Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 11.10.2014 08:51 Uhr
Thema: Re:WWJD? Antwort auf: Re:WWJD? von Don Cosmo
>>Klar. Nichtsdestotrotz... ach, das fühlt sich falsch an, hier so zu tun als könnte ich irgendwem anders, der sich über Plumperquatsch sehr aufregt, irgendwas sagen. Kann ich nicht. Ich bin eine Wurst wie sie im Buche steht. Trotzdem, man kann nix machen, man kann die Leute ankacken, aber am Ende Referate darüber im Internet schreiben wird irgendwie alt. Sag ich jetzt. Übermorgen fang ich selber wieder damit an. Aber so ist das halt.
>
>Naja, gerade weil man in der Situation nichts machen kann, will man eigentlich schon was machen, Stichwort Übersprungshandlung. Ob dass Forum das richtige "Ventil" dafür ist, sei mal dahingestellt, aber sonst bleiben nur noch die Frau und der Hund/Katze.


Mal zuallererst: Hund und Katze sind ein sehr gutes Ventil. Gerade Katzen können kein Deutsch und sind absolut unbeeindruckt von jeglichen Beleidigungen. Ich hab das sehr ausgekostet, man kann die Katze die schlimmsten Dinge nennen und es ist ihr egal. Solange man sie nicht doof anfässt oder ne Tür zugemacht hat, ist einer Katze so ziemlich alles egal, was man so macht. Man muss die Tiere ja nicht anbrüllen oder gar hauen (Um Gottes Willen...), aber in ruhigem Ton fortwährend stark grafisch und teilweise, wenn man es mit einem Menschen zu tun hätte, justiziabel zu schmähen ist eine der am wenigsten bekannten Vorzüge von Katzen. Es war irgendwann auch gar kein "Ventil" mehr (Wenn es das ohnehin je war), es ist ganz normal geworden, dass ich elaborierte und lang andauernde Beschimpfungskanonaden auf die Katze loßlies, nur um mir die Zeit zu vertreiben; zunehmend und am Ende fast ausschließlich in Form sehr ohrwurmfähiger Lieder, bspw. unvergessene Klassiker wie "Justus in den Libanon (Schaa-la-laaa-la-laaa)" und "Ohne Justus fahren wir zur WM!". Oder ihn mit einer Instrumentalversion von "Surfin' Bird" begleiten, während man auf dem Balkon sitzt und die Katze von innen mit den Tatzen an den Fenstern rumshuffelt weil sie auch raus will, was natürlich nur nervig wäre, wenn er da im vierten Stock auf der Balustrade rumtänzelt. Das ist schon sehr gut, und ich bin auch immer wieder betrübt, wie viele Leute den psychisch gesunden Einfluss von Haustieren kleinreden mit so unmotivierten wie unverhohlenen gewohnheit, ihren Haltern alle möglichen gemeinheiten zu unterstellen, von "Kinderersatz" über allgemeines Spießertum bis hastenichtgesehen. Aber egal.

Jedenfalls weiß ich, was du meinst (heh). Irgendwo muss man sich ja auskotzen können über die Zumutungen des Lebens. Aber gerade in den letzten Jahren kam mir das immer mehr wie "impotent rage" vor, gerade als jemand der selber seinen eigenen Menschenhass stolz vor sich her Gassi führt. Ich kann aber irgendwie nicht mehr die Energie aufbringen, mich mitzuempören (Evtl. habe ich meine Empörungskapazitäten nur temporär in einen anderen Bereich verlagert, kein Plan). Ich will auch kein Exempel an dir statuieren, ich bin dir vielmehr dankbar, dass du die Zeit und Geduld aufbringst, dir da überhaupt grad mit mir gedanken drüber zu machen, anstatt einfach (und zurecht) zu sagen "Ja, äh, schönen Tag noch...?"

>Wobei auch der Begriff Ventil wieder zu weit gegriffen ist. Wir drehen uns um das Thema ja auch länger, als es die Situation letztendlich wert war, aber ich finde die grundsätzliche Auseinandersetzung deswegen nicht falsch.
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>>Was willst du sonst machen? Dich über alles aufregen? Jemand pisst gegen die Gedächtniskirche. Finde ich das gut? Nein. Rufe ich deswegen die Polizei? Nein.
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>Muss doch auch den Mittelweg geben zwischen "Mir egal" und "AUF'S MAUL???"?


Nicht immer. Es sei denn, man hat da die Zeit und die Lust zu.

>War ja in meinem Leben noch nie in einer Schlägerei und hab auch erst einmal den Schnittlauch gerufen...

