Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 12.10.2017 02:50 Uhr
Thema: Re:Archiveintrag, 11.10.2017 Antwort auf: Re:Archiveintrag, 11.10.2017 von turzilla
>Ich habe das auch nicht als Affront gewertet, fand nur das Auftreten etwas seltsam, zumal der "Übersetzer" deutlich jünger als 10 Jahre alt war. Ich tippe af ca. 8 Jahre, da hätte es in meinen Augen mehr Sinn gemacht das "entsprechende" (10- jährige) Kind mitzubringen.

Weiß man nicht. Vielleicht ist das jüngere Kind tatsächlich sprachlich besser. Oder kein Mädchen. Kann tausend Gründe haben. Schade ist, dass man es nicht trotzdem aggressiver versucht, Anschluss zu finden, aber auch dafür kann es tausend Gründe geben. Manchmal bringts auch mehr, selber auf die Leute zuzugehen, manchmal fuckt sie das nur noch mehr ab. Schwer zu sagen.

>Ich bin jetzt sicher keine altbackene deutsche Else, und dass das offensichtlich muslimische Kind Maria heißt, hat mich neugierig gemacht. Tatsächlich gibt es eine Maria im Koran... again what learned.

Nicht eine Maria, die Maria. Also, nicht Angel DiMaria von Real Madrid, sondern die Mutter von Jesus, dem bekanntesten christlichen Gaststar im Koran. It's a whole thing und hier auch nicht wirklich relevant, aber ja, "The More You Know" usw. usf.

>Die Endung der emailaddy der Familie ist übrigens eine Firmenadresse, welche in den Vereinigten Arabischen Emiraten ansässig ist.  

Ich wollte jetzt auch nicht Racism Police spielen, ich finds nur immer irgendwie problematisch, wenn ich so "Beispiele aus dem persönlichen Umfeld" höre. Normalerweise sag ich auch nix, nur bei den ganz ganz wenigen Fällen, wo ich weiß, dass man da mit Reden und Nachfragen irgendwie in eine konstruktive und weniger Leute "fremdmachende" Richtung kommt.

Ich bin letztens fast vom Stuhl gefallen, als meine Eltern mir erzählten, wie erleichtert sie sind, dass der erste Freund meiner Schwester "kein Nafri" ist.

Nochmal zur Erinnerung, die wohnen in einem Kohlanbau- und Atombombentestgebiet im ländlichsten Schleswig-Holstein, wo vielleicht 300 Asylanten sich auf unendliche Weiten an Kohlfeldern verteilen. Wenn DAS deren Ängste sind, müsste ich ja aus deren Sicht quasi mitten in Rakka wohnen und morgens beim Brötchenholen über zwanzig tote IS-Kämpfer steigen. Hat mich mega abgefuckt, aber ich hab die Schnauze gehalten (Und hoffe, dass meine Schwester irgendwann Salafistin wird, harrr).

>>Oder ist es die Handynutzung? Oder die Lesbe? Oder die Mutti, die was verrafft?
>
>Das mit den Lesben kam vielleicht falsch rüber, mit denen kam ich sogar auf Anhieb gut klar und habe auch nicht die Dünnlippige gewählt, sonden die Stiefmutter. Ich mag es, wenn jemand geradlinig und authentisch ist. Es gehört Mut dazu, sich gleich am ersten Elternabend in ländlicher Gegend als lesbisches Ehepaar zu präsentieren. Meine Freundin und Trauzeugin ist btw. homosexuell.


Ja, wie gesagt, ich frag lieber nochmal nach. Wobei manche Lesben in der Tat auf eine sehr idiosynkratische Art und Weise lesbisch sein können, ist dann aber oft ein bestimmter Typ in einer bestimmten Altersklasse (So die Generation, die noch was mit dem Begriff "Ina Deter" anfangen kann).

>Die offensichtliche Handynutzung, speziell von den Erwachsenen, fand ich tatsächlich scheiße, es wurden Mechaniken und Grundlagen erklärt, Lehrer und Rektorin haben sich vorgestellt, dabei nebenher auf dem Handy herunszutackern ist unhöflich und ignorant, egal ob toitsch oder migrantisch. Die verraffte Mutti war der weibliche Mario Barth + Anfassen am Unterarm und ich übertreibe hier nicht. "Verstehste? Hm? Vestehste? Ja? Ja?!!!?"

