Razia  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 18.12.2019 22:47 Uhr
Thema: Re:Radiosender? Antwort auf: Re:Radiosender? von membran

>Wenn ich nicht NDR Info gehört habe, hatte ich den Randomizer auf dem angesteckten MP3-Player an, wo ich wenigstens wusste, was da generell für Musik kommen könnte. Aber irgendwann kannte ich das alles in- und auswendig und hatte keinen Bock, mir neue Musik zu suchen. Seit ich TV vor bald 15 Jahren komplett abgeschafft habe (ich habe absolut keine Ahnung, was aktuell im deutschen TV für Sendungen laufen oder was es für Werbespots gibt, dadurch habe ich manchmal auch das Gefühl ein gutes Stück weit der deutschen "Kultur" entrückt zu sein), ist das Erschließen von neuer und alter, noch mir unbekannter Musik immer ein Akt, der Aufwand, Fleiß und Lust von mir erfordert. Zumindest habe ich mich dabei ertappt, da immer mehr in der Musikgeschichte zu wühlen als zeitgenössische Musik zu verfolgen. Aber das hat was von allein in der Bibliothek sein und dem Erforschen alter staubiger Ruinen, es gibt kein verbindendes Element, was einen tollen, gefundenden alten Song zu mehr macht als nur einen Song. Man ist mit dem Lied alleine, weil man halt vierzig Jahre zu spät dran ist. Und dann kann es nicht denselben Impact haben wie das Lied, das Teil des Abiabschlussfahrtsoundtracks war.

Das geht mir ganz genauso. Ich glaube, das Thema hatten wir auch schon mal.
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>Überhaupt hat Musik für mich seit der Jahrtausendwende im Stellenwert mehr und mehr abgenommen, was ich eigentlich schade finde, aber es auch nicht mehr den Elan aufbringen kann, das noch groß zu ändern. Als Jugendlicher ist Musik so verdammt integral zu allem. Ständige Musikbegleitung auf Hausparties und abends am See. Musik-Fernsehen und Videoclips. Man verzeihe mir das angestaubte Wort, aber "Tanzmusik" in der Disco, später im Club. Überhaupt: Tanzen zu Musik. Extra abends losmachen, mit dem expliziten Ziel, stundenlang im Dunkeln mit anderen zappeln zu wollen. Die sorgfältig zusammengestellten Kassetten und CDs selbst für die kürzesten Autofahrten. Man macht selber Musik, ist vielleicht in einer Band. Wenn man ein Lied wieder und wieder hört und die einzelnen Tonspuren seziert. Überhaupt, Musikhören als bewusste Tätigkeit, wo man sich hinsetzt und nur das tut - Musik zu hören - und nicht als Hintergrundbeschallung zu etwas anderem, wie Autofahren. Das ist vermutlich auch irgendwie die Leidenschaft, die man in der Jugend dafür aufbringen kann und die mir irgendwann abhanden gekommen ist, aber dann wiederum sind mir viele der eben genannten Situationen abhanden gekommen und mit was anderem ersetzt worden (was Gutem! Aber halt was anderem). Immerhin, den Eifer auf Videospiele habe ich mir erhalten, ich nenne es mal das "Dranbleiben" sowohl in Tun als auch an allen News - da ist der einzige Unterschied zu meinem früheren Ich, dass ich Egoshooter nicht mehr sehen kann. Was neben zunehmender Genremüdigkeit und einrostenden Skills nicht zuletzt an den ekligen Trends der letzten 10 Jahre liegt; CoD-Unlockgrinds für gameplayrelevantes Kram, niemals fertig werdender Early-Access-Survival-Crafting-Dreck, Ability-verseuchte Hero-Shooter und natürlich - ich muss kämpfen, die Kotze drinzubehalten - Battle Royale.


Kann ich auch so unterschreiben, früher in der Jugend war Musik so dermaßen wichtig, das hat enorm abgenommen. Und in neue Musik reinfuchsen mag ich mich auch nicht. Also hör ich ab und an was altes, aber das macht einem dann irgendwie melanchonisch. Und Fernsehen gibt's hier auch schon seit 15 - 20 Jahren nicht mehr, da kann ich im Kollegenkreis immer null mitreden.
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>Aber auch wenn Musik weniger wichtig wurde, könnte ich mir nicht vorstellen, komplett ohne auszukommen. Ich habe nur weniger Situationen, wo ich aktiv Musik höre (ich lasse jetzt wieder vermehrt Musik im Auto laufen, nachdem ich mich letztens aufgerafft habe, eine neue Best-of Playlist mit 400 Songs zusammenzustellen, die sich noch nicht abgenutzt hat; beim Zocken von Rocket League & co lasse ich vermehrt Podcasts im Hintergrund laufen statt Musik) und das Aufspüren von neuer Musik fällt mir halt schwer, aber ich widme mich dem mal von Zeit zu Zeit und habe da in den letzten paar Jahren auch mir unbekannte Bands gefunden, die mir gefallen, wie z.B. die Black Keys (obwohl die auch nicht mehr taufrisch sind, höhö) oder Courtney Barnett. Ich merke gerade, ich müsste mal wieder schauen, was es Neues gibt, was? Hehe.


Schön aber, dass du wieder dazu gefunden hast. Ich kann mich gar nicht dazu aufraffen. Liegt das daran, weil man in der Jugend mehr Zeit für sowas hatte und sonst nix zu tun?
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