Die einzigen Male, wo ich die Polizei gerufen hab, war wegen offensichtlich hilflosen Personen. Achso, und so ne Klopperei in der Ubahn direkt auf der sitzbank mir gegenüber, holla. Ach, irgendwie bin ich auch froh dass mir das nicht oft passiert.

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>>Es ist immer so. Die Leute, die austicken, haben sich entweder generell nicht im Griff oder sind schlicht verrückt.
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>Not-sure-if-serious.jpg
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>>Warum muss ich der Penny-Kassiererin Referate über Pfandautomaten halten? Habe ich wirklich die Hubris, anzunehmen, dass ich der erste sei, der das Problem ihr gegenüber erwähnt?
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>Naja, vielleicht ist man ja der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt? Also ich weiß nicht, ob man schlechten Service einfach hinnehmen sollte. Die Kassiererin deswegen anmotzen ist natürlich banane, die kann für die Situation meist genausowenig wie die Hotline-Sklaven, aber sie hat im Gegensatz zum Kunden zumindest die Chance, das nach oben zu eskalieren.


Im Supermarkt bin ich es gewohnt, irgendwie per Default verachtet zu werden, vielleicht liegt's daran. Ich will jetzt nicht wieder die BErlin-Karte ziehen, aber wenn du jetzt nicht der schwule Ehemann vom türkischen Gemüsehändler bist, wirst du hier auch nicht zwischen Tomaten und Fertigwurst mit Küsschen begrüßt. Ich sehe aber auch den Stumpfsinn, der das PErsonal so ne Fresse ziehen lässt.

Ich bin mir sicher, dass die im EDEKA auffer Ecke mich hassen. Also, so richtig abgrundtief hassen. Was ist jetzt kein selbstmitleidiges Blabla, es hat einen handfesten Grund: In den ersten drei Jahren, wo ich hier gewohnt hab, bin ich fast immer erst um zehn Minuten vor Ladenschluss bei denen einkaufen gegangen. Ich hab meist eh nie mehr als TK-Pommes und Chicken Nuggets gebraucht, und hatte immer eine Tüte voll Pfandflaschen dabei, weil BIER. Natürlich ist um zehn minuten vor ladenschluss der pfandautomat meistens am vollsten, muss also geleert werden. Das mussten immer dieselben zwei mitarbeiter machen, während sie eigentlich gerade den laden wieder auf vordermann gebracht haben vorm dichtmachen. ich hab deren feierabend auf der zielgeraden immer zuverlässig um fünf bis zehn minuten nach hinten verschoben, wenn ich dussel mal wieder das Gerät zum Tilt brachte.

Mir war das zwar unangenehm, aber in relation zu der tatsache, dass ich kurz vor ladenschluss kaum noch in schlangen stehen muss und der ohnehin kleine laden leerer ist als morgens wo ich penne, beeindruckend egal. Und ich glaube heute noch den Blick in den Augen der Kassierer und Kassiererinnen zu erkennen, die immer noch in diesen gottverdammten deprimierenden klaustrophobischen Edeka festhängen, und dieser Blick sagt "Eines Tages finde ich dich und Labskause dich, du Mißgeburt!"

Ich kann mich nicht dazu bringen, es ihnen übel zu nehmen. Ich hab ja auch wie es meine Art ist immer bittedanke und entschuldigung gesagt, aber es war ihnen egal. Zurecht.

Und seitdem hab ich kein Interesse mehr daran, mit Discounterpersonal rumzuLabskausen. Wenn jemand Gurkengläser einsortiert, fahr ich nichtmal durch dessen Gang. Wenn der Kunde vor mir sich wie ein Arsch verhalten hat, bin ich extra freundlich, vermutlich um auszugleichen wie oft ich mich an der Kasse wie ein Arsch verhalten hab. Aber so freundlich man ist, man kriegt das nie zurück, es sei denn man hat irgendwie das Glück so ein pseudo-flirty ding mit der kassiererin am laufen zu haben wo man sich grüßt und scherzt, aber wer will das schon bei/mit mir (srsly).

Ich weiß auch noch früher, wie meine Mutter immer bei HUMA abgegangen ist, dem Einkaufsparadies des regionalen Mittelzentrums. Für meine Mutter ist Einkaufen wie ein Kampfsport, den sie seit über 30 Jahren betreibt. Noch vor zwei Jahren hab ich daneben stehen müssen, wie meine Mutter einen Autofahrer auf dem Kundenparkplatz getrollt hat, nachdem er oder sie es wagte, sie anzuhupen, weil sie zu langsam mit dem Einkaufswagen herumfuhr. Also hat sie noch ein paar schritte langsamer gemacht. Also wurde noch mehr gehupt.

