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Thema: Re:Archiveintrag, 11.10.2017 | Antwort auf: Re:Archiveintrag, 11.10.2017 von Felix Deutschland | |
>>Ich habe das auch nicht als Affront gewertet, fand nur das Auftreten etwas seltsam, zumal der "Übersetzer" deutlich jünger als 10 Jahre alt war. Ich tippe af ca. 8 Jahre, da hätte es in meinen Augen mehr Sinn gemacht das "entsprechende" (10- jährige) Kind mitzubringen. > >Weiß man nicht. Vielleicht ist das jüngere Kind tatsächlich sprachlich besser. Oder kein Mädchen. Kann tausend Gründe haben. Schade ist, dass man es nicht trotzdem aggressiver versucht, Anschluss zu finden, aber auch dafür kann es tausend Gründe geben. Manchmal bringts auch mehr, selber auf die Leute zuzugehen, manchmal fuckt sie das nur noch mehr ab. Schwer zu sagen. Naja, da es sich in der Gemeinschaftsschule um "Fachdeutsch" handelt und der Kleine sicher noch in der Grundschule ist, wird er bei Begriffen wie "Lernbegleitertandem" tatsächlich zwangsweise irgendwann aussteigen. Ich habe Yuna gestern auch gefragt, alle Kinder in ihrer Klasse sprechen gut deutsch. Ich habe halt, speziell in und um Pforzheim die Erfahrung ghemacht, dass Ausländer die Ausländerfeindlicheren sind. Hier auf dem Buckenberg, einer Spätaussiedlerhochburg, ist die Quote der Afd-Wähler um ein Vielfaches höher, als in unserem 3000 Seelen-Dorf. Wir haben hier unseren Obst-Gemüse-Döner-Pizzamann, dessen mittlerer Sohn gefühlt in jedem Verein ist, den unser Kaff zu bieten hat und einen Flüchtlingscontainer am Ortsrand, in dem tatsächlich syrische Familien mit kleinen, süßen Kindern unterkommen. Pforzheim ist eingeteilt in Roma-, Iran-, Spätaussiedler- und Türkengebiete. Und das ist dann da auch so, dass man sich gegenseitig nicht "duldet". Yuna hatte die letzten 2 Jahre eine türkische Freundin, deren Mutter verboten hat, dass uns das Mädchen zuhause besucht. Weißt du warum? Weil Yuna Ratten als Haustiere hat, und es deshalb bei uns "unsauber" wäre. Ein rumänisches Kind hat in die Schule im Nachbarort gewechselt, weil es von den drei Kindern einer anderen rumänischen Familie auf dem Schulhof ständig bespuckt und verprügelt wurde. >>Ich bin jetzt sicher keine altbackene deutsche Else, und dass das offensichtlich muslimische Kind Maria heißt, hat mich neugierig gemacht. Tatsächlich gibt es eine Maria im Koran... again what learned. > >Nicht eine Maria, die Maria. Also, nicht Angel DiMaria von Real Madrid, sondern die Mutter von Jesus, dem bekanntesten christlichen Gaststar im Koran. It's a whole thing und hier auch nicht wirklich relevant, aber ja, "The More You Know" usw. usf. Wußte ich nicht. Wurde mir im Kindergottesdienst und in der Schule auch nicht beigebracht. Ist wahscheinlich auch nicht im Sinne der Kirche zu informieren, nicht, dass dann noch mehr Leute davonlaufen, bei mir ist es schon zu spät. >>Die Endung der emailaddy der Familie ist übrigens eine Firmenadresse, welche in den Vereinigten Arabischen Emiraten ansässig ist. > >Ich wollte jetzt auch nicht Racism Police spielen, ich finds nur immer irgendwie problematisch, wenn ich so "Beispiele aus dem persönlichen Umfeld" höre. Normalerweise sag ich auch nix, nur bei den ganz ganz wenigen Fällen, wo ich weiß, dass man da mit Reden und Nachfragen irgendwie in eine konstruktive und weniger Leute "fremdmachende" Richtung kommt. Ich dachte, meine Darstellung war einigermaßen ausgewogen. Tatsächlich hat der schlimmste Junge in der Klasse (in 3 Wochen Schulbetrieb schon 3 mal wegen schwerer Regelverstöße nachgesessen) einen urdeutschen Namen. Dessen Eltern waren gar nicht da. >Ich bin letztens fast vom Stuhl gefallen, als meine Eltern mir erzählten, wie erleichtert sie sind, dass der erste Freund meiner Schwester "kein Nafri" ist. > >Nochmal zur Erinnerung, die wohnen in einem Kohlanbau- und Atombombentestgebiet im ländlichsten Schleswig-Holstein, wo vielleicht 300 Asylanten sich auf unendliche Weiten an Kohlfeldern verteilen. Wenn DAS deren Ängste sind, müsste ich ja aus deren Sicht quasi mitten in Rakka wohnen und morgens beim Brötchenholen über zwanzig tote IS-Kämpfer steigen. Hat mich mega abgefuckt, aber ich hab die Schnauze gehalten (Und hoffe, dass meine Schwester irgendwann Salafistin wird, harrr). Ich weiß in Etwa wo du herkommst, Raum Heide, oder? Wir haben dort oben