Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 20.07.2010 22:48 Uhr
Thema: Re:Entourage Antwort auf: Re:Entourage von CryingAngel
>Ich hab die letzten 4 Wochen alle sechs Staffeln angeschaut und bin auch begeistert.
>Besonders Familie Gold und Lloyd sind Klasse, was mir aber am besten an der Serie gefällt ist dieses Wohlfühlgefühl das sich durch alle Staffeln zieht, irgendwie ist am Ende wieder alles gut! In anderen Serien wären schon längst einige Darsteller an Aids, Koks und autoerotischen Spielen gestorben.


Das, was du "Wohlfühlgefühl" nennst ist schlicht und ergreifend eine kreative Bankrotterklärung. Es gibt nie Probleme, alles wird am Ende magisch toll. Oder, wenn alles die ganze Zeit magisch toll lief, wird es am Ende einer Staffel durch irgendeinen unvorhersehbaren, deus ex machina mäßigen Telefonanruf wieder scheiße und alles ist verloren, nur damit die nächste Staffel gleich wieder damit anfangen kann, wie geil dann doch noch alles gelaufen ist.

Entourage war die ersten drei Staffeln lang gut, weil dort lustige Geschichten mit ulkigen Typen eruählt wurden, die tatsächlich viel mit der wirklichen Filmbranche zu tun haben. Es gab Gaststars und Sets für irgendwelche Phantasie-Filme. Die Zeiten, in denen Vince noch mit lustigen Typen wie Billy Walsh Schrott wie "Medellin" gedreht hat, sind lange vorbei, genauso die Zeiten in denen coole Gaststars da waren.

Jetzt geht es seit zwei, drei Staffeln nur noch darum, wie Turtle, E, Vince und ein bißchen auch Drama "reifen" und "erwachsener" werden, "sich ein eigenes Leben auf die Beine stellen". Das ist sowas von unfassbar uninteressant dass es kracht. E's Familienplanung ist so banal wie jede andere öde Romanze zwischen einem Zahnarztsohn und einer Diplomatentochter, sowas wie echte Probleme gibt es nie (Es kommt nur selten vor, dass irgendwas nicht durch Geld lösbar ist, der magische Macguffin der Entourage-Welt), und irgendwelche lustigen Dialoge und Situationen kommen auch nicht mehr vor.

Sogar Ari Gold ist als Figur unerträglich geworden, da die Serie ihn (Meiner ehrlichen, profesionellen Meinung nach aus Versehen und purer Unfähigkeit) zwischen der fünften und sechsten Staffel fast rausgeschrieben hätte und ihn bis heute nichtmehr vernünftig in Plots einbinden kann. Früher war es auch übersichtlich: Die vier lebten zusammen und Ari kommandierte sie rum. JEtzt kann ich gar nicht mehr sagen, wer eigentlich der Manager von Vince ist, wie viel Macht Ari in seiner eigenen Firma hat, warum Loyd nur noch alle drei Folgen mal durchs Bild läuft und warum zur Hölle man die Geschichte von vier, fünf Leuten erzählt die sich offensichtlich kaum noch etwas zu sagen haben, nicht mehr zusammen leben und die meiste Zeit auch völlig andere Sachen machen. Es ist ein Trauerspiel, dass die Autoren wirklich so blöde waren anzunehmen, dass ihre Figuren mehrdimensional wären. Sind sie nicht. Kein einziger von denen hatte Character Development, noch hätte man das je abgekauft, aber jetzt ist Entourage so ein gefühliges Wohlstandsseifenöperchen mit Plots und Witzen aus der TV-Mottenkiste. In der 7. Staffel wird zum nunmehr 90.000 mal erzählt, wie die Freundschaft zwischen Vince und E auf eine "harte" Probe gestellt wird.

Mittlerweile ist in jeder Staffel Queer As Folk mehr glaubwürdige Interaktion zwischen Männern zu beobachten.

Guckt Party Down or Die Hard.
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