Sascha  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 30.07.2008 14:55 Uhr
Thema: Engländer und Kintopp Antwort auf: Kinojahr 2009 von Sascha

Britische Kinos: Der Zuschauer als Star im Überwachungsvideo  
   
Manchmal fragt man sich, wann in Großbritannien der erste Gesetzentwurf eingebracht wird, der
unter Verweis auf Möglichkeiten zur Verbrechensvorbeugung eine verpflichtende Videoüberwachung
sämtlicher Räume und Gebäude im Land vorsieht. Schließlich könnten Kriminelle gerade im
Wohnzimmer sitzen und Pläne mit möglichen Einbruchs- und Überfallzielen ausbreiten. Im Schlaf
zimmer wäre die Gefahr von ehelicher oder nichtehelicher Gewalt gegeben, im Keller könnte
Hehlergut versteckt sein, und auf dem Dachboden wird vielleicht gerade gekifft oder gekokst.

Einen weiteren Schritt auf dem Weg zur Adaption des Orwellschen Überwachungsszenarios in den
Köpfen der britischen Bevölkerung haben jetzt zwei große Kinobetreiber im Land getan: In
zahlreichen Sälen der Lichtspielhäuser von Vue Entertainment und Odeon Cinemas wurden CCTV-
Überwachungssysteme installiert, deren einzige Aufgabe darin besteht, die Zuschauer während
der Vorstellungen kontinuierlich zu filmen. Als Begründung für die Überwachungsmaßnahmen
geben die Unternehmen an, das Personal habe dadurch das Zuschauerverhalten besser im Blick
und es ließen sich so "Verbrechen verhindern".

Die Bilder der jeweils 30.000 Pfund (38.000 Euro) teuren Closed-Circuit-Television-Systeme
werden live zu einem Kommandostand im Kino-Foyer übertragen und 31 Tage lang gespeichert.
Danach sollen sie angeblich "automatisch gelöscht" werden. Die Zahl der Vorfälle, die zu
einer "Beeinträchtigung des Besuchererlebnisses" geführt hätten, sei seit der Installation
der Systeme "dramatisch zurückgegangen" beteuern Manager der Kinoketten, ohne allerdings
konkrete Zahlen zu nennen.

Möglicherweise dient das Ganze aber auch nur einfach dazu, Besucher herauszufiltern, die
sich nicht an das Verbot halten, keine mitgebrachten Speisen und Getränke im Kino zu verzehren.
Zumindest ließe sich dadurch erklären, warum die Betreiber freiwillig derart hohe Investitionen
tätigen: Schon bei fünf Besuchern pro Vorstellung, die dadurch veranlasst würden, eine kleine
Cola zum Preis von umgerechnet 3 Euro zu kaufen, wäre ein solches System nach vier oder fünf
Jahren gegenfinanziert. (pmz/c't)

Quelle: S'heise

Engländer sind komisch.
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