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| Thema: Re:Leichtathletik-WM in Budapest | Antwort auf: Re:Leichtathletik-WM in Budapest von turzilla | |
> Was hier abläuft ist wieder mal typisch deutsch. Wir haben die WM geguckt > und was jetzt über die die deutschen Leichtathleten hereinbricht ist > teilweise nicht fair. Da war eine deutsche Marathonläuferin, die letztes > Jahr ein Kind bekommen hat, bei brütender Hitze laufen musste, mit Platz 11 > die zweitbeste Europäerin gewesen ist und jetzt noch irgendwie die deutsche > Olympianorm laufen muss, damit sie nächstes Jahr überhaupt in Paris starten > darf! Es gab zahlreiche ganz junge Leute, die zwar persönliche Bestleistungen > abgeliefert haben, aber damit eben "nur" auf Platz 4-10 oder unter ferner > liefen gekommen sind. Und anstatt diesen Leuten mal öffentlich auf die Schulter > zu klopfen, werden alle als Totalversager an den Pranger gestellt! Viele Athleten schaffen ja wirklich persönliche Bestleistungen oder deutsche Rekorde, aber wenn da am Ende doch nur Platz X ferner liefen bei rum kommt, dann kann man ruhig trotzdem die Frage nach dem Wieso stellen -- das man jetzt beim 100 Meter Lauf der Männer nicht fragen muss, warum Ursel Peters da nicht mal ins Finale kommt ist klar. Aber dann ist das auch Aufgabe des Verbandes das so zu kommunizieren und nicht Reflexartig nach mehr Geld zu brüllen. In einer Zeit, wo jeden Tag gefühlt 20 Verbände aus allen Bereichen nur noch funktionieren können wenn es viel mehr Geld für sie gibt. Nachtrag für weiter unten: Und selbst wenn die bald mit Geld zugeworfen werden, hat man anscheinend Probleme Denkweisen und Konzepte zu ändern um das Steuer herumzureißen -- wie man dort am Beispiel aus dem Artikel z.b. liest. > Die amerikanischen und jamaikanischen Sprinter*innen könnten jeden Body > building-Wettbewerb gewinnen und sind auch zahlenmäßig in der Masse > schier überwältigend. Da läuft eine komplett andere Mannschaft den > Vorlauf und Zwischenlauf in der Staffel und am Abend kann der Superstar > mit 20 cm langen Fingernägeln und ebenso langen Wimpern dann frisch > ausgeruht die Lorbeeren einheimsen. Der kümmerliche Rest hat nur eine > Chance, wenn mal ein Wechsel nicht klappt, oder der Staffelstab gar auf > dem Boden landet. Das System war mir unbekannt. Aber nicht doof. Aber guck dir an, die haben nicht nur EINE Mannschaft, die sich durch Vorlauf und Halbfinale bis ins Finale kämpft und wenn mal einer ausfällt, steht die ganze Mannschaft vor dem Ende. Nachtrag: Aber da sind wir vielleicht wieder bei Thema Staatsdoping im nächsten Absatz angekommen. > Aber es sind nicht nur die Bodybuilding-Figuren, oft sind da Sportlerinnen, > die außer langen Haaren und ein paar Ohrringen überhaupt keine weiblichen > Merkmale besitzen. Und ich rede hier nicht von Oberweiten, sondern vom > restlichen Körperbau und wie sie sich bewegen. Hier hat man im Weltverband > übrigens keinerlei Handhabe, da diese Zweifel -wenn- dann vom jeweiligen > Landesverband ausgeräumt werden müssen. Jo, und da sagt man sich in Botswana > dann scheinbar auch "... aaach, passt scho." Als vor ein paar Jahren die ganzen US- und Jamaica-Sporter des Dopings überführt wurden, wurde afair klar, wie das System läuft. Wenn die Nationale Anti-Doping Agentur nicht möchte, das Dopingfälle bekannt werden, dann werden sie es auch nicht. Wenn die US-Läufer also in den USA Positiv getestet werden fällt das unter den Tisch. Und die Organisation ist so gut, dass zu anderen Test-Zeiten nichts auffällig ist. Oder erst mal nicht. Mittlerweile werden ja jedes Jahr in vielen Jahrealten Wettbewerben Plätze neu verteilt weil Sportler nachträglich gesperrt werden. > Gleichzeitig waren etliche der erfahrenen deutschen Sportler verletzt oder > "zum entscheidenden Zeitpunkt außer Form". Man will sich halt auch nicht > mehr kaputtspritzen lassen, schließlich ist ein Leben nach dem Leistungsport > hierzulande oft ein sehr normales, wenn man nicht gerade Fußballer oder > Tennisspieler ist. Yunas Klassenlehrer war wohl auch mal im U21 Leistungs-Kader > über 400m Hürden, der kann da auch ein Lied von singen. Die Funktionär*innen > nebst Gatt*innen