dixip  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 21.02.2012 15:50 Uhr
Thema: Re:in dem Text geht die Polittaktik doch auch schon los Antwort auf: Re:in dem Text geht die Polittaktik doch auch schon los von Fuse
>Berichterstattung ist immer subjektiv und gerade "die Medien" wissen das. (Das ist i.Ü. auch rechtlich verbrieft, Stichwort "Tendenzschutz". Die Idee dahinter ist, dass sich die verschiedenen, subjektiven Einzelmedien eine letztlich ausgewogene Medienrealität erzeugen.)

Dann nehme ich nicht genug Medienmeinungen wahr, denn eine ausgewogene Medienrealität kommt selten bei mir an. Wenn sich erst mal ein "Feind" gefunden hat, scheinen alle die Messer zu wetzen.



>Aber wie bekloppt ist das denn, wenn man (Merkel) sich nach seinem Rücktritt umgehend von seiner Auffassung der Realität distanziert? Die politische Kaste gibt sich auch wirklich alle Mühe, jedes Restfünkchen ihrer Glaubwürdigkeit zu verspielen.

Ja. Ich fand die Kandidatenkür jetzt auch schon wieder toll. Töpfer wird als Symbol für schwarz-grün von FDP abgelehnt, Gauck will Merkel nicht, weil sie damit einen Fehler zugibt (als ob die Wahl Wulffs jetzt von irgendwem nicht als Fehler gesehen würde...) und als Gauck dann doch genommen wird, geht es den Medien dann doch wieder darum, dass als Niederlage Merkels und als Signal für eine Befreiung der FDP aus der Umklammerung der CDU gewertet, als Ausblick von einer Ampelkoalition.

Politik als reine Symbolik.


>Das einzige Format, dass zumindest gelegentlich interessant und bereichernd ist, ist der Presseclub. Wenn sie da mal eine gute Runde mit gegensätzlichen Positionen zusammenbekommen, gibt es dort tatsächlich noch noch etwas, dass an eine ehrliche Diskussion erinnert.

Yup, und die Phoenix-Runde ist auch ganz gut, also eigentlich die Polittalks ohne Politiker, sondern mit Medienvertretern oder Wissenschaftlern, die weniger auf Selbst- und Parteiinszenierung aus sind.



>Ja, diese Integrität geht Berufs-Politikern ab einer gewissen "Größe" mehr oder minder komplett ab. Und es ist schwer zu bestimmen, wer daran die Hauptschuld trägt, bzw. ob es denn jemand tut. Gesund ist die heutige, bidirektionale Abhängigkeit von Medien und Politikern definitiv nicht.

Naja, schuld in gewissem Sinne ist imo die hohe Geschwindigkeit und Breite der Medienwelt. Früher gab es einmal abends Tagesschau und morgens Tageszeitung, und das bitte auch alles in Monopolform. Heute bekommt jeder Politiker 47 Mikrofone ins Gesicht gehalten. Dazu schreiben 5723 Journalisten für Zeitungen, Blogs, Facebooks und Co. und innerhalb von 79 Sekunden landet jede Peinlichkeit bei Youtube. Und der Nutzer all dieser Informationen hat ne Aufmerksamkeitsspanne von 4,2 Sekunden.

Da bleibt keine Zeit für eine wirkliche Beschäftigung mit dem Inhalt, sondern man beschränkt sich auf Schlagworte und die passende Krawatte.


>Aber das hilft einem jetzt auch nicht wirklich weiter.

Die Hoffnung besteht, dass sich die Erkenntnis verbreitet, dass gerade das Fernsehen nicht die Offenbarung an Seriosität ist. Der kritische (?) Umgang mit dem Internet dürfte ja grundsätzlich die Medienkompetenz der Bevölkerung erhöhen.

Hmmm... oder auch nicht.
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