Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 06.08.2015 11:54 Uhr
Thema: Archiveintrag, 06.08.2015 Antwort auf: Archiveintrag, 11.05.2015 von Tux
Ja, also.

Die OP verlief gut. Ich wurde Donnerstag operiert, nicht Mittwoch. Verschob sich um einen Tag und hat mich wahnsinnig gemacht, da ich mir das Zimmer mit einem megaalten Typen teilte, der die ganze Zeit am Abröcheln, Brüllhusten und rumschreien war. Kann er ja nix für, aber die vorstellung, erstmal weiter maulaffen feil zu halten während ich nichtmal lustige spaßdrogen bekomme, erheiterte mich keineswegs. Dazu kam, dass die Patienten oft ziemlich miese laune hatten (In gewisser Hinsicht verständlich) und das am Personal ausließen, die eh schon nen stressigen Job haben und sicherlich NICHT die Antics von irgendwelchen sechzigjährigen Ommas gebrauchen können, die JETZT SOFORT vom Chefarzt den Zugang gelegt bekommen wollen, weil denen ne Schwester nicht reicht, o.ä.

Entsprechend hoch ist auch die Frequenz von Leuten, die sich einscheißen (Happened to me, not judging anyone here) oder ihr Krankenzimmer vollbluten oder weglaufen wollen oder oder oder. Ich hab den Pflegern von einer besonders miesen Spätschicht abends dann mal gesagt, dass sie einen tollen Job machen und ich mich sehr gut aufgehoben fühle und die das ihren Kollegen auch so sagen sollten.

Ich hab derweil das Kicker Bundesliga Sonderheft auswändig gelernt und neue Rekordversuche im Rauchen aufzustellen versucht, was dazu führte, dass ich mit den immerselben querulantischen Nikotinjunkies auf dem Balkon hockte, die je nach Tagesform fast schon inspirierende Persönlichkeiten besaßen oder einem die deprimierendsten Krankengeschichten runtertackerten, die man je gehört hatte, und man sich das ne stunde lang anhören musste, weil man während so nem monolog nicht ohne weiteres aufstehen und gehen kann.

Naja, egal. OP verlief jedenfalls gut, ich hab nix mitgekriegt. Nervig war nur die Wunddrainage, deren Inhalt laut Chefarzt "50% Blut und 50% Fettgewebe" war. Der Dude hatte anscheinend eh das Gefühl, dass ich als einziger noch nicht mitgekriegt hatte, dass ich übergewichtig bin, und bei jeder sich bietenden gelegenheit mehr oder weniger subtil darauf hingewiesen, was für ein Fettschwein ich bin. Gut, der Mann ist Gehirnchirurg, ich kann nicht von jedem erwarten, dass er die Höflichkeit aufbringt, den Impuls zu unterdrücken mich wie die Made zu behandeln, die ich bin.

Der krasseste Effekt der OP ist, dass ich mein rechtes Bein viel besser bewegen kann. Es tut jetzt zwar weh, aber es ist belastbarer. Das ergibt sinn, weil die Bandscheibe jetzt nicht mehr so auf den Nerv drückt und die Impulse an das Bein bzw. die Muskeln dort drinne wieder ankommen - so wie eben halt der Schmerz. Wird man beobachten müssen, ich versuche auf schmerzmittel zu verzichten, Ibuprofen bringt nix (Selbst die 800er megadinger, die so groß sind wie werthers echte) und um wieder Oxycodon zu nehmen, muss der Schmerz schon SEHR groß sein (Man vermisst die Fähigkeit zu Scheißen wirklich erst dann, wenn sie fehlt).

Ausserdem bin ich... argh. Schonmal im Vorraus Verzeihung für das disgusting Kopfkino. Jedenfalls... Es ist nicht so, wie der Sektkorken, der aus der Flasche ploppt wie vorher. Mehr so wie eine Tube Senf, die man langsam ausdrückt. Uääääh. Es ist erheblich anders als vorher, gefühl fehlt weitestgehend immer noch, dafür merke ich den Orgasmus im "Kopf". Ganz seltsam. Und nur sehr schwer reproduzierbar, ich muss in eine ganz bestimmte Stimmung kommen und dann mein wirklich extensives, jahrelanges Training an der Handmaschine bis zum letzten abrufen. It turns into a whole thing. Also, es "geht", aber nicht, wann ich will und ganz gewiss nicht so oft ich will, was meeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeega nervt. "Normaler" Sex in dem Sinne ist es nicht mehr. I don't know.

Einerseits macht mich das fertig, andererseits ist es (zumindest ein bißchen) interessant, wenn man die deprimierenden Aspekte weglässt. Die körperliche und geistige Erfahrung, die ich habe, dürften sehr wenige haben, ungeachtet wie man deren Qualität beurteilen würde (Ich denke, das kann man nur vergleichen, wenn man es auch selber erlebt hat). Es stellt natürlich das meiste in Frage, was man bisher so als seine eigene Sexualität definiert hat, ohne jetzt abzuschweifen oder irgendwelche Steilvorlagen bieten zu wollen. Bzw. die Auslebung dieser, um genauer zu sein. Und für mich ist diese momentan in erster Linie immer noch mit Frustration verbunden. (Viagra o.ä. wäre Quatsch, weil bei mir keine Durchblutungsprobleme vorliegen, sondern neurologische. Selbst wenn ich davon einen megaständer bekäme, wäre der immer noch weitestgehend taub und würde mir so gesehen nicht viel bringen)

Die Operation war also von gemischtem Erfolg, wobei man aber auch sagen muss, dass mir ohnehin niemand das blaue vom Himmel versprochen hat. Die Genesung von der Operation verläuft gut, soweit ich das beurteilen kann. Ich bin ja schon am selben Tag des Eingriffs durch die gegend gelaufen.

***Diese Nachricht wurde von Felix Deutschland am 06.08.2015 12:03 bearbeitet.***
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