Mschl  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 04.02.2022 17:57 Uhr
Thema: Re:Nicht einfach so Antwort auf: Re:Nicht einfach so von dixip
>>Leider wird die Gefahr einer Abhängigkeit und einer drogeninduzierten Psychose viel zu sehr unterschätzt, da sie viel zu wenig thematisiert wird. Ich schreibe das nicht als spaßbefreiter Spießer, sondern als unmittelbar Betroffener.
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>Mein Vorwissen ist da begrenzt, ist Cannabis denn dort wirklich besonders hervorzuheben, was die Gefahr von Psychosen angeht? Oder kiffen Menschen mit der Erkrankung oder einer Vorbelastung/Gefahr einer Ausprägung von Psychosen dann eher?
>Gilt das für (harten) Alkohol nicht in ähnlichem Ausmaß?


Leider bin ich da mittlerweile relativ gut im Thema. Jeder Mensch hat die Anlage, psychotisch zu werden. Vereinfacht dargestellt gibt es da eine Schwelle, die nur überschritten werden muss und die bei jedem Menschen unterschiedlich hoch ist. Viele Faktoren können darauf einzahlen: Stress, Schicksalsschläge, Alkohol, insbesondere auch Cannabis-Konsum. Vor allem wenn der Konsum früh begonnen hat und regelmäßig konsumiert wurde. Wenn die Schwelle aber schon weitestgehend erreicht wurde, reicht auch schon ein Joint oder LSD-Trip. Das Dumme ist, dass man das vorher nicht in irgendeiner Form messen oder testen lassen kann.

Jetzt muss also nicht jeder, der regelmäßig kifft, auch psychotisch werden. Es ist aber halt ein Spiel mit dem Feuer. Weil: ist die Schwelle erstmal überschritten, ist der weg zurück in die Normalität hart und steinig. Viele müssen ein Leben lang Medikamente nehmen, die die Psychose unterdrücken bzw. im Griff halten.

Aber Du hast Recht. Ein Arzt sagte mir mal, dass alkohol-induzierte Psychosen die schlimmsten und irreparabelsten sind. Jeder kennt die Menschen, die mit Bier in der Hand am Bahnhof sich mit imaginären Wesen unterhalten. THC-induzierte Psychosen gibt es aber weit häufiger. Wenn ich mir die Mitpatienten meines Sohnes so anschaue, ist es unbestritten dass die meisten aufgrund des Kiffens psychotisch wurden. Bei drogeninduzierten Psychosen ist es dann auch aufgrund der begleitenden Suchtproblematik besonders schwer, das in den Griff zu bekommen. Warum das in der Öffentlichkeit nicht viel präsenter ist, ist auch schnell erklärt: die meisten Betroffenen und Angehörigen schämen sich und verschweigen es. Auch mir fällt es schwer, darüber zu reden bzw. zu schreiben.

Aber wie geschrieben: ich bin gar nicht gegen Legalisierung, denn wer kiffen möchte kann das auch jetzt schon und wird mit völlig überzüchteten Zeug mit hohem THC-Gehalt konfrontiert.

Mein Punkt: mit der Legalisierung gibt es eine Chance, das ganze Aufklärungs- und Behandlungssystem zu verbessern. Und daher sollte der Vorschlag zur Legalisierung zwingend mit einem Konzept einhergehen, dass hier wesentliche Verbesserungen bringt. Das dann legal erhältliche Haschisch wird dann übrigens auch ein viel geringeres Risiko mit sich bringen, da hier der THC-Gehalt reguliert sein wird. Umso wichtiger, die Jugend zu informieren, dass sie die Finger vom Schwarzmarkt weglassen sollen.
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