Das war soooooooooooooo der Horror. Das war wie damals im HUMA-Parkhaus, oder an der Kasse wenn irgendwas mehr gekostet hatte als am regal ausgeschildert und oweiowei.

Ich will solche Situationen in meinem Leben nicht. Ich hab auch mal nen Pfandbon aus dem Automaten genommen, weil jemand den offenbar vergessen hatte, und das wird höchstwahrscheinlich auf der Liste von Gründen, warum ich in die Hölle komme, relativ weit hinten stehen. Ich hab danach aus Scham bei jedem gefundenen Pfandbon die kurz vor ladenschluss verbliebenen supermarktkunden befragt. Ist natürlich auch scheiße wenn man schon vom personal zur kasse gebeten wird.

>>Wie gesagt, ist mir schon klar, dass ich jetzt der kackmensch bin, der hier einen auf moralischen imperativ macht wie ein dummes arschloch.
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>So rum hab ich das nicht gemeint. Ich weise nur jegliche Schuld von mir!!1


Eigentlich wollte ich dich auch gar nicht für irgendwas beschuldigen, habe es aber offensichtlich doch getan; das tut mir leid.

Es ist mehr so dieses ganze Phänomen, dies abragen über alltagsstuff, irgendwie trifft das gerade nen unguten Nerv bei mir und ich musste das irgendwie rauslassen in form unverständlicher tiraden, so weit ist es mittlweile gekommen. Aber naja, wos wuist mocha.

>>Man muss aber irgendwo die grenze ziehen. Die grenze ziehe ich in meinem persönlichen bereich, physisch 50 cm um mich herum und zeitlich auch (wenn auch vage) begrenzt. Ab dem Punkt müssen sich andere, auch fremde, eventuell eine spitze bemerkung anhören, aber wahrscheinlich nicht.
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>Nun, das ist es doch auch, was ich tue, wobei ich selber recht stoisch darin bin, solche Situationen zu ertragen. Beim Stau oder auch an der Kasse habe ich Verständnis, daß es manchmal länger dauert, weil "you ARE the traffic", aber einzelne Individuen treiben es halt auf die Spitze. Ich hab so Situationen, obwohl ich doch 4-5 mal pro Woche im Supermarkt stehe und jeden Tag UBahn fahre, dennoch nur alle paar Wochen ein mal.


Ja, ich hab wohl den Vorteil, dass ich kein Auto fahre. Aber ÖPNV ist für mich mittlerweile auch Hitler, aus all den tausend mal wiedergekäuten Gründen. Ja, ich räum gern ein, dass ich hier mit meinem radonieren mal wieder ausgeartet bin.

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>>Ja, aber viel zu lang und nicht wirklich mit dieser quintessenz.
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>Pfffrrrrzt!
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>>Ja. So geht es jedem. Man muss da nicht so ein "OMG die Irren machen mich noch kapott!!!" stricken wie sonstwo. Vor allem ensteht auch der Eindruck, dass Einkaufen für die männlichen Exemplare unserer Spezies immer eine ganz besondere zumutung wäre, was auch immer recht einstimmig klingt, weil sich so wenig hellere stimmen in den chor miteinreihen. Kurz gesagt: Kommt mal klar.
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>Es ist doch (zumindest drüben) eine Aufzählung der Erlebnisse der nicht-mehr-ganz-jüngeren Vergangenheit, daß das auf täglicher Ebene bei allen passiert, bezweifle ich mal ganz stark. Gut, bei einem gewissen Herren weiß ich nicht, was abgeht, aber ... egal.
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>>Ich hab eeeeeeewig lang einstellige beträge mit ec-karte bezahlt. Warum? Warum nicht?! Es ist wie im Straßenverkehr mit den Fuckern, die es sooooooooo eilig haben, dass sie sich vordrängeln, um dann doch an der selben ampel wie man selber zu stehen. Impotent rage nach feierabend.
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>Es kommt immer auf den Laden und auch den Käufer an, wie lange das dauert. EC kann schneller sein, Bargeld kann schneller sein, da gibt es keine feste Wahrheit.


JAWOLL!!! Pro-EC-Karten-Bezahlen! Am besten zahlt man in der Zukunft mit RFID bis einem gruselige Osteuropäer die Hand abhacken um mit dem implantierten Chip im Ringfinger auf Shoppingtour zu gehen.
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