Arne  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 26.03.2023 17:14 Uhr
Thema: Lake vs. Delivery Driver - Das Duell der Paketzusteller
Delivery Driver vs. Lake - Ein Vergleich zweier Paketzusteller Spiele. (Mehr Nische geht nicht.)

Und den Anfang macht:
Delivery Driver - Die Paketzusteller Simulation (PS4, Xbox1, Switch)
Delivery Driver – Die Paketzusteller Simulation (kurz DDS) ist ein Spiel des selben Herstellers wie vom Taxi Driver Simulator. Und das merkt man auch. Die Stadt ist sehr ähnlich (oder identisch?) und auch die KI Fahrzeuge sehen gleich aus und verhalten sich gleichermaßen dämlich.

Gleichzeitig sind aber auch gewisse Fortschritte zu erkennen. Die vom Computer gesteuerten Fahrzeuge fahren jetzt endlich in einer realistischen Geschwindigkeit und… nun ja, das war es eigentlich auch schon. Ansonsten verhalten sie sich genauso wie schon im Taxi Driver Simulator. Sie geraten auf gerader Strecke grundlos ins schlingern, fahren in den Gegenverkehr, bauen haufenweise Unfälle oder bleiben einfach quer auf der Fahrbahn stehen.
Eine Übersichtskarte oder auch nur ein Optionenmenu gibt es nicht. Nicht mal die nervige Musik lässt sich abstellen.
Optisch ist DDS bestenfalls auf PS2 Niveau, aber immerhin gibt es einen Tag und Nachtwechsel, bei dem die Fahrzeuge sogar ihr Licht anschalten. (Ein „Highlight“ des Spiels sozusagen. Hi, hi...)

Zum Spielablauf: Eine Geschichte gibt es nicht. Ihr startet mit dem Fahrzeug im Depot des Paketdienstes (Pakete ins Fahrzeug laden braucht ihr nicht) und seht über euch einen blauen Pfeil der euch die ungefähre Richtung vorgibt in die ihr müsst.
Wahrscheinlich erhaltet ihr die Trophäe („Baue einen Unfall“) noch bevor ihr das Lager verlassen habt, denn wenn ihr an eine Schranke kommt öffnet sich diese erst wenn ihr dagegen stoßt. Es kam aber auch vor, dass sich die Schranke gar nicht öffnete und ich sie mit dem Wagen durchbrechen mußte.

Das Fahrzeug seht ihr nur in der Außenperspektive, wobei die Kamera frei drehbar ist. Leider verfügt das Fahrzeug über keine Bremse. Entweder man fährt vorwärts oder rückwärts. Will man anhalten muß man halt genau den Punkt dazwischen treffen. Man kann auch aus seinem Fahrzeug aussteigen und das jederzeit. Also auch bei voller Fahrt. Das Fahrzeug fährt dann eben so lange weiter, bis es irgendwo gegen stößt.
Apropos aussteigen. Das ist natürlich notwendig um Pakete auszuliefern.
Dieses läuft folgendermaßen ab: Ihr fahrt (geleitet vom blauen Pfeil) so lange durch die Gegend, bis ihr an ein Gebäude gelangt, dessen Eingangstür gelb leuchtet. Steigt aus dem Fahrzeug aus und geht zu dessen Hinterseite. Drückt eine Taste um ein Paket an euch zu nehmen und betretet nun das Gebäude. Jetzt folgt wieder dem blauen Pfeil, der Euch zu dem Raum leitet, in dem das Paket abgelegt werden soll. Alles ist dabei nicht zu betreten, die betretbaren Innenräume sehen dabei jedoch tatsächlich einigermaßen abwechslungsreich aus. Betretet ihr ein Bürogebäude, so kann sich die Suche auch sogar über mehrere Stockwerke erstrecken und entdeckt abgesperrte Treppenhäuser, Büroräume und Lager. Bei Privathäusern dagegen könnt ihr Schlafzimmer, Wohnzimmer und Kinderzimmer entdecken. Menschliche Figuren laufen zwar auf der Straße herum, in Gebäuden trifft man sie jedoch nie an. Letztenende sucht ihr einen Raum in dem ein Paketsymbol leuchtet. Drückt dort einen Knopf und das Paket ist abgeliefert. Und dann ist der Spaß auch schon vorbei. Der blaue Pfeil verschwindet jetzt und ihr müßt den Weg zurück zum Auto selber finden. Es mag an meinem mangelhaften Orientierungssinn liegen, aber ich hatte es mehrfach, dass ich in Bürogebäuden feststeckte und auch nach minutenlanger Suche den Ausgang nicht mehr finden konnte. Und mich beschleicht der Verdacht, dass die Ausgangstür entweder verschwindet oder sich nicht mehr öffnet.

Für jedes abgegebene Paket bekommt ihr einen Geldbetrag gutgeschrieben, abzüglich der Kosten die bis dahin durch Unfälle und das überfahren von roten Ampeln entstanden sind.
Das ist ziemlich unfair, da das Spiel einem auch gerne mal eine eindeutig grüne Ampel als rote anrechnet (manchmal auch gleich doppelt), Unfälle die die dusseligen KI-Autos zu verschulden hatten euch auch angerechnet werden oder das Spiel euch im besten Fall gar einen Unfall anzeigt wo gar keiner war.
Mit dem verdienten Geld läßt sich dann irgendwann ein anderes Fahrzeug kaufen, dass anders aussieht und auch etwas schneller fährt.



Doch kommen wir nun zu etwas deutlich angenehmeren, nämlich...
Lake (PS4, PS5, Xbox1, XSX)
Lake ist weniger ein Simulator sondern mehr ein sehr gemütliches Adventure in dem man Pakete austrägt. Doch hier steht die Geschichte im Vordergrund.
Wir schreiben das Jahr 1986. Meredith ist eine Karrierefrau mittleren Alters und braucht dringend mal eine Pause von ihrem stressigen Leben. So beschließt sie, nach Jahrzehnten der Abwesenheit, mal wieder in ihren ehemaligen Heimatort (eine amerikanische Kleinstadt) zu besuchen um für zwei Wochen auf das Haus ihrer Eltern aufzupassen. Ihr Vater ist Postbote und so übernimmt sie, quasi als Zeitvertreib, auch gleich noch seinen Job.
Das Post ausliefern selber funktioniert tatsächlich sehr ähnlich wie bei Delivery Driver.
Ihr fahrt zum richtigen Ort, steigt aus dem Lieferfahrzeug aus, geht an das Heck des Wagens, nehmt die richtige Sendung heraus und tragt sie dann zu dem jeweiligen Haus.

Doch Lake bietet mehr als das. Immer wieder führt ihr Gespräche mit den Anwohnern der Stadt, die dabei auch immer wieder mit dem einen oder anderen zusätzlichen kleinen Anliegen auf euch zukommen und die ihr so nach und nach besser kennen lernt. So hilft man den Anwohnern, trifft alte Bekannte, schließt neue Freundschaften und sogar Beziehungen. Ob Meredith sich bei letzterem für einen Mann eine Frau entscheidet bleibt dabei ganz dem Spieler überlassen.

Trotzdem es viele verschiedene Nebenaufgaben gibt, wird das Ganze nie stressig oder auch nur anstrengend. Alles ist entschleunigt, alle denen ihr begegnet sind freundlich und man fühlt sich (als die spielende Person ebenso wie Meredith) schnell wohl in Providence Oaks. Die Geschichte plätschert ruhig dahin und es ist einfach gemütlich mit dem Postwagen durch die schlichte aber dennoch schöne Gegend zu gondeln, sich umzusehen und sich auf Begegnungen mit neuen oder alten Bekannten zu freuen und vielleicht irgendwann sogar ein kleines Geheimnis zu entdecken.
Zu guter Letzt seht ihr, je nach dem wie ihr euch entscheidet, auch noch jeweils eines von mehreren verschiedenen Enden.

Trotz simpler Grafik ist Lake wirklich hübsch anzusehen. Das Gebiet ist nicht sonderlich groß, aber abwechslungsreich. Leider kommt es gelegentlich zu verschiedenen Grafik- und Clippingfehlern, doch darüber konnte ich angesichts dessen, dass die Handlung im Vordergrund steht gut hinwegsehen. Insgesamt hätte alles aber gerne noch etwas lebendiger und runder sein dürfen.
Das Radio verfügt über mehrere Sender, die auch über wirklich hörbare Musik verfügen. Die Gespräche sind ausschließlich auf englisch (und nicht zwangsläufig Lippensynchron) mit deutschen Untertiteln.

Man sollte bei Lake keinen polierten Kracher erwarten. Lake ist ein Indie-Spiel und das merkt man ihm deutlich auch an. Allerdings gibt es nur wenige Spiele dieser Art. Spiele, die nicht auf Action setzen, sondern die ihren Unterhaltungswert durch eine ruhige entspannte Geschichte erzeugen und sogar ein Gefühl von Urlaub vermitteln. Lake ist also nicht nur einer der wenigen Paketzusteller Simulatoren sondern auch sonst noch etwas besonderes zum einfach wohlfühlen und entspannen.


Pro / Contra – Lake
Pro:
- ein schönes, ruhiges Wohlfühlspiel ohne Action
- abwechslungsreiche Gegend
- verschiedene Radiosender
- es gibt Geheimnisse zu entdecken
- mehrere verschiedene Enden

Contra:
- leider kein Rumble
- simple (aber schöne!) Grafik
- Clippingfehler


Pro / Contra – Delivery Driver – Die Paketzusteller Simulation
Pro:
- Tag- / Nachtwechsel
- man kann aussteigen und (ausgewählte) Gebäude betreten
- extrem rudimentäres Wirtschaftssystem (Geld verdienen - Autos kaufen)
- es gibt Trophäen die man nicht innerhalb von 2 Minuten automatisch erlangt („Find the speical place“ - Ja, speical!)
- Taxi Driver Simulator ist tatsächlich noch schlechter

Contra:
- grüne Ampeln werden einem auch mal als rote angerechnet
- Unfälle werden einem angerechnet ohne das was passiert wäre
- Computergesteuerte Autos extrem dämlich und unberechenbar
- es gibt keine Bremse. Nur vorwärts/rückwärts
- sehr rückständige Grafik
- wenig motivierend


Fazit des Duells:
Die Runde geht eindeutig an Lake. Das Spiel ist in jeder Beziehung besser und strahlt gleichzeitig eine so angenehme und beruhigende Wohlfühlatmosphäre aus, dass man sich einfach gerne dort aufhalten mag. Die Bewohner sind nett und sympathisch und so ist es direkt ein Vergnügen ihnen bei ihren Anliegen behilflich zu sein. Macht mit Meredith einen Urlaub in Lake und entscheidet wie und mit wem es mit ihr weitergehen soll.
Ich habe Lake übrigens letztes Jahr auf der Xbox durchgespielt. Zu 100% mit allen drei Enden. Und weil es mir so gut gefiel habe ich es mir jetzt nochmal für die PS5 gekauft.
Delivery Driver hingegen funktioniert an keiner Stelle so richtig. Auf das absolute Minimum heruntergebrochen kann man wohl sagen, dass das Pakete ausliefern zumindest ansatzweise simuliert wird und, dass man immerhin auch noch andere Autos kaufen kann. Doch leider stimmt bei dem Ganzen so dermaßen vieles nicht, dass es selbst für den dem Spiel zugeneigtesten Spieler schwierig sein dürfte sich länger als 30 Minuten zum spielen zu motivieren.

Wertung:
Delivery Driver = 2 von 10 Punkten (sehr wohlwollend und auch echt nur, da gegenüber dem quasi Vorgänger Taxi Driver immerhin ein gewisser Fortschritt festzustellen ist.)

Lake = 8 von 10 wohlverdiente Punkte. (Aber zuzüglich 10 Minuspunkte, da man zwar, den heutigen Standards entsprechend, über Meredith sexuelle Präferenzen frei entscheiden, das Spiel aber nicht mit einer männlichen Figur spielen kann. Das ist männerfeindlich, ihr Sexist. Innen!)

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Hier noch eine andere Meinung zu Delivery Driver Simulator.
Es ist ja ganz schön mal eine zweite Meinung zu lesen und so habe ich, nach längerer Suche, tatsächlich ein User Review zu Delivery Driver Simulator auf Metacritic gefunden. (Zu Lake findet man leicht welche, darum belasse ich es bei diesem.)

Delivery Driver Simulator.
0 Punkte. Von zlichcloud geschrieben am 06.11.2022.
[https://www.metacritic.com/game/switch/delivery-driver---the-simulation]

Zitat/
DO NOT BUY THIS GAME. I seriously feel robbed out of $17. How did it even get allowed to be put on the eshop? EXTREMELY buggy, has ZERO instructions about what to do & has the most ANNOYING soundtrack. A newborn ANIMAL could've made a better game than this. STEER CLEAR OF DELIVERY DRIVER.
/ Zitat ende

Wer wäre ich da zu widersprechen? Ihr seid gewarnt!

***Diese Nachricht wurde von Arne am 26.03.2023 17:26 bearbeitet.***
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