Don Cosmo  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 13.08.2022 17:19 Uhr
Thema: Opfer (D+) Antwort auf: Haste schon gesehen?! [Neues aus Film, Streaming und TV] von Daiyama
Oder doch Beute? Jedenfalls schon der fünfte (!) Teil von Predator. Wem das schon ein Spoiler war, der sollte hier aufhören zu lesen.

Diesmal spielt es, damit die amerikanische Jugend nach dem Wegfall des Bildungsministeriums überhaupt noch die Chance auf ein bisschen Geschichtsunterricht hat, in den USA vor 300 Jahren und Hauptrolle ist eine Indianer-Squaw. Ich hoffe, dass man es so schreibt, denn ich werde es noch öfter schreiben. Ach, ich schreibe einfach IS, das macht es leichter.

Jedenfalls wurde eine kräftige Priese Gender-Wahn mit rein gekippt, denn alleine vom Plakat und dem Hintergrundwissen, dass es ein Predator-Film ist, weiß man, wer am Ende das Opfer ist und wer der Jäger. Da diese Glanzleistung an Vorhersehungsgabe nicht jedem und jeder gegeben ist, muss erst noch mal kräftig auf die IS drauf gehauen werden, weil im Männerdomizil wildern, aka Jagen, das geht nun wirklich nicht. Das wird ca. 3-4 mal thematisiert, dass IS zwar talentiert und ideenreich ist, die Männer der Sippe aber eher „Squaw, make me a sandwich!“-Typen sind.

Irgendwann reicht es IS und sie zieht alleine los, weil das ist immer eine gute Idee bei einer mysteriösen Killermaschine on the loose. Natürlich ist Wuffy mit dabei, der leider als einziges Indianisch spricht (vergessen, welcher Stamm das war). Alle anderen sprechen Englisch, außer die Cowboys, die sprechen Französisch, weil sicher akkurat und es wäre zu viel verlangt, wenn man bei einem Film, der Indianer würdigt, die auch noch in ihrer Sprache sprechen lassen würde.

Es kommt zu erwartbaren Ereignissen wie „IS wird von Predator verfolgt, aber sie überlebt, weil Bär ist bessere Trophäe als IS“ und „IS wird von Predator nur fast umgebracht, aber der macht lieber alle anderen Indianer fertig, weil IS=Squaw, make me a sandwich=keine Bedrohung“ und „IS wird von Predator fast umgebracht, weil Cowboys nutzen sie als Lockvogel und stattdessen macht der Predator alle Cowboys fertig und kommt nicht mal ins Schwitzen“.

Nach all diesen Nah- Fern-Tod-Erfahrungen bringt der Predator noch ihren Bruder um, der sich natürlich schützend vor sie stellt, nachdem er ihr kurz davor gesagt hat, dass er damals den Mountainlion niemals hätte erlegen können, wenn sie ihn nicht vorher verletzt hätte und die Taktik mit dem Klettern auf dem Baum war so toll!! (Könnte das im Finale wichtig sein …stay tuned!). Bei dieser Gelegenheit haute der Bruder dem Predator mit einem Knüppel auf den Kopf, wodurch er seine Maske verliert und dann die drei Laserpointer nicht auf das Ziel schießen, wo der Predator denkt, dass es das Ziel wäre, sondern dahin, wo die Laserpointer zielen.(Könnte das im Finale wichtig sein … stay tuned!)

Das Finale ist dann so, dass sie all ihre geilen Skills auspackt und der Predator eher sehr passiv agiert (sicher, weil er vorher schon so gelitten hat bei den Cowboys und Indianer), sie ihm vom Baum aus springend angreift und ihm die Maske mopst indem sie ihm mit der Flinte (dessen Benutzung ihr keine 30 Minuten vorher von einem murmelnden Typen auf schlechtem Englisch erklärt wurde) in den Kopf schießt (juckt ihn nur kurz), diese dann an einer Stelle platziert hat, wo er dann nachher stehen bleibt und die IS mit den Laserstrahlpfeilen abschießen will, aber SURPRISE MOTHERFUCKER, Self-Head-Shot, weil Laserpointer auf dem Hinterkopf!!1

Also … stringent! Moral ist für mich schon, dass sie zu 90% nicht als Bedrohung wahrgenommen wurde und am Ende Plotarmor alles regelt. Dann ist sie jedoch Warchief und ihre Muddi ist voll stolz.

Negativ am Film ist auch die Blutlosigkeit … oder sagen wir der Verzicht auf plakative Gewalt. Alles in Richtung Gore ist einerseits CGI, andererseits immer SEHR nah am Rand der Kamera oder mit dem Schnitt so gelöst, dass man kaum sieht, was nun genau abgetrennt wurde. Schnittgewitter gibt es keins, so manch lange Einstellung ist jedoch kein One-Shot, sondern clever geschnitten durch shaky-cam. Und eben, dass eigentlich alles schon mal in ähnlich in den vorherigen Filmen vorgekommen ist. Man muss das Rad nicht neu erfinden, so wirkt alles halt zu bekannt und zu wenig nach Fanservice.

Mir hätte der Film besser gefallen, wenn vielleicht mehr als nur eine Frau im Team gearbeitet hätten und sie sich übers Teamwork als Sieger dargestellt hätten. Und eben indianisch gesprochen worden wäre mit Untertiteln. Und die Leute irgendwie anders reagiert hätten auf den verdammten Teufel. Ich meine, Leute aus dem 18. Jahrhundert analysieren relativ kühl, dass „er“ sich die wehrhaftesten Trophäen sucht … weswegen sie dann ne Squaw an einen Baum binden. Riiight. Keiner ist sonderlich geschockt oder wirkt um sein Seelenheil beunruhigt.

Gut ist das Design, der Predator wirkt archaisch mit seiner Bone-Armor und ohne Schnick-Schnack aus dem 25. Jahrhundert. Leider sieht man zu wenig von seiner Kultur (oder auch von der Kultur der Indianer…), statt dessen mal wieder wie er Bären oder Wölfe messert in seinem Tarnanzug. Wow, gab es ja noch nie.

Dennoch bleibt unterm Strich schon handwerklich ein okayer Film über … Teil 3 und 4 hab ich glaub ich nie gesehen. 3 von 5 „If it bleeds, we can kill it“ - ja, der Satz kommt exakt genau so wieder vor.
< Auf diese Nachricht antworten >