Ländern.

>>Ja, aber ist da der Politiker Obama schwach oder das Amt, das er innehält? Da zu differenzieren ist sehr wichtig, weil alle anderen Urteile dann eventuell einem Zirkelschluss zugrunde liegen. Waffenrecht geht nur über Verfassungsänderungen. Guantanamo kann man wahrscheinlich nicht einfach per executive order dichtmachen.
>
>Das Problem war meines Wissens nicht das Dichtmachen an sich, er ist ja Commander in Chief und Guantanamo Bay eine Militärbasis, sondern die Überführung der Häftlinge auf amerikanischen Boden. Dafür brauchte er glaube die Zustimmung des Kongresses, aber einige Demokraten haben dagegen gestimmt.


Ja, irgendwie sowas war da. Die Rückführung, meine ich. Das klingt bekannt. Ich habs wie gesagt nicht wirklich verfolgt. Aus humanitärer Sicht wird aus seiner Präsidentschaft übrig bleiben, das Drone Strikes als militärisches Handeln normalisiert wurden. Auch er konnte nicht plausibel darlegen, warum die ganze Welt ein digitaler Überwachungsstaat sein muss. Das ist ultrascheiße. Aber es hätte sich nie und nimmer ein Kandidat durchgesetzt, der es anders gemacht hätte. Das ist leider so. Kein Mensch würde derzeit Wählerstimmen gewinnen, in dem er sich gegen capital punishment positioniert.

Ich würde da nicht leben wollen. Ich wollte das mal, aber wir haben's hier ja noch ganz gut. Ich kann damit leben, nicht öffentlich den Holocaust leugnen zu dürfen, dafür aber ohne mich zu verschulden im Krankenhaus behandelt werde, auch wenn ich nichts verdiene.

Ich hab die Debatte zu Obamacare (Hillary Clintons politisches Lebensprojekt) damals verfolgt, und das hat schon ziemlich viele ernüchternde Erkenntnisse für mich gebracht, bspw. das breite, tiefgehende Unverständnis gegenüber dem, was wir hierzulande "Solidarprinzip" nennen (Wir Deutschen haben vielleicht ziemlich viel langweilige Kacke erfunden, aber auch die allgemeine Krankenversicherung, und die ist ein viel besserer Gedanke als der Ottomotor). "Warum soll ich für dem seinen Zahnersatz blechen? Fuck that!" Alterrrrr.

Aber gleichzeitig liebe ich die Leute da. Teile der Gesellschaft haben eine Mentalität, die so überzeugt von guten Sachen und einem kompromisslos menschenfreundlichen Lebensbild sind, dass die Energie auch meinen eigenen Alltag beflügelt. Wenn ich mich hier manchmal im Internet umgucke, wirkt das oft trist auf mich. Nicht, weil die Leute nicht auch super wären und so, aber so eine irgendwie unschuldige Posititvität... kann auch nervig sein, aber wenn man dieser Tage ein "Volk der Dichter und Denker" benennen müsste - bei Gott, es wären die Amerikaner. Aber es ist eben auch das Land der Hurensöhne. Dasselbe Land, das Hannibal Buress vorgebracht hat, hat Bill Cosby geschaffen. Zoey Quinn genauso wie ihren epischen Hurensohn von Ex. Das macht einen echt wahnsinnig, wenn man daran denkt.

>>(Edit: Ich hab mal reingeguckt. Oh boy. Sagen wir es so: Wenn die einzigen, die dir beipflichten, die beiden Kapeiken sind, sagt das eigentlich schon alles aus. Ich verbuche es mal wohlwollend unter "failed attempt at humor".)
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>Danke.


Ja mei. Wenn es ernst gemeint war, isses bescheuert, wenn es Sarkasmus war, isses lame. Wie oft ich mich ohne Not und noch viel irrwitziger selber zum Honk gemacht habe. Im Vierteljahestakt. Und ich sollte vielleicht nicht rhetorisch so tun, als wäre das in der Vergangenheit passiert.

>>Doch klar ist das kokett, weil es schlußendlich ja immer noch um Menschen geht. Menschen, die teilweise institutionell ihre Stimme auf "stumm" gestellt bekommen, denen von oben nach und nach die Möglichkeiten entzogen werden, sich selbst zu helfen und die dafür zum Dank ein "Tja, Pech gehabt, du faule Sau!" bekommen.
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>Das es am politischen System in den USA überall krankt, steht ja außer Frage. Aber auch ein Republikaner muss nicht Trump wählen. Kasich etwa scheint mir für einen Republikaner doch halbwegs vernünftig.


Ja, aber die wollen keine Vernunft. Das, was "Vernunft" in der Republikanischen Partei bedeutet, wurde seit dem Ende des zweiten Weltkriegs peu a peu im Dienste des Denkens in politischen Blöcken erodiert. Es wurde, weil es opportun war, Maßlosigkeit und Exzess gepredigt, vorgelebt und gefördert. Das ist kein Land, dass sich aus Vernunft für die kleinere Portion Pommes entscheidet. Vielmehr wurde das Prinzip von "kleineren Portionen" abgeschafft und einfach verschiedene Abstufungen von "riesig" angeboten.

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>>Anstatt aber, das jemand mal was lernen würde aus den Fehlern anderer, werden sie munter selber weitergetrieben. Während sich parallel die politische Kultur ausgehend von diesen Wahlkämpfen auch global verändern wird. Mittlerweile haben auch wir Townhall Meetings, TV-Debatten und hasserfüllte Facebook-Mongos. Und 2030 dann das Kabinett Schweiger I.
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>Du bist viel zu optimistisch. In Sachsen-Anhalt steht die AfD bei 19%!


Ich hab mich dazu entschlossen, geduldig darauf zu warten, dass die Leute, die so wählen, einfach mit der Zeit vor mir sterben, und wenn ich Glück hab, werd ich es vielleicht sogar noch erleben, dass es mal voran geht. Was will man machen. So, jetzt hab ich den Start von der Nintendo Direct verpasst! Dabei warten doch hunderte von Leuten, die ich mir in meiner Fantasie einbilde, gebannt darauf, was für läppische Kalauer und borderline rassistische Bonmots mir zu Nintendos aktueller Freakshow einfallen!
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