dixip  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 15.05.2021 09:30 Uhr
Thema: The Order 1886, Bus Simulator und Ori Antwort auf: Durchgezockt: Senf aus Festplatten für zwei Cent von membran
The Order 1886

Der recht früh exklusiv für die PS4 erschienene Cover-Shooter The Order 1886 erfreut sich anhaltender Lobpreisungen und wehmütiger Rufe nach einem Nachfolger. Warum eigentlich, die Kritiker waren weniger freundlich!? Positiv ist zuerst einmal das Setting, London im späten 19. Jahrhundert, das fällt düster aus, das Königreich ist mächtig, technischer Fortschritt greift um sich, ein Hauch von Mittelalter weht aber noch durch alle rauchigen, grauen Gassen, wo Fabelwesen und Geheimorganisationen wetteifern. Bei Letzterer ist man selbst tätig, natürlich bestens vernetzt mit dem Hochadel und der Regierung, um gegen Terroristen vorzugehen.

Der dunkle, körnige Look tut dem Spiel sehr gut, wenn man durch Gassen und Tunnel schleicht, in Lagerhallen kämpft und sich fast immer bei schummrigen Licht mit den Gegnern rumschlägt. Spielerisch gibt sich The Order anachronistisch, bestenfalls fühlt man sich in den Schusssequenzen an frühe Uncharted-Teile erinnert. Wenig Dynamik, kaum Varianzen bei den Gegnertypen und nur etwas Eigenständigkeit durch spätere Energiewaffen von Nikola Tesla. Vollständig linear erlebt man 16 Kapitel, was nur augenscheinlich an Uncharted erinnert, sind doch hier ganze Kapitel quasi nur Zwischensequenz oder interaktive Gesprächsführung (= Level durchlaufen ohne Gegner). Ergebnis ist eine entspannte Spielzeit von knapp sechs Stunden. Und es fühlt sich auch kurz, nicht kurzweilig an. Abwechslung von den eintönigen Ballereinlagen – später auch mit zu vielen nachrückenden Gegnerwellen – gibt es nur durch Kiste-schieben, Schloss-knacken und ein wenig klettern. Nichts davon kann mit Genrestandards mithalten oder eigene Akzente setzen, dafür ist dann die Steuerung mal gerne inkonsistent, juhu.

Natürlich endet das Spiel mit einem Cliffhanger, vielleicht deshalb die Rufe nach einem Nachfolger? Dafür müssten einen die Story und die Charaktere aber mehr packen und nicht nur klischeeüberladene 08/15-Helden sein, die nur mühsam in die Zeit und das Umfeld passen.

5/10



Bus Simulator

Die Umsetzung vom Bus Simulator 2018 für die PS4 konnte ich nicht mehr ignorieren, endlich wieder Bus fahren! OMSI2 hab ich bisher noch nicht gezockt, also heißen die Referenzen Tokyo Bus Guide (Dreamcast) und eher allgemein der Euro Truck Simulator 2 (PC). Ähnlich wie Letzterer präsentiert sich der Bus Simulator. Man kann jedes Knöpfchen an seinem Bus drücken, Lampen anschalten, alle Türen verriegeln, Retarder einstellen, Radio nutzen und und und. Man will also wirklich eine Simulation sein, spielerischer Nutzen spielt da keine Rolle.

Das Spiel hat eine Karriere und das ist gut so! Anders als in einigen Eisenbahnsimulationen fährt man nicht vorgegebene Strecken, sondern muss hier sein Bus-Imperium aufbauen. Eine fiktive, europäisch angehauchte Stadt mit Dörfern und Industriegebieten drumherum soll für den ÖPNV erschlossen werden. Erst nach und nach darf man alle Stadtteile nutzen und schaltet fest vorgegebene Bushaltestellen frei. Man erhält Missionen, dass man bestimmte Haltestellen ansteuern soll, bestimmte Vorgaben für Routen. Die Routen selbst klickt man sich aber zusammen, durch Auswahl der Bushaltestellen.

