Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 10.10.2014 10:40 Uhr
Thema: Re:WWJD? Antwort auf: Re:WWJD? von Don Cosmo
>What would jesus do, nech? Boah, bin ganz alleine drauf gekommen!!
>"Ein Feiner, ein ganz ein Feiner! Jaaa, hastu gut gemacht!"
>:wuff-wuff:


Eh. Chill. Jeder hat seinen Alltagshass; es ist nur manchmal sehr vorhersehbar, wer den am meisten kultiviert. Es bringt nichts. Ich mach den ganzen Tag nix anderes. Man wird kein besserer, glücklicherer oder wohlhabenderer Mensch davon. Man kann es im Grunde auch bleiben lassen. Man muss der Asozialität entweder mit ehrlicher Abstumpfung oder zumindest der demonstrativen Absicht zu helfen begegnen. Immer so zu tun, als würden alle anderen immer schlimmer werden und man selber nicht, kein bißchen, no senor, naja. Gerade als jemand, der das fast zum Beruf damit gebracht hat... eh.

Wie gesagt, das ging nicht gegen dich, wir wissen, dass du ein Mimöschen bist. Ich finds nur krass in der Breite, wie sehr sich da der alltagshass zeigt und wo manche ihre grenze ziehen. Bei relativ banalen Sachen, wie sich herausstellt.

Nicht, dass ich überrascht wäre, aber es erheiter nicht.

>>Den anderen Thread dazu finde ich irgendwie erschreckend. Wie viele Leute ihren Hass in den Supermarkt schleppen ist eigentlich deprimierender als die Freaks und die Omas, die da manchmal rumzappeln.
>
>Gut, wirkliche SCHEISSWUT hab ich da natürlich nicht,


Klar, ich bin ja auch nicht doof. Wie gesagt, ich rege mich ja angeblich am liebsten im Leben über Dinge auf, insofern weiß ich bescheid. Ich will auch keinen "Mö mö mö mö mööö, ihr schlimmen Leute!"-Dings aufmachen. Ich glaub nur, manchmal muss man dem Shit ausweichen. So wie in Diablo, oder im Adventure Mode von Smash Bros 3DS. Wenn der Gegner zu krass ist, 30 Sekunden zurückziehen und dann nochmal probieren ob man den Weg langgehen kann.

>es ist mehr ein Erstaunen darüber, wie egal manchen Menschen einfach ihr eigenes Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit ist.

Das ist nicht immer freiwillig bzw. bewusst so gewählt. Ich bin mittlerweile freakshow-mäßig fett; für mich ist es ein Problem, nach draußen zu gehen, einfach weil ich mir sehr darüber bewusst bin, wie widerlich und scheiße ich aussehe. Einkaufen hingegen muss jeder. Hm.

Und natürlich kaufe ich nicht ausschließlich kiloweise Gemüse ein. Das Bewusstsein, genau zu wissen, dass eventuell irgendjemand darüber twittern wird, was für eine fette sau vor ihm sich erdreistete, nur chips und gummibärchen und kein kohlrabi zu kaufen, ermutigt nicht zwingend zu spaziergängen in der aussenwelt.

>Aber das wird dann sicherlich in den nächsten Threadtitel einfließen: "Unbehagen im menschlichen Umgang (ehemals Wutbürger-Thread)".

Ich bin jetzt nicht sooooooooooo alt aber im Endeffekt scheint es mir, dass es wirklich nur eine einstellige Anzahl an menschlichen Umgängen gibt, die kein Unbehagen verursachen. Und mittlerweile würde ich gerne über diese Minderheit hören.

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>>Wie im Straßenverkehr sollte man beim Einkaufen sein Verhalten an dem nicesten Dude aller Zeiten, Jesus, ausrichten.
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>Das wäre super, aber total fruchtlos, wenn man selber immer nur Jesus ist und der Rest die bekackten Römer. Und wie sagte John Turturro schon richtig: "Don't fuck with the Jesus!"


Ja, und ich weise hier ohne großes Vergnügen daraus zu ziehen darauf hin, dass die von dir zitierte Filmfigur ein verurteilter Päderast ist, dessen Spitzname nicht einer gewissen Ironie entbiehrt.

>>Wenn alle Leute Christen wären, während sie Lebensmittel einkaufen und hinter dem Steuer eines PKWs säßen, dann wäre die Welt besser. Vorausschauend fahren, Nachsicht am Pfandautomat üben, Nächstenliebe auch für die Aussätzigen, lieber sich um den Balken in der eigenen Warteschlange kümmern als um den Splinter im Auge dessen, der sich vordrängelt.
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>Das ist doch paradox. Man müsste nicht jesus-zen-like alle "Vergehen" mit einem weltmännisch-göttlichem "Ich vergebe Dir, mein Sohn/Tochter/dummes Balg" hinwegwischen, wenn alle anderen schon selber mitdenken würden. Es bräuchte keinen Jesus, wenn wir alle Jesus wären oder "When everybody is jesus, noone will be!"


Nein, wenn alle wie Jesus wären, BRÄUCHTE man keinen extra Jesus. Selbst der Frau, die zwischen den Nudelsuppenregaln mit einer Deutschlandflagge umherläuft und schreit "HEUTE WERDEN WIR GEWINNEN!" kann man ruhig sagen "Ja, natürlich!", lächeln, und weitergehen. Ich möchte kein Leben leben, zumindest nicht auf Dauer, das von jemandem verdorben wird, der zu langsam an der Supermarktkasse zahlt. Ich sage nicht, dass ich besonders erfolgreich in diesem ansinnen wäre, aber irgendwann muss man es doch innerlich leid sein, all das beiläufige Elend dieser Welt und all die Unachtsamkeiten anderer für nichts und wieder nichts protokollieren zu müssen an Orten, die die Personen die es betrifft eh nie in ihrem Leben aufsuchen würden. Ich fordere ja nicht, dass jeder sofort gut Freund mit dem Typen in der Schlange vor ihm werden muss, aber es wäre tendenziell besser, wenn wir alle unsere prinzipielle Ignoranz von "fundamental argwönisch" zu "grundlegend wohlwollend" umpolen täten. Auch wenn auffe Arbeit grad Scheise war. Bei allen im Laden war Arbeit grad Scheise.
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