Naja, manche Eltern sind auch einfach dumm. Wäre ja noch schöner, wenn die Kinder nur auf eine Schulform gehen dürften, für die man sich als Elternteil qualifizieren könnte. Zumindest in einem (schwachsinnigerweise) hierachisierten Bildungssystem. Wobei Dummheit per se nix mit dem Bildungsgrad zu tun haben muss, aber es ist schon ein Indikator.

Ich würd mir trotzdem wünschen, wenn die Gesellschaft mehr Situationen erzwingen würde, in denen man mit Leuten aus anderen Millieus interagieren muss. Auch und gerade im Erwachsenenalter. Nach der Schul- oder Studienzeit kannst du dich quasi supereasy in deine eigene soziale Blase auf Nimmerwiedersehen verabschieden, ich find das aber irgendwie wichtig, regelmäßig mit Leuten zu quatschen, die sich nicht für Videospiele oder irrelevanten Medienshit oder Autorentum oder wasweißich interessieren sondern aus ner Ecke kommen, die mir völlig fremd ist. Mich interessiert das einfach, aber das heißt nicht, dass es mir leicht fiele, mich Leuten zu öffnen oder auf sie zuzugehen. Okay, jetzt fühle ich mich endgültig wieder wie damals im Mai, als ich zwei Wochen in der offenen psychatrischen Station verbracht hab (Nicht wegen dir - also, fühle ich mich jetzt so, ich war allerdings auch nicht wegen dir in der Klapsmühle, wäre auch reichlich random).

>>Also, ich krieg diese Elternabende auch seit ich denken kann haarklein nacherzählt, und sie sind eine weirde Einrichtung, weil auch nie klar kommuniziert wird worums da geht und warum man da hin soll, einerseits weil es viele abschrecken würde und andererseits viele aufregen würde ("Warum wird da und da rüber nicht gesprochen."). Ich krieg zur Zeit sogar wieder die politischen Machtkämpfe im Elternabend-Plenum meiner Schwester erzählt, weil meine Mutter sich da richtig schön in komplett nichtige Scheißdebatten reinwerfen und motzen, meckern und Briefe und Emails schreiben kann.
>
>Das ging eigentlich, hauptsächlich wurden die Eigenheiten und Mechaniken der Gemeinschaftsschule nochmal durchgekaut. Diskussionen übers Schulessen, Ausflüge, Unverträglichkeiten, der Notwendigkeit von Markenstiften oder anderen Vorgaben gab es gar nicht. Die "Tops" wurden im Vorfeld klar definiert, für politische Debatten ist es zu früh. Jemandem der gerade etwas erklärt nicht zuzuhören, bzw. mitten in der "Rede" aufzustehen und zu gehen, ist allerdings (für mich) mur dann erlaubt, wenn man viel Eintritt bezahlt hat. Den Respekt würde ich selbst unserem langweiligen Bürgermeister entgegenbringen. Wenn man aber im Vorfeld schon keinen Bock drauf hat oder nichts versteht, sollte man lieber gleich zuhause bleiben und auf das Einzelgespräch warten, welches bereits Ende November stattfindet.


Fair enough. Andererseits, wie gesagt, Leuten aus anderen Kulturkreisen sollte man tatsächlich "Welpenschutz" einräumen, ich glaub wir würden uns woanders auch erstmal zwei Jahre oder so einfach aus Dappigkeit wie Elefanten im Porzellanladen aufführen ("Hahaha, er weiß nicht, wie die drei Muscheln funktionieren!").

>>Ich finde, die Schulen müssen sich da was besseres einfallen lassen. Keiner hat da Bock drauf von 19 bis 21 Uhr noch irgendwelche Pisse über Schulmilch, Schulelternbeirat und Schriftführer zu diskutieren, aber andererseits auch wichtig, dass man sowas hands-on macht, damit auch evtl. die Eltern das ernst nehmen und nachher nicht sagen können "Mir hat nie jemand was gesagt!"
>
>In dem Fall hat das "Lerntagebuch" welches die Kinder pflegen müssen/sollen einiges an Potenzial, bis jetzt funktioniert das gut. Hier können Ängste, Aufgaben, Ziele, Pläne, Kommentare und alles andere eingetragen werden. Sowohl von Eltern, Schülern und Lehrern.


