Fuse.F/X  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 18.02.2008 13:03 Uhr
Thema: The Boatman Antwort auf: Kinojahr 2009 von Sascha
Straighter und konsequenter Reisser, bei dem reichlich Klischees bedient werden. Die Bösen sind erzböse sind und tragen bevorzugt magatonsche Sonnenbrillen (Fiktiver Setmonolog: "You are the bad guy! You're going to wear this sunglasses, because they hide your eyes. Eyes reflect emotions and I don't want anybody to see any emotions while you're killing innocent townsfolk, got it!?"), die braven Missionare naiv wie nix Gutes und fallen entsprechend auf die Fresse. Rambo ist wortkager denn je, gibt ein paar trashige Oneliner von sich und erklärt nicht viel, außer sich selbst zum schicksalsbestimmten Krieger, der sich zwar selbst gedeckelt hat, aber selbstredend dank "passender" Umstände dann doch herausbricht. Rambo tötet nicht, weil er für Ideale kämpft, Rambo tötet, weil er Krieg im Blut hat. Jo mei, Alles nicht neu ("Rambo ist der Krieg" anyone?) und bestenfalls hanebüchen.

Das Tempo ist jedoch gut: Stallone übertreibt es nicht mit Action im Anteil am Gesamtfilm. Das dazwischen ist freilich nicht übertriebend spannend, aber auch nicht komplett bekloppt, sondern durchaus ein im Rahmen des möglichen plausibler Aufhänger. Nonstop würde die Action ohne hervorrufen von Ermüdungserscheinungen auch nicht funktionieren, dazu ist sie -das vorweg- dann doch nicht gut genug choreographiert. Die Bildsprache in ihrer Montage und Einstellungen bezeichne ich mal als "NuWave 80ies". Es sieht (gottlob) i.a.R. nicht ganz so billig aus wie damals, obwohl der Inhalt nahezu identsich ist - Prädikat: Edeltrash.

Banal-doofes Nono-Beispiel, das etwas aus dem Rahmen fällt, ist der Dialog zwischen John und Sarah in dem Rambo schließlich nachgibt: Das ist vom Schnitt her punktgenau auf GZSZ-Niveau - es gibt je eine starre Einstellungen auf John und auf Sarah; wer redet, ist im Bild und das über gefühlte 5 Minuten... argh!

Whatever... Was sich dort ansonsten abspielt ist speziell in Punkto Gewalt derb überzogen, dabei aber keinesfalls comichaft, sondern in der Sache schon ernstgemeint und frei von jeder Ironie. Ob man das jetzt (abseits von Kindstoden und 50m Läufen über Minenfelder zur Belustigung der sadistischen Soldaten, was natürlich letztlich einzige auf die Rechfertigung entsprechender Gegenaktionen abzielt) witzig findet oder finden kann, muss jeder für sich entscheiden. Einen expliziten Gewaltporno mit derartigen Productionvalues wird man in den nächsten Jahren sicher nicht sehen. Das Finale hat den Namen verdient als das erwartete Schlachtfest und definitiver Fanservice, (noch mehr als zuvor) fliegen Menschen und Körperteile in Blutwolken durch die Gegend, die Eischusslöcher haben Handballgröße und (ok, nicht nur) die Bösen fallen wie die Fliegen - Soldiers of Fortune auf Zelluloid. Das End-Ende ist schließlich so 80ies-klassisch, wie es nur geht. Mehr sage ich auch Spoilergründen (haha) dazu mal nicht ohne Nachfrage.

Das "Problem" ist, dass Rambo außer der selbstzweckhaften Gewalt nicht viel zu bieten hat. Die Inszenierung ist gut, aber nunmal nicht überragend und auch wenn Rambo selbst geht als skizzierter Antiheld durchaus in Ordnung geht und ihm die Rolle wirklich steht, macht den größten Teil der Faszination tatsächlich der Gorefaktor aus.

In diesem Sinne ist der letzte "Die Hard" ganz klar der bessere Film, der in Punkto Choreographie und Witz doch deutlich die Nase vorn und sich m.E. insgesamt besser weiterentwickelt hat. Rambo guckt man sich ein, vielleicht zweimal oder dreimal an, dann ist der Film wohl gegessen. In der Summe ein anständiger Film, der den Erwartungshorizont aber auch nicht positiv sprengt.

ps: "Irgendwer" bastelt von einem Schnitt zum nächsten in einer ca. einminütigen Pause während einer Verfolgung eine Trage für einen Verwundeten zusammen - holy shit! Dass kann eigentlich nur einer und ich finde es daher ein bisschen schade, dass Richard Dean Anderson dabei nirgendwo in den Credits erwähnt wird.

.***Diese Nachricht wurde von Fuse.F/X am 18.2.2008 13:10 bearbeitet.***
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