schon mehrmals Urlaub gemacht. Ob Norden oder Süden gibt sich da nicht viel. >>>Oder ist es die Handynutzung? Oder die Lesbe? Oder die Mutti, die was verrafft? >> >>Das mit den Lesben kam vielleicht falsch rüber, mit denen kam ich sogar auf Anhieb gut klar und habe auch nicht die Dünnlippige gewählt, sonden die Stiefmutter. Ich mag es, wenn jemand geradlinig und authentisch ist. Es gehört Mut dazu, sich gleich am ersten Elternabend in ländlicher Gegend als lesbisches Ehepaar zu präsentieren. Meine Freundin und Trauzeugin ist btw. homosexuell. > >Ja, wie gesagt, ich frag lieber nochmal nach. Wobei manche Lesben in der Tat auf eine sehr idiosynkratische Art und Weise lesbisch sein können, ist dann aber oft ein bestimmter Typ in einer bestimmten Altersklasse (So die Generation, die noch was mit dem Begriff "Ina Deter" anfangen kann). Nee, das waren eher so "männliche" Exemplare. Kurze Haare und kompakte Figur. Die kommen ursprünglich nicht von hier, Stiefmama kommt aus dem Pott und die andere aus Berlin. Beide mindestens 5 Jahre jünger als ich. >>Die offensichtliche Handynutzung, speziell von den Erwachsenen, fand ich tatsächlich scheiße, es wurden Mechaniken und Grundlagen erklärt, Lehrer und Rektorin haben sich vorgestellt, dabei nebenher auf dem Handy herunszutackern ist unhöflich und ignorant, egal ob toitsch oder migrantisch. Die verraffte Mutti war der weibliche Mario Barth + Anfassen am Unterarm und ich übertreibe hier nicht. "Verstehste? Hm? Vestehste? Ja? Ja?!!!?" > >Naja, manche Eltern sind auch einfach dumm. Wäre ja noch schöner, wenn die Kinder nur auf eine Schulform gehen dürften, für die man sich als Elternteil qualifizieren könnte. Zumindest in einem (schwachsinnigerweise) hierachisierten Bildungssystem. Wobei Dummheit per se nix mit dem Bildungsgrad zu tun haben muss, aber es ist schon ein Indikator. > >Ich würd mir trotzdem wünschen, wenn die Gesellschaft mehr Situationen erzwingen würde, in denen man mit Leuten aus anderen Millieus interagieren muss. Auch und gerade im Erwachsenenalter. Nach der Schul- oder Studienzeit kannst du dich quasi supereasy in deine eigene soziale Blase auf Nimmerwiedersehen verabschieden, ich find das aber irgendwie wichtig, regelmäßig mit Leuten zu quatschen, die sich nicht für Videospiele oder irrelevanten Medienshit oder Autorentum oder wasweißich interessieren sondern aus ner Ecke kommen, die mir völlig fremd ist. Mich interessiert das einfach, aber das heißt nicht, dass es mir leicht fiele, mich Leuten zu öffnen oder auf sie zuzugehen. Okay, jetzt fühle ich mich endgültig wieder wie damals im Mai, als ich zwei Wochen in der offenen psychatrischen Station verbracht hab (Nicht wegen dir - also, fühle ich mich jetzt so, ich war allerdings auch nicht wegen dir in der Klapsmühle, wäre auch reichlich random). Ich hab das schon kapiert warum du ein wenig steil gehst, langsam solltest du aber auch verstanden haben, dass du sowohl bei mir, als auch bei Yuna (wahrscheinlich auch bei Turzillamann) ebenfalls "Sonderlinge" vor dir hast. Vielleicht schlanker und hübscher , aber durchaus nicht unbedingt Gesellschaftskompatibel. Ich schaue manchmal einerseits voller Neid auf die Mädelsgrüppchen die kichernd im Cafe sitzen und einen Prosecco trinken, während ich hier sitzen muss und mein Leid durchs Internet jage. Andererseits weiß ich GENAU, dass ich da auch nicht sitzen WILL. Wir haben uns bewußt für die Gemeinschaftsschule entschieden, weil Yuna sehr speziell ist, wieso sollten wir erwarten, dass es nicht andere, wie auch immer geartete, spezielle Kinder dort gibt? Einfacher wäre es gewesen, wenn wir sie auf die nächste Dorfrealschule oder - noch besser, auf die Waldorfschule gepackt hätten. Ich verstehe halt nicht, dass man als Elternteil nicht wenigstens zuhören kann, WENN man denn schon eine (in BaWü) noch im Versuchsstadium befindliche Schulform aussucht, die einige Eigenheiten hat. Bei störendem fremdländischem Geflüster hört bei mir der Spaß in dem Fall halt dann doch auf, zumal es offensichtlich war, dass da niemand "übersetzt". >>>Also, ich krieg diese Elternabende auch seit ich denken kann haarklein nacherzählt, und sie sind eine weirde Einrichtung, weil auch nie klar kommuniziert wird worums da geht und warum man da hin soll, einerseits weil es viele abschrecken würde und andererseits