Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 02.09.2008 20:45 Uhr
Thema: Re:Ist der Film nicht ein cineastischer Supergau? Antwort auf: Re:Ist der Film nicht ein cineastischer Supergau? von CryingAngel
>>Hab ich zumindest schon an mehreren Stellen gehört, sogar der Regisseur selbst macht den schlecht.
>>
>>[http://movies.yahoo.com/feature/babylon-director-badmouths-film.html]
>
>Welcher Regisseur, hat den heute noch bei Großprojekten völlig freie Hand?


Einige. Je weniger hundert Millionen Dollar Kosten so ein Film aufwirft, umso weniger wird an den Gedanken der Refinanzierbarkeit Gedanken verschwendet. Wenn ein Regisseur eines Films, der über 10 Millionen Dollar kostet, sich darüber aufregt, dass er gar nicht mehr solche Aspekte reinbringen konnte wie den didaktischen Aspekt "Dass die jungen Menschen zu mehr bewusstsein für unseren Planeten erzogen werden sollen", dann hat er nicht viel mehr verdient als a' Watschn.

Regisseure reden ständig so einen Scheiß, ob sie jetzt einen TV-Spot für Barilla-Nudeln drehen, einen Film in dem es darum geht wie neurotische Berufsjugendliche es nicht wirklich auf die Reihe kriegen sich gegenseitig zu besteigen und dabei nicht permanent den Hass ihrer Umgebung auf sich zu konzentrieren oder einen Film drehen in dem ein muskulöser Typ mit einer Pistole ein hilfloses Mädchen beschützt.

Der Film wurde von Fox produziert und Matthieu Kassowitz wahrscheinlich einen Drittwohnsitz an der Coté finanziert. Offensichtlich gab es hinter den Kulissen irgendeinen Schlongbattle um künstlerische Autorität, die aus gutem Grund in der Regel nicht völlig dem Regisseur obliegt, gerade wenn es um Summen geht die jenseits der 10 - 20 Millionen-Grenze liegen. Ich glaube auch nicht, dass sie Fox ausgewählt haben weil sie über deren künstlerische Kreativität arglistig im Unklaren gelassen wurden, sondern weil die die meiste Kohle auf den Tisch gelegt haben (s.O.: Drittwohnsitz an der Coté und Hupentuning für die Zweitbitch). Wenn er völlige Kontrolle über einen Film haben will, in dem es um das "sich wandelnde Wesen der Weltpolitik und nationaler Grenzen" geht, dann soll er sich bitteschön sieben Millionen Euro selber zusammenbetteln und einen Streifen über einen französischen Mittelschullehrer in einem Banlieu drehen, der Pocken in der Fresse hat und seine heroinabhängige Lieblingsschülerin knallt. Das wollen dann folgerichtig nur drei Leute sehen, und die sind allesamt Deutschlehrer.

>Soviel auch zum Thema: "ich möchte den Film so sehen wie ursprünglich von Regisseur gewollt". Was man immer wieder gerne in Foren list, falls ein Film in D um 2 Sek Splatter gekürzt wurde.

Regisseure haben sich im besten Fall um die Inszenierung zu kümmern, das Casting vielleicht zum Teil (!) auch noch, aber sonst NICHTS. Andernfalls führt das höchstens alle Jahrmillionen mal zu Meisterwerken wie Apocalypse Now, in der Regel aber nicht. Die Anzahl gescheiter "Auteurs" bzw. Autorenfilmer, die mit großen Budgets umzugehen wissen, ist... sehr überschaubar.
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