Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 04.04.2010 15:25 Uhr
Thema: Auch Deutsche unter den Opfern Antwort auf: Bücher und Lesestoff Thread part 2 von Michael K.
Benjamin von Stuckrad-Barre ist ja mittlerweile Hass-Konsens. Popliteratur, Popliteraturverfilmung, rummachen mit Danke-Anke, Popliteratursendung auf MTV, Ausschlachten des Rummachens mit Danke-Anke, Nuttendiesel, Grand-Prix-Vorentscheid- (s. "Nuttendiesel") Patenschaft für Westbam, Klage(n?) gegen die Titanic, Nuttendiesel-Geständnis, Flucht in die Schweiz wg. Berliner Nuttendiesel, Rückkehr nach Berlin zwecks journalistischer Festanstellung - bei Springer. Dort schreibt er für die B.Z. (!) und die Welt, und ich hab jetzt zu Ostern seine Reportagesammlung geschenkt gekriegt. Ich mochte auch schon "Deutsches Theater" sehr.

Bvstrckbr (Akronym gesucht!) erfüllt also auf der Checkliste von Dingen, die einen Menschen objektiv hassenswert machen sollen, so einiges. Er ist trotzdem kein schlechter Autor, die kurzen Reportagen sind teilweise richtig gut, teilweise halt in Befindlichkeitsquark eingelegt, was aber immer noch besser ist als ein Buch, das ausschließlich aus Befindlichkeitsquark bishin zu Befindlichkeitshartkäse besteht ("Payback"). Man muss nichtmal extra die etwas schäbigere Berliner Version der FAZ kaufen oder Gott bewahre die B.Z. (Was er für die wohl schreibt? "Die 10 gefährlichsten Haustiere Berlins"?).

Die Reportagen machen am meisten Spaß, wenn sie in einem herablassenden Unterton über an sich ziemlich pille-palle-mäßigen Öffentlichkeitsrituale berichten, wie zum Beispiel eine verpeilte, ziemlich alberne Attac-Kleinstdemo mit einem Demonstranten-Fotografen-Verhältnis von 1:3 auf der Friedrichstraße, ein PR-Termin der Kanzlerin bei dem diese mit ISS-Astronauten "telefoniert", der Hamburger Wahlkampf von Alfred E. Naumann, eine Lesung von Günter Grass, der seine Tagebücher des Jahres 1990 vorliest und vor selbstzufriedenem Betroffenheits-Wessi-Publikum widerspruchslos ziemlichen Scheiß über die Deutsche Einheit salbadert, bis Strckbrdrddaarre ihn in der anschließenden Diskussion als Frager im Publikum mehrmals nervt und sich nachher eines dieser Parteiinternen Sülzbücher ("herausgegeben von Kurt Beck") von ihm signieren lässt, nicht ohne nochmal zu nerven.

Ja, es gibt sogar etwas wie Selbstkritik, was nicht unangebracht ist, wenn man Günter Grass einen Mangel an selbiger vorwirft.

Man kann sagen was man will, selbst Leute, die man für Arschlöcher hält, sollte man zuhören, wenn sie Recht haben.

Stuckrad-Dings ist ein gutes Beispiel für eine widersprüchliche Person, der man nicht jeglichen Verstand absprechen sollte, nur weil man sie zum Kotzen findet.
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