viele aufregen würde ("Warum wird da und da rüber nicht gesprochen."). Ich krieg zur Zeit sogar wieder die politischen Machtkämpfe im Elternabend-Plenum meiner Schwester erzählt, weil meine Mutter sich da richtig schön in komplett nichtige Scheißdebatten reinwerfen und motzen, meckern und Briefe und Emails schreiben kann. >> >>Das ging eigentlich, hauptsächlich wurden die Eigenheiten und Mechaniken der Gemeinschaftsschule nochmal durchgekaut. Diskussionen übers Schulessen, Ausflüge, Unverträglichkeiten, der Notwendigkeit von Markenstiften oder anderen Vorgaben gab es gar nicht. Die "Tops" wurden im Vorfeld klar definiert, für politische Debatten ist es zu früh. Jemandem der gerade etwas erklärt nicht zuzuhören, bzw. mitten in der "Rede" aufzustehen und zu gehen, ist allerdings (für mich) mur dann erlaubt, wenn man viel Eintritt bezahlt hat. Den Respekt würde ich selbst unserem langweiligen Bürgermeister entgegenbringen. Wenn man aber im Vorfeld schon keinen Bock drauf hat oder nichts versteht, sollte man lieber gleich zuhause bleiben und auf das Einzelgespräch warten, welches bereits Ende November stattfindet. > >Fair enough. Andererseits, wie gesagt, Leuten aus anderen Kulturkreisen sollte man tatsächlich "Welpenschutz" einräumen, ich glaub wir würden uns woanders auch erstmal zwei Jahre oder so einfach aus Dappigkeit wie Elefanten im Porzellanladen aufführen ("Hahaha, er weiß nicht, wie die drei Muscheln funktionieren!"). Okay, ich habe das soweit verstanden. >Meine Mutter hat sich tierisch darüber aufgeregt, dass meine Schwester ab diesem Schuljahr wieder in einen neuen Klassenverband reinkam, weil der alte wegen Wechsel in die Oberstufe aufgelöst wurde. Bei der Elternsitzung deswegen kam der Direktor rein und hat gesagt, dass dieser Tagesordnungspunkt an dem Abend nicht besprochen wird. Darüber hat meine Mutter sich natürlich auch tierisch aufgeregt (Sie braucht die Abwechslung anscheinend auch wirklich, weil gerade mit ihrer Mutter - meiner Oma - einiges an Häßlichkeiten sich in Gange befindet) und sich dann mit dem angelegt. Ich hab ihr mehrfach versucht am Telefon zu erklären, dass man später im Leben ständig in wechselnden sozialen Kreisen unterwegs ist und sich an neue Leute gewöhnen muss (Ich hatte gar nicht mehr die Energie ihr zu erläutern, warum dieses extrem statische und hermetische Soziotop von Klassenverbänden an Schulen sogar eher nicht hilfreich ist; ich empfand es oft genug als erdrückend und klaustrophobisch), meine Schwester in zwei Jahren ohnehin fertig ist mit dem ganzen Scheiß und die Stresserei mit dem Direktor niemandem was bringt und nichts ändert, ausser dass alle Beteiligten sich nur aufregen, aber das war ihr nicht zu vermitteln. > >Und das ist das Problem an der eigentlich begrüßenswerten und gesetzlich so vorgesehenen Teilhabe der Eltern an der Bildung ihrer Kinder. Alle Beteiligten haben oft genug besseres zu tun, werfen sich aber trotzdem in absolute Scheißdreck-Konflikte, einfach, weil sie es können. Ich hätte mir wirklich gewünscht, dass meine Eltern ab und zu mal den eher unbequemen Weg gegangen wären und sich hinter mich zu stellen, aber die kommen aus einer Generation, die noch von den Lehrern verprügelt wurden. Glücklicherweise war ich zwar schüchtern, aber nicht auf den Kopf gefallen. >>>Das man sich das in diesem Kosmos immer gegenseitig zu nem Abfuck machen muss, weil einem langweilig ist oder andere Menschen einen ankotzen, werde ich nie verstehen. >> >>Ja, nun. Dann leg ich halt schon mal das Kissen aufs Fensterbrett und spiel doch die Else. Ich würde aber behaupten, dass auch das Lehrertandem des Öfteren ein fettes WTF auf der Stirn stehen hatte. > >Definitiv. Ich hab aber auch oft genug den umgekehrten Fall erlebt, das ist auch immer toll. Lehrkräfte, die vor den Eltern richtig auseinanderfallen; psychisch schwer kaputte Menschen. Eigentlich nicht mehr lustig, aber eigentlich doch (Auch Lehrer können sich ihren Beruf frei aussuchen, und wenn man für die sweete Pension bereit ist, aufs mental absolute Knochenmark sich runterschreddern zu lassen, bitte). Die hier haben alle noch Illusionen. Tatsächlich bietet die Konzeption der Schulform auch Anlass zur Hoffnung. Mal sehen, was die beteiligten Parteien daraus machen. |
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