Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 04.01.2005 17:07 Uhr
Thema: Muahahahaha... "Desperate Housewives"! Antwort auf: Ich hasse Fernsehen - The 3rd Season Box Set! von Felix Deutschland
Also, folgendes schonmal vorweg: "Desperate Housewives" ist ein teilweise sehr deutlicher Ripoff von "American Beauty". Man findet eine ganze Menge anlehnungen, visueller und szenerischer Natur, an den 5fachen Oscarpreisträger.

Allerdings geht es bei "Desperate Housewives" (ich nenn das ab jetzt nur noch DH, ok?) nicht um einen Mann in der Midlife-Crisis, sondern um eine Gruppe von ursprünglich fünf, jetzt vier, Frauen, die sich regelmässig zum Kaffeeklatsch treffen. Die eine Frau ist ein Ex-Model aus New York, Hispanic und mit nymphomanischen Tendenzen, die andere eine Ex-Karrierefrau, deren liebender (in jeder Hinsicht) Ehemann ihr in der Rekordzeit von vier Jahren drei Braten in die Röhre geschoben hat und seine Gattin zur Fulltime-Mutti machte. Dann ist da die etwas "flippigere", eine miserable Köchin, deren Mann vor einem Jahr mit der Sekretärin durchbrannte, und jetzt allein auf ihre aufgeweckte Tochter aufpassen muss. Glücklicherweise ist nebenan ein muskulöser Klempner eingezogen.
Des weiteren wäre da eine rothaarige Perfektionistin, völlig gefühlskalt, man kann da teilweise Lesters Gattin aus AB wiederfinden - welche jedoch charaktermässig etwas facettenreicher von Alan "Jesus" Ball gezeichnet wurde (Da es sich hier bei DH um eine Serie handelt, besteht jedoch noch bannig zeit zur charakterentwicklung, zudem sah man die dame in dem 45minütigen Pilot vielleicht fünf minuten insgesamt).
Die letzte im Bunde ist eine ebenfalls sehr ambitionierte dame, eine mischung aus den letzten beiden vielleicht - und tot wie Toastbrot. Die erste Folge beginnt mit ihrer leicht aufgekratzt freundlichen Stimme aus dem Off, wie sie ihre täglichen erledigungen kommentiert, dann einen revolver aus dem wandschrank holt, und sich selber das Hirn wegpustet. Wham.

Die erste Folge zeigt nun die Woche nach ihrem Tod in einer Zusammenfassung, was die Damen so erleben, und gibt erste Cliffhanger, was den selbstmord der Dame betrifft. Ich verrate hier erstmal nichts, die erste Folge ist wirklich zu gut, um allein die zu spoilern. Cineastische Filmqualität, dann noch dazu das wunderbar böse Drehbuch - herrlich!
Die Charakterbeschreibung liest sich zugegebenermaßen wie eine neue ZDF-Primetimeserie über irgendeine großfamilie und deren dämlich-nette dramas, aber DH ist einfach schon in der ersten Folge sehr turbulent, wirklich witzig, und, was sich KEINE deutsche Serie trauen würde - wirklich wirklich böse.

Man kann das "dunkle" der Serie in der ersten Folge nur erahnen, aber es wird sicherlich keine "geheime Affäre" sein, soviel steht fest. Irgendwo in der Vorstadtsiedlung ist (ohne das ich jetzt irgendwelche anhaltspunkte hätte, ich mutmaße einfach anhand dem erzählerischen potential der serie) irgendetwas furchtbares vergraben. Und Gott, ich muss wissen was!

So wie die ganzen anderen ausgelegten Storyfäden, von denen ich wissen will, wie sie ausgehen.

Desperate Housewives ist das, was Hera Lindt vielleicht in ihren kühnsten Träumen zustrande bringen erhofft. Es ist einfach vielschichtige Unterhaltung, die ihre Charaktere ernstnimmt - und in den richtigen Momenten nicht davor zurückschreckt, sie bloßzustellen.

Hurra. Six Feet Under ist ein Abschied in Glanz und Gloria gegönnt, nach guten Geschichten wird man danach jedoch nicht mehr vergeblich suchen müssen. Sagt über Amerikanisches Fernsehen was ihr wollt, es tritt weltweit immer noch allem in den Arsch, und zwar mit Style.
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