Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 18.04.2007 10:45 Uhr
Thema: ...for the haaaappy daaaay... Antwort auf: Extras von Felix Deutschland
So, alle Folgen geguckt. Ricky Gervais und Stephen Merchant sind reine Britcom-Titanen. In Extras lernt man mehr über Filmemachen als im ersten Semester Filmschule. Wie die Typen drauf sind am Set ist oft 1:1 aus Studentenfilmsets übertragbar, das richtige Sets anders funktionieren ist klar, aber das ist ja der Effekt der ironischen Brechung, ohne den halt komiktechnisch nicht viel geht.

Wenn jemand wie Patrick Stewart anscheinend nicht mehr ist als ein tittengeiler alter Sack mit ner schönen Stimme, oder Robert Lindsay aus "My Family" (läuft mittlerweile auf Comedy Central) ein selbstverliebter, arroganter Arschsack ist, muss man schon großen Respekt den Beteiligten zollen, die sich allesamt gröbst selbst auf die Schippe nehmen. Daniel Radcliffe zum Beispiel spielt in Extras eine pubertär-notgeile Version seiner selbst, die ständig Tussis klarmachen will, aber nichtmal wirklich die englische Sprache beherrscht und denkt, er sei unwiderstehlich.

Orlando Bloom, der sich für Rudolph Valentino persönlich hält und sich ständig einen darauf runterholt, das er in Frauenmagazinen bei den Cutie-Top-100 immer auf Platz 1 rangiert.
Einen Glanzauftritt liefert auch David Bowie, der einen ganzen Schickimicki-Club dazu bringt, eine komplett auf Andy gemünzte Popballade mitzusingen, in der es um einen erbärmlichen kleinen fetten Mann geht, der sich zum Gespött der Nation macht.

Unglaublich.

Und dazu noch Stephen Merchant als komplette Antithese zu Entourage's Ari Gold: Dieser Agent ist die Hölle. Die Stelle, wo er die gesamten BAFTA-Awards gegen sich aufbringt, als er mit dem Prototypen einer Puppe in den Saal kommt, die Andys verblödete Catchphrase aus seiner eigenen Sitcom blökt, während gerade ein Memorandum für irgendeine verstorbene Größe des englischen Fernsehens läuft, ist unglaublich geil.

Noch dazu ist Extras, was die Message angeht, nicht so krass wie The Office, welches einen einfach mit der Realität alleine ließ, das wir eben alle entfremdet sind von dem was wir tun und noch dazu die Leute, die in der einöde in einer Papierfabrik arbeiten, wirklich nicht die coolsten Menschen sind, die man sich vorstellen kann.

Bei Extras kriegen einige Geschichten noch einen Spin zum versöhnlichen hin, oder zumindest zum Nicht-Deprimierenden. Andy Millman ist im Grunde doch ein ganz okayer Typ, und das er so ein Arsch ist liegt auch daran, das alle anderen noch größere Ärsche sind.

Hach, einfach hervorragendes Fernsehen. Und Robert de Niro hat am Ende noch einen Gastauftritt!
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