Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 16.04.2007 11:33 Uhr
Thema: Re:S03E16 "One Of Us" Antwort auf: Re:S03E16 "One Of Us" von Sascha
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>> Naja, vielleicht heißt das auch, das sie so sehr von der Insel runterkommen will,
>> das sie die Überlebenden verarscht. Von denen geht ja auch keine Hoffnung aus,
>> das sie bald ne Lösung finden, da runterzukommen. Von Ben weiß sie, das er die
>> hat.
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>Sie wollte Ben ja schon einmal absägen und ich glaube auch das sie Ben trotzdem
>er sie ja irgendwo wohl noch nie so richtig belügt hat, nicht sonderlich
>vertraut und schätzt vielleicht die Chancen mit den Strandbewohnern von der Insel
>zu kommen als höher ein als die von Ben gehen gelassen zu werden.


Klar. Ich wollte nur nochmal eine weitere These ins Spiel bringen, im Grunde glaube ich auch, das Juliet jetzt Ben cont und wir denken sollen, das sie nen Con mit den Losties abzieht. Informationshierarchie, habe ich am Freitag gelernt:

P steht für Protagonist, Z für Zuschauer. Folgende Situationen sind möglich:

A) P > Z
B) P = Z
C) P < Z

A) Der Protagonist weiß mehr als der Zuschauer, B) der Protagonist weiß genauso viel wie der Zuschauer, und C) der Protagonist weiß weniger als der Zuschauer.

A) wäre zum Beispiel der Anfang eines Vampir-Cop-Movies: Der Zuschauer guckt den Anfang und denkt, es geht um einen normalen Cop. Doch dann gerät er in große Gefahr, und der Zuschauer sieht, wie er zum Vampir wird.

Noch kürzer: Die Säbelschwinger-Szene in Indiana Jones. Jones hat keine Waffe, der Säbelschwinger schwingt die Säbel vor Selbstbewusstsein, doch Dr. Jones zieht aus dem unteren Bildrand, schon nicht mehr im Screen zu sehen, seine Knarre.

B) hat man relativ oft und Bedarf nicht unbedingt einer Erklärung.

C) wäre der Fall jetzt bei den Losties: Wir wissen, das Juliet die bescheist. Dadurch wirds spannend, Hitchcock hat das Suspense genannt und als erfolgreichstes Mittel der Spannungserzeugung perfektioniert:

Wenn wir ein Gespräch zweier Protagonisten sehen, und lötzlich geht eine Bombe hoch, so ist das durchaus überraschend, aber nur im Affekt und zieht auch keine Spannung mehr nach sich. Wenn der Zuschauer aber weiß, das die Bombe die ganze Zeit unter dem Tisch liegt, dann kaut er sich die ganze Zeit die Fingernägel ab, weil er nicht aushält, das sich die zwei Typen dabei so gelassen unterhalten können.

Und mit diesem recht überschaubaren dramaturgischen Kanon arbeitet Lost sehr viel. Man muss seine Fragen auf den weiteren Verlauf der Serie aufdröseln nach diesen drei Aggregatzuständen und nur noch mit erzählerischen Beispielen abgleichen, die es überall für jede Eventualität gibt, und man merkt, das bis auf das geschickte plausible erweitern des Universums der Serie auch nur mit Wasser gekocht wird bei den Lost-Autoren.

Abseits eines gigantischen Vorrats an Red Harrings und Probs aller möglicher Couleur und sehr gutem Spiel mit der Zuschauerwahrnehmung und der BErechenbarkeit von Fandom.

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>Er hat es ja schon einmal verhindert in dem er Locke hat machen lassen.
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