turzilla  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 29.03.2019 10:34 Uhr
Thema: Re:Archiveintrag, 28.03.2019 Antwort auf: Re:Archiveintrag, 28.03.2019 von Don Cosmo
>Ich frag mich dabei auch immer, ob das nun wirklich "aufgeweicht" werden muss oder nicht? Manche Berufe sind eher für feinfühlige Finger, andere für grobe Hände. Wenn bei den Kids natürlich der Glaube vorherrscht, dass das ein Beruf wäre, in den sie wegen falschem Geschlecht nicht rein "dürfen", ist das ein Problem. Andererseits ist es gut, mal rein zu schnuppern und dann festzustellen: "Boah, das macht mir Spaß!", aber mir kommt so ein vereinzelter Tag doch etwas wie Aktionismus vor.
>Mir würde also nicht vorschweben, den Tag abzuschaffen, sondern eher auszuweiten, in der Schulbank sitzt man nun wirklich genügend.


Mein Beruf ist ja Gender-neutral, obwohl ich im gewissen Sinne eine Art Feinmechaniker bin. Ich gehöre zu den geburtenstarken Jahrgängen und damals war es schon recht schwer als Frau in Berufe reinzukommen, bei denen man auch mal mehr tragen muss als eine Eierschale. Auf eine Schauwerbegestalterstelle bei Horten kamen damals beispielsweise über 300 Bewerber und es war von vornherein klar, dass sie auf jeden Fall einen Mann nehmen werden. Das habe ich aber erst im Nachhinein herausgefunden, weil ich kurze Zeit später jemanden kennen gelernt habe, der dort arbeitete. Den Einstellungstest durfte ich damals trotzdem mitmachen. Etwas allgemeine Multiple Choice und einen Stuhl zeichnen, 4 Stunden Lebenszeit und Herzrasen für nichts. Das ist heute nicht mehr ganz so.

Man müsste halt mal einige Leute mal darüber aufklären, dass es nichts nutzt, wenn man 20 Architekten hat die einem das Haus planen, aber keinen, der das Ding dann auch bauen kann. Und dass dieser Bauarbeiter dann auch keinen IQ von 100 Meter Feldweg haben darf, weil das Häusle sonst beim ersten Schleudern der Waschmaschine wieder zusammenbricht... aber da nützt kein Future Day, Snoopy hat sich bestimmt auch schon anhören dürfen, dass ihre Person von minderer Qualität ist, weil sie nur "Sprechstundenhilfe" ist und ihr Gehalt wird das ebenfalls ein bißchen wiederspiegeln. Wie willst du da heutzutage einen Mann oder überhaupt einen halbwegs intelligenten Menschen reinlocken? Das hat nur zur Folge, dass sich wirklich nur sehr verzweifelte Gurken*riche auf so eine Ausbildungsstelle bewerben und prompt bohrt dir das unmotivierte Helferlein das Saugrohr in die Weichteile unter der Zunge oder rempelt beim Haare-richten den Chef in dessen Weichteile und der Patient sieht anschließend aus wie der Joker. Nur ein Beispiel, ergänze das mit vielen anderen "minderwertigen" Berufen, egal ob Männlein- oder Weibleinlastig. Aber ich schwadroniere schon wieder.

>>Übrigens machen da nicht alle Schulen mit, die Gymnasialer nebenan scheinen in der Schule gewesen zu sein. Ich hingegen finde es ganz hilfreich, wenn man auch als Kind mal einen Tag "Arbeitsleben" mitbekommt, zumal man wirklich die Chance hat, auch was auszuprobieren bei dem man denkt, dass es einem nicht so liegt. Einen Tag kriegt man immer rum.
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>Sehe ich auch so. Bei bestimmten Berufen macht es in meinen Augen zwar keinen Sinn, da auf Biegen und Brechen das "falsche" Geschlecht zu motivieren, aber ein Tag pro Jahr, bei dem man dann genau eine Branche anschaut, reicht IMHO nicht aus, um bei Mädels nun den Trieb auf die MINT-Fächer ins unermessliche zu steigern. Und die sind es in meinen Augen, worauf eigentlich abgezielt wird, weil hochbezahlt und dann mehr Steuern vom Gehalt, weniger Probleme mit Rente und Co...


An Haupt- und mittlerweile auch Realschulen gibt es ja schon seit Jahren eine Art Praktikumswoche, ich finde auch, dass man das noch ausweiten sollte. Statt dem einen "Day" lieber jedes Jahr 3 Tage Praktikum -in einem Beruf den man sich für sich selbst vorstellen könnte. Vielleicht sogar immer was anderes und man ist nach dem Abschluss dann schon sicherer, ob es passt oder nicht. Eventuell kann man dann direkt nach der mittleren Reife noch ein Berufliches Abi dran hängen und so das Vorwissen noch gezielt aufhübschen. Gymnasiasten hingegen bekommen ja mit dem Abitur schon Ruhm, Ansehen, einen Studienplatz und Geld. Die müssen nicht erst ausprobieren ob ihnen ein Beruf Spaß macht, oder nicht. Dabei geht Probieren über Studieren!

***Diese Nachricht wurde von turzilla am 29.03.2019 10:41 bearbeitet.***
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