Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 20.03.2016 16:07 Uhr
Thema: Archiveintrag, 20.03.2016 Antwort auf: Archiveintrag, 10.12.2015 von Sascha
Heute ist mal wieder ganz doof. Wahrscheinlich (Selbstdiagnose) depressiver Schub oder so. "Lass dich endlich behandeln!" Ja, alles easy. Ich krieg immer noch nicht den Arsch hoch, diesen Antrag an die Krankenkasse zu schicken, dass die wiederum meiner Ärztin nen Fragebogen für nen Antrag auf eine Kur schicken können. So wie ich das Fädenziehen auch ewig verschleppt hab. Dazu kommt, dass dann immer diese Wellen über einen kommen, wo man sich einfach nur scheiße und lächerlich findet, also mehr als sonst, wo es ja auch handhabbar ist und maximal in einer Konversation irritierend wirkt, aber nicht mein ganzes Denken bestimmt. Das Gefühl, einfach die überflüssigste Scheiße zu sein, als Mensch, als Mann, als "Teil der Gesellschaft". Sein Herz ausschütten hilft da auch nur einen Scheißdreck. Ich hatte vor zwei Wochen seit Jahren mal wieder sowas wie einen "sozialen Anlass" wahrgenommen und dann, als der Abend später wurde, in kleiner Runde erzählt, wie es mir so geht, und schäme mich bis heute noch dafür, weil ich denke, dass ist Oversharing, zieht andere nach nem netten Abend nur runter, und wer will sich den Scheißdreck von irgendeinem Kretin anhören, während er oder sie irgendwelche tollen Projekte, tollen Fitnesstudios und Urlaube macht und ich mir denke, dass ich noch nichtmal nen Brief in nen Umschlag stecken kann. Fürs Jobcenter soll ich auch so einen Auskungtsbogen ausfüllen über meine gesundheitliche Situation, und hab Schiss, dass die mich dann in die Sozialhilfe stufen mitm Amtsarzt oder so. GEZ bezahlen schieb ich auch vor mir hin. Man kann im Leistungsbezug nur in den ersten drei Monaten nach Erhalt des Leistungsbescheids die Befreiung beantragen. Durch den Poststreik hat sich der Erhalt verzögert, dann wurde ich operiert, und hab mich einfach nicht drum gekümmert. Jetzt darf ich geschmeidig an die 300 Euro zahlen, die ich eigentlich nicht hätte zahlen brauchen, war halt einfach zu scheiße, mich darum zu kümmern.

Und ja, das ist nichts anderes als jämmerliches Selbstmitleid. Ich weiß aber auch nicht, was ich sonst machen soll. Ich hab keine Lust, zum psychologischen Notdienst zu gehen und mich eine Nacht lang in irgendein Bett legen zu lassen und dann am nächsten vormittag mit dem netten Onkel vom Sozialdienst quatschen und meine bekackte Geschichte zum dreitausendsten mal erzählen zu müssen. Ich kann die selber nicht mehr hören, und ich fand die Leute, die stundenlang über ihr Leid monologisierten im Krankenhaus unglaublich nervig. Die wollen das immer jedem erzählen, der ihnen vor die Flinte läuft, und das sind so unglaublich deprimierende Geschichten, wo man als AUssenstehender auch nur sagen kann "Damn..." und sonst nix. Ich bin mir ja vollends darüber im Klaren, dass das keiner hören will, dass es wieder irgendwelche "Angriffsflächen" eröffnet, aber ich hab auch keine Lust, meiner Freundin ständig damit auf den Sack zu gehen. Für die ist das schwer erträglich genug. Aber ich fühl mich dann auch komplett hilflos. Wirklich was geändert hat sich seit letztem Jahr ja nicht. Keine Schmerzen mehr, aber sonst alles ähnlich bekackt. Ich hab auch so dermaßen keine Lust, mich zu bewegen. Es macht keinen Spaß, es interessiert mich nicht, und ich fühle mich dabei wie ein Pflegefall Schrägstrich Zirkusfreak, auf den hinter Gardinen vorlugende Kinder mit dem Finger zeigen. Und dann macht man Social Media auf und sieht die ganzen Hackfressen stolz grinsend über ihre 9000-Kilometer-Läufe, und dann liest man in Foren rum und findet noch mehr Posts mit dem eigenen Namen, wo Leute sich spontan über einen das Maul zerreissen, und dann googlet man seine körperlichen Beschwerden und dann kommt auch noch Leverkusen auf Sky. Ich hab mir grad gedacht "Och, könnt man sich eigentlich doch mal einen saufen", aber dann wirds nur noch schlimmer, also lässt man das sein. Man wird ja erwachsen, lol.

Dieses Jämmerliche; diese kleinmenschliche Geilheit, wie ein Hund gelobt werden zu wollen; dieser völlig nutzlose schlechte Scherz einer Libido; dieser ballonartige Borstenschweinkörper; dieser gottverdammte Sonntag.
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