Mschl  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 02.03.2021 09:57 Uhr
Thema: Re:Blasphemous Antwort auf: Blasphemous von a gentle breeze
>Blasphemous ist genremäßig als Metroidvania einzuordnen und damit als Indie-Spiel ein sehr, sehr seltener Vertreter dieser Gattung (haha). Meine großen Erwartungen wurden leider nicht erfüllt. Das ganze ist, inspiriert vom spanischen Katholizismus, stylisch und ungewöhnlich, aber wird hier auch eine zusammenhängende Welt kreiert? Ich hatte das Gefühl die gewaltigen und gewalttätigen Bilder brauchen mehr Einordnung, mehr Hintergrund, ansonsten sind sie nur Staffage. Der Vergleich mit den Castlevania-Metroidvanias, die nur einen Bruchteil des Grusel- und Coolnessfaktors haben und welche dagegen geradezu naiv wirken, drängt sich auf: Ich kann ohne weiteres akzeptieren, dass sich Zombies im Kerker eines Schlosses eingenistet haben, verwunschene Bücher in der Bibliothek zu finden sind und tanzende Geisterpaare sich im Ballsaal verlustieren. Die Figuren der Castlevania-Serie haben so gewissermaßen Charakter, wenn nicht gar Charme und man möchte ihnen ein gewisses Eigenleben zugestehen.
>In Blasphemous dagegen sind die Level einfach Level und die Figuren erfüllen die Funktion den Spieler aufzuhalten. Es gibt auch kaum irgendwelche Mätzchen wie den Beichtstuhl in Castlevania, den Blick durch das Fernrohr, etc., eben Dinge, die die Welt lebendiger wirken lassen. Es existieren NPC-Figuren in Blasphemous, die hochtrabenden und abstrakten Sermon absondern, doch der dadurch erzeugte leichte Grusel weicht irgendwann genervter Langeweile. Man kann sich wirklich in keine Figur hineinfühlen und so bleiben sie einem am Ende gleichgültig. Manchmal entschlüpfte mir während des Spielens ein "You are trying too hard". Wo es in Castlevania Axe Knights gibt, welche mit Äxten warfen, sind es bei Blasphemous unbekleidete Männer, welche der Mitte nach durchgeschnitten sind. Wozu ist das gut, was ist ihre Geschichte, oder ist das nur ein cooles Monster? Trotz wirklich guter und atmosphärischer Graphik wirkt der Titel so spielerisch und graphisch wenig organisch und unzugänglich. Naja.



Ich spiele es auch gerade und mir geht es ähnlich wie Dir: Artwork und Charakterdesign sind super. Das alles bringt aber nichts, wenn es nur Selbstzweck ist und nur mit dem kryptischen Geschwurbel über Schuld und Buße bekommt man keinen Bezug zu irgendwas. Mich nervt das Gelaber mittlerweile richtig.

>Spielerisch ist es in Ordnung, allerdings ist ein Instant-Death durch Aufspießen jederzeit möglich und nicht unwahrscheinlich. Das Leveldesign fand ich zudem etwas nervig. Die eigene Figur braucht nach einem längeren Fall erst einen Moment um die Wucht des Aufpralls abzufedern, was schnell stört. Wozu die Items gut sind, ist auch nicht ohne