der rademacher  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 01.05.2011 11:34 Uhr
Thema: Tales of Vesperia - die ersten zwanzig Stunden
Auf Wunsch eines XBLers, der mir auf den XBL-AB gequatscht hat, hier ein paar (sehr kurze, aber die XBL-Moeglichkeiten doch deutlich uebersteigende) Eindruecke zum Spiel, welches es uebrigens mittlerweile fuer 2560 M$-Points (oder 29,99) als Download im XBL-Shop gibt und damit die teilweise stark ueberteuerten EBAY-Angebote á la 89,- EUR ad absurdum fuehrt.

Tales of Vesperia ist ein typischer Vertreter der Tales-Serie was Art- und Spieldesign angeht. Kennt man das Spielprinzip von den aelteren Gamecube- ( Tales of Symphonia) und PS2-Titeln (...of the Abyss), so findet man in Vesperia altbekannte Tugenden oder Schwaechen wieder - je nach Gusto halt.

Gekaempft wird in Tales of Vesperia Serien-typisch in Echtzeit, wobei das Kampfsystem von der Optik her an ein Beat 'em Up erinnert, von der Bedienung her jedoch ganz anders aufgebaut ist. Man entdeckt in den Kaempfen durch Nutzung der ersten zur Verfuegung stehenden Battlemoves weitere Specials, aus deren Nutzung ergeben sich weitere und so fort.

Desweiteren sind Primaer- und Zweitwaffe idR mit Statusverbesserungen (zum Beispiel HP+, Magieverstaerker, usw.) oder Zusatzmoves (zum Beispiel Ausweich- oder Kontermanoevern), die durch Verwendung der jeweiligen Waffe im Kampf dem Charakter dauerhaft zur Auswahl gestellt werden. Zur Auswahl deshalb, da jede Fertigkeit erst mittels Verteilung von begrenzt zur Verfuegung stehenden Fertigkeitspunkten de- bzw. aktiviert werden muss. Je nachdem was gerade gewuenscht ist, kann man die jeweilige Spielfigur also mal mehr offensiv, mal mehr defensiv ausrichten. Aufgrund des jederzeit wechselbaren Schwierigkeitsgrades verkommt dieses jedoch zur reinen Makulatur.

Im Kampf steuert man eine vierkoepfige Party, von der man allerdings idR nur eine Figur direkt steuert (im Laufe das Spiels erhaelt man aber die Faehigkeit, die Figuren im Kampf einzeln "anzusteuern"). Die KI stellt sich hierbei idR nicht allzu dumm an, was sicherlich auch an den mannigfaltigen Einstellmoeglichkeiten liegt.

Allein, der jederzeit wechselbare Schwierigkeitsgrad macht dies alles unnoetig (sofern es kein Achievement fuer Durchspielen auf dem hoechsten SG geben sollte, und man dies unbedingt haben will). Auf easy habe ich, bei einer inklusive dem "Spielercharakter" auf Vollautomatik gestellten Party, bislang nicht einmal den Game Over Bildschirm gesehen. Damit wir uns nicht falsch verstehen, ICH mag das so, aber jeder halbwegs geistig gesunde Spieler, welcher RPGs nicht wegen der Story oder nur zur Berieselung spielt, duerfte hier unter Umstaenden einen Grund sehen, das Spiel damit ad acta zu legen, deshalb erwaehne ich dies mit entsprechend negativem Unterton.

Was Tales-typisch mal wieder grossartig ist, sind

-die sich langsam aber stetig aufbauende Story; selbst nach zwanzig Stunden ist fuer mich immer noch nicht abseh- oder durchschaubar wer hier jetzt das zu bekaempfende Erzuebel ist bzw. werden wird und es tauchen immer noch neue Spielercharaktere auf

-die grossartige (englische) Sprachausgabe (sorry Schueni, es gibt nur deutsche Untertitel)

-der "sprachliche Inhalt" des Spiels; die Figuren kommunizieren recht viel miteinander und dies eigentlich immer auf eine recht amuesante Art und Weise, ohne dabei in Klamauk abzudriften, und haben eigentlich auch immer etwas substanzielles zu sagen

-die Unmengen an sammel- und nutzbaren Gegenstaenden

-das Maggi-Kochstudio ist wieder mit von der Partie :o)

-und das (zwar typisch JRPG-gepraegte, aber dennoch) gute Charakterdesign.

Keiner der bislang aufgetauchten Spielercharaktere war in irgendeiner Art und Weise ungewollt (!) nervig, und auch wenn dies als Stilmittel beabsichtigt ist (Karol), so wandelt sich hier der Saulus recht schnell zum Paulus. Es gibt auch (bislang) keine Fisch-, Fledermaus- oder Echsenmenschen - nur eine Elbenabart mit waagerecht stehenden Spockohren hat sich bislang in die Party geschlichen. Im Grossen und Ganzen erinnert mich das Artdesign uebrigens irgendwie an Skies of Arcadia, was allerdings mit an zwei ganz bestimmten Boesewichtern liegen mag.

Der Hauptcharakter, Yuri, erhaelt von mir voraussichtlich (wenn er sich charakterlich nicht noch voellig wandeln sollte) das persoenliche Praedikat "Incognitoos beliebtester Charakter in einem RPG nach Squall, aber vor Han SoloBalthier". Was daran liegt, das Yuri zwar eine coole Sau mit ausgepraegtem Gerechtigkeitssinn ist, aber eben nicht ZU cool dargestellt wird, und bei der Bekaempfung "des Boesen" auch schonmal zu Mitteln greift, die denen der Gegenseite in nichts nachstehen.

Zusammenfassend also nichts neues im Tales-Universum was das Gamedesign betrifft: wer bereits die vorangegangennen Teile mochte und mit hochaufloesender Gamecubeoptik leben kann, koennte seine 30,- EUR schlechter anlegen, alle anderen lassen vielleicht besser die Finger weg, da Namco lieber das altbewaehrete Erfolgsrezept wiederholt, als Experimente zu wagen.

So, das soll's gewesen sein, vielleicht kann der Eine oder die Andere ja was damit anfangen. Wenn sich nochwas grundlegend oder spielbrechend aendern sollte, schreib' ich noch ein paar Zeilen.

P.S.: Nein, mein Exemplar verkaufe ich nicht, tut mir leid. :o)
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