hocken sich die gut bezahlten Ärsche in den VIP-Lounges bei > gratis Schnittchen und Champagner breit, während der/die DM-Zweite zuhause > auf dem Sofa sitzt, weil ihm/ihr zur Norm zwei hundertstel Sekunden oder > Zentimeter gefehlt haben, weil er/sie am entscheidenden Tag nicht ganz fit war, > anstatt ihn/sie einfach mal mitzunehmen und guckt, was passiert. (Übrigens > wird hier nicht selten auch massiv in den Hormonhaushalt der Sportlerinnen > eingegriffen, da man an "solchen" Tagen oft nicht in der Lage ist, einen > überhaupt einen Wettkampf zu bestreiten.) Ja, und das soll dann auch der Anreiz > sein, seine Jugend zu opfern und sich die im schlimmsten Fall noch die Gelenke > kaputt zu reißen? Und das betrifft jetzt fast ausschließlich die gesamte deutsche Sportwelt? Gibt es andere Nationen die so dermaßen abgefallen sind? Ein Grund ist sicherlich auch der Generationenwechsel als die ganzen DDR-Sportler aufgehört haben, aber deren Zeiten dass die durch das Staatsdoping profitiert haben, waren auch schon lange vorbei. Ich hatte da einen Interessanten Artikel zur Sportförderung in den USA gelesen. [https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.nachwuchsfoerderung-deshalb-trainieren-deutsche-leichtathleten-in-den-usa.8749d2b7-e444-45f8-ba69-564847c9f2ff.html] Einige Gedanken dazu: Bei uns ist die Sportförderung an Schulen oder Universitäten ja eigentlich nicht existent -- vielleicht auch, weil wir dementsprechend eine sehr große Vereinslandschaft haben. Bei uns kriegen viele Sportler ja defacto ein Gehalt (Bundeswehr/Polizei) oder Zuschüsse damit mehr Zeit für den Sport bleibt. In der Form scheint es das außerhalb der Unis in den USA nicht zu geben? Ich bin mir sicher, dass die beiden beschriebenen Talente Leo Neugebauer und Anna Elendt bei dem selben Konzept in Deutschland nicht so positiv darüber geurteilt hätten. Da wäre sich über den starken Druck und mangelnde Freizeit beschwert worden. Der Deutsche Schwimmverband vertraut dem Konzept, auch wegen des Erfolgs, während der Leichtathletikverband hadert: "Zwei der Gründe sind die nicht abgestimmte Wettkampfplanung in den USA und hierzulande sowie eine Überlastung durch die vielen Starts für die Universitäten." Woanders funktioniert das aber doch. > Es ist aber wirklich nicht "nur" das Geld. Dass man sich jetzt die Mäuler > darüber zerreißt und die Sportler geschlossen durch den Dreck zieht, ist halt > nun mal auch so gar kein Anreiz für ein junges Talent. Oft ist es auch ein > Problem für die Sportler*innen, dass sie mehr oder weniger offensichtlich > nicht in direkter Linie vom deutschen Michel abstammen und wenden alleine schon > dafür angefeindet. Eine 16-jährige Deutsche hat bei der WM in der rhythmischen > Sportgymnastik gerade alles gewonnen, was man gewinnen kann. Sie ist in Sibirien > geboren und mit 12 Jahren und Dank eines deutschen Großvaters alleine nach > Deutschland gekommen ist, um sich ihren Traum von einer Goldmedaille in ihrem > Sport zu verwirklichen. Die trainiert wöchentlich 35 Stunden und bewältigt > zusätzlich ihren Schulalltag, der sicher nach erst 4 Jahren in Schland auch > kein einfacher ist. Da muss man dann in den Kommentaren Sätze wie: "Glückwunsch > zur russischen Medaille" lesen. Da spielt in dem Fall vielleicht auch die aktuelle Weltpolitik eine kleine Rolle. Es ist ja hier wie drüben seit vielen Jahren Gang und gäbe das man in bestimmten Bereich keine Einheimischen mehr findet. Rhythmische Sportgymnastik war auch bei uns eigentlich immer eine Paradedisziplin der Osteuropäerinnen. In anderen Ländern auch. Ich persönlich fand Einbürgern im Sport immer schon etwas kritisch. Anders ausgedrückt: Einbürgern von Sportlern aus reinen Prestigegründen. So rum vielleicht besser. Wobei das vielleicht auch etwas anderes ist, wenn eine Sportlerin ihren Lebensmittelpunkt komplett ändert, als wenn ein Fußballer nur in einem anderen Land spielt und irgendwann mal eingebürgert wird, damit er in die Nationalmannschaft kann. Wobei das im Falle der Jugendmannschaften und der Deutsch-Türken auch schon wieder was anderes ist. Alles nicht so einfach. |
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