Klingt in der Tat nach einer wahren Schatztruhe für potentiellen Abfuck.

>>Andererseits sind Eltern auch teilweise echt ein trauriger Haufen Exzentriker, Choleriker und Apathiker die einfach nur nach Hause wollen, und die Leute, die demonstrativ so tun, als würde sie das nur peripher tangieren, mit die Allerschlimmsten. Siehe: Meine Mutter, der ich mehrfach versucht habe zu erklären, dass sie die ad-hoc-änderung der Tagesordnung durch den Schuldirektor bei einem Elternabend oder Schulelternbeirat nicht über Wochen hinweg protestieren braucht, weil er keinen Fick gibt, und es kein Menschenrecht auf Verbleib im Klassenverband gibt, auch wenn sie das für meine Schwester schön fände, ihr dieses Stück "Kinder vom Süderhof"-Lala-Realität zu bewahren, weil sie sich hinterher eh nur wieder drüber aufregen würde, dass es ihr nicht genug gedankt wird. Dieses "Pick your battles" ist ihr nicht zu vermitteln, und hätte sie in ihrem Leben mal das Internet so intensiv genutzt wie ihr galactic-mind Sohnemann, dann wüsste sie das.
>
>Ich gebe zu dass ich hier keine Ahnung habe was du meinst.


Meine Mutter hat sich tierisch darüber aufgeregt, dass meine Schwester ab diesem Schuljahr wieder in einen neuen Klassenverband reinkam, weil der alte wegen Wechsel in die Oberstufe aufgelöst wurde. Bei der Elternsitzung deswegen kam der Direktor rein und hat gesagt, dass dieser Tagesordnungspunkt an dem Abend nicht besprochen wird. Darüber hat meine Mutter sich natürlich auch tierisch aufgeregt (Sie braucht die Abwechslung anscheinend auch wirklich, weil gerade mit ihrer Mutter - meiner Oma - einiges an Häßlichkeiten sich in Gange befindet) und sich dann mit dem angelegt. Ich hab ihr mehrfach versucht am Telefon zu erklären, dass man später im Leben ständig in wechselnden sozialen Kreisen unterwegs ist und sich an neue Leute gewöhnen muss (Ich hatte gar nicht mehr die Energie ihr zu erläutern, warum dieses extrem statische und hermetische Soziotop von Klassenverbänden an Schulen sogar eher nicht hilfreich ist; ich empfand es oft genug als erdrückend und klaustrophobisch), meine Schwester in zwei Jahren ohnehin fertig ist mit dem ganzen Scheiß und die Stresserei mit dem Direktor niemandem was bringt und nichts ändert, ausser dass alle Beteiligten sich nur aufregen, aber das war ihr nicht zu vermitteln.

Und das ist das Problem an der eigentlich begrüßenswerten und gesetzlich so vorgesehenen Teilhabe der Eltern an der Bildung ihrer Kinder. Alle Beteiligten haben oft genug besseres zu tun, werfen sich aber trotzdem in absolute Scheißdreck-Konflikte, einfach, weil sie es können.

>>Das man sich das in diesem Kosmos immer gegenseitig zu nem Abfuck machen muss, weil einem langweilig ist oder andere Menschen einen ankotzen, werde ich nie verstehen.
>
>Ja, nun. Dann leg ich halt schon mal das Kissen aufs Fensterbrett und spiel doch die Else. Ich würde aber behaupten, dass auch das Lehrertandem des Öfteren ein fettes WTF auf der Stirn stehen hatte.


Definitiv. Ich hab aber auch oft genug den umgekehrten Fall erlebt, das ist auch immer toll. Lehrkräfte, die vor den Eltern richtig auseinanderfallen; psychisch schwer kaputte Menschen. Eigentlich nicht mehr lustig, aber eigentlich doch (Auch Lehrer können sich ihren Beruf frei aussuchen, und wenn man für die sweete Pension bereit ist, aufs mental absolute Knochenmark sich runterschreddern zu lassen, bitte).

>Ich bin eigentlich die Letzte, die Leute verurteilt oder in Schubladen steckt. Es wird wohl trotzdem an mir liegen, aber das ist egal.

Das hab ich auch nicht behaupten wollen!

>Yuna gehts gut und wenn es normal läuft muss ich jetzt nur noch 11-15 Elternabende überstehen.

Ja, wird schon.
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