Dann geht es endlich hinter das Steuer. Mit der Option Quick Start spart man sich den Besuch im Depot, wo man erst mal den Bus öffnen muss, alles anstellen darf und dann erst zur Route fährt, sondern steht quasi vor Haltepunkt 1. Losfahren, anhalten, Türen auf und die Fahrgäste strömen herein. Sofern nicht ausgestellt, wollen die Fahrgäste auch noch Tickets kaufen, die man im Automat auswählt und anschließend fleißig Wechselgeld rausgeben darf. Türen zu und weiter – mit Navi – zum nächsten Haltepunkt. Sonderlich pingelig sind die Fahrgäste nicht. Über die Gegenfahrbahn am Stau vorbei wird ignoriert, rote Ampeln aber nicht. Einsatz der Blinker, korrektes Anhalten und Pünktlichkeit werden gerne gesehen, die absolute Todsünde ist der Crash mit Fußgängern, weniger schlimm aber auch kostenintensiv sind Crashs mit der Umgebung und anderen Autos. Also fährt man vorsichtig, aber so pingelig wie in Tokyo Bus Guide sind unsere Fahrgäste nicht. Wurde die Route bewältigt, gibt es die Auswertung und eine Sternebewertung und die Quittung in Form von Geldeinnahmen. Mit dem Geld kann man Fahrer anheuern und weitere Busse (gibt 9 verschiedene Busse mit Lizenz, MAN. Mercedes, Setra, Iveco) kaufen. Diese können auf Routen eingesetzt werden und generieren anteilig Geld in Abhängigkeit von den eigenen erzielten Bestwerten. Man muss jede Route also einmal selbst fahren, damit überhaupt Geld erwirtschaftet wird. Mehr Geld, mehr Routen, mehr absolvierte Missionen, mehr Belohnungen, Levelaufstiege fürs Freischalten von Bussen und Lackierungen, so geht es eigentlich unaufhaltsam vorwärts, solange man halbwegs ordentlich fährt. Durch die immer wieder dazukommenden Stadtteile und Haltestellen bleibt das Spiel frisch und der Fortschritt fühlt sich gut an, vorausgesetzt man hat Spaß daran, mit 30-35km/h mit einem Gelenkbus durch eine enge Innenstadt zu fahren.

Ich hab daran Spaß, und die kaum ausgefeilten Gameplay-Aspekte stören mich nicht. Man hat sich halt erkennbar keine Gedanken gemacht, was ein gutes Spiel ausmacht, sondern Bus-Zeug ins Spiel gepackt. Der Karriere-Aspekt ist der Part, der das Spiel am Leben erhält, viele andere Bausteine sind einfach nur Müll. Es gibt vielleicht 10 Figuren-Modelle an Fahrgästen, die Zufallsereignisse (Fahrgast bleibt im Türbereich stehen, Müll im Bus, laute Musik im Bus,…) sind schnell durchschaut und eher nervig zu lösen (z.B. anhalten und zum Fahrgast gehen, mit ‚A‘ ansprechen, er macht die Musik leise). Die Welt wirkt nicht gerade lebendig, auch wenn Autos und Fußgänger unterwegs sind. Aber die KI kann nichts, insbesondere Kreuzungen sind ein einziges Graus, weil sie sich an unsichtbare Vorgaben halten, wann sie fahren oder stumpf stehen bleiben, trotz grüner Ampel. Fußgänger laufen planlos, teilweise schweben sie auch nur über den Boden und „vergessen“, ihre Beine zu bewegen und sie laufen auch seitlich in meinen Bus, wenn ich deutlich vor ihnen noch über den Zebrastreifen ballere. Bahnübergänge und ein paar Züge sind dann noch die letzten Highlights an Interaktion in der Stadt, wir sind hier also auf einem Niveau deutlich unter GTA3 auf der PS2, ja deutlich. Dazu passt dann auch ganz gut die Grafik, die dieses Niveau knapp übertrifft, dafür aber in den Außenspiegeln auch nur 5fps liefert….
Bus-Fans könnten zugreifen, es kommt aber wohl bald ein neuer Teil, der in der Konsolenfassung auch beworben wird, also hoffentlich schnell auch für PS4 erscheint. Der soll auch die Stadt aus „2018“ erhalten, ansonsten in einem US-Setting spielen. Wir sind gespannt.

4/10



Ori and the Blind Forrest hab ich in diesem Monat erneut durchgespielt, 1x auf hard, 1x auf easy, nachdem ich es im April endlich im Schwierigkeitsgrad „One Life“ durch bekommen habe (mit der Methode, offline zu gehen, Spielstand löschen, neu synchronisieren und weiter, wenn man doch mal stirbt). Ich liebe dieses Spiel. Es ist ziemlich genial und hat einen nahezu perfekten Flow und ich krieg es immer noch wieder besser hin, mich durch die Abläufe zu schwingen, schleudern, schießen.

9/10
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