Sascha  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 24.01.2006 18:30 Uhr
Thema: GVU sponsort Raubkopierer Antwort auf: Noch mehr Spaß... n/t von Mschl

GVU soll Raubkopierer gesponsert haben

Bei der heutigen großen Durchsuchungsaktion gegen die Raubkopierer-Szene
stand ausgerechnet die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsver
letzungen (GVU) mit im Visier. Die Staatsanwaltschaft Ellwangen verdächtigt
die private Fahndungsorganisation der Film- und Softwareindustrie, die V
erbreitung so genannter Warez aktiv unterstützt zu haben. Ermittlungsbeamte
des Landeskriminalamts Baden-Württemberg durchsuchten am heutigen Dienstag
die Hamburger Geschäftsräume der Gesellschaft und die Wohnung eines
hochrangigen Mitarbeiters.  

Nach gemeinsamen Recherchen des Computermagazins c't und des News-Portals
onlinekosten.de weisen Indizien darauf hin, dass die GVU bei ihren
Ermittlungen gegen Raubkopierer die Grenzen des Erlaubten überschritten
hat. Die Redaktionen erhielten bereits vor geraumer Zeit Hinweise eines
GVU-nahen Informanten, die mittlerweile von einer zweiten Quelle bestätigt
wurden. Danach soll die GVU mindestens einen Administrator eines zentralen
Austausch-Servers der Warez-Szene regelmäßig bezahlt haben. Auf diese Weise
sei sie an Log-Dateien und damit an Zugriffs-IP-Adressen dieser so genannten
"Box" gekommen. Zudem soll sie Hardware zur Ausrüstung der Plattform
beigesteuert haben.

Der Server stand in einem Frankfurter Rechenzentrum und hieß in der Szene IOH.
Er wurde heute von der Polizei beschlagnahmt. In einer Pressemitteilung zur
Razzia betonte die GVU heute selbst, dass genau dieser Server neben einem
weiteren "zur massenhaften Verbreitung von Raubkopien im Internet" gedient habe.

(...)

Neben vielen Raubkopierern soll auch die GVU Zugriff auf IOH gehabt haben.
Folglich könnten die Privatermittler großes Interesse daran gehabt haben,
dass der "Honeypot" durch gute Internet-Anbindung und leistungsfähige Hardware
attraktiv blieb. Sollte es zutreffen, dass die GVU die Infrastruktur der
Raubkopierer mitfinanziert hat, würde dies einen Verdacht auf eine strafrechtlich
relevante Beihilfe zur Verbreitung von Warez-Material begründen.

Genau diesen Verdacht hegt offenbar die Staatsanwaltschaft Ellwangen. Allem
Anschein nach möchte sie durch die heutige Beschlagnahme von Akten der GVU
herausbekommen, ob diese sich tatsächlich derartig fragwürdiger Ermittlungsmethoden
bediente. Die Staatsanwälte werden auch zu klären haben, ob die GVU-Geschäftsführung
und die Mitglieder, hauptsächlich große Unternehmen aus der Film- und Software-
Industrie, von den mutmaßlichen Vorgängen Kenntnis hatten. Die Rechercheergebnisse
von c't und onlinekosten.de deuten darauf hin, dass zumindest ein Mitglied der
GVU-Geschäftsführung, die ihr Unternehmen auch schon mal als "kleines BKA für
Urheberrechtsverletzungen" bezeichnete, darüber informiert war.

In einer Stellungnahme bestätigte die GVU am heutigen Mittag lediglich, dass
"auch in der GVU-Zentrale in Hamburg ermittelt wurde". Man vermute, dass "aller
Voraussicht nach der Grund darin liegt, die Informationen, die die GVU an die
Behörden übergeben hat, zu verifizieren", hieß es. Das erklärt freilich nicht,
warum die Staatsanwaltschaft Ellwangen einen richterlichen Durchsuchungsbefehl
für jene Organisation benötigte, die nach eigener Darstellung besonders eng
und gut mit den Ermittlungsbehörden kooperiert. Einer Bitte um Stellungnahme
zu den Rechercheergebnissen von c't kam die GVU bisher nicht nach. (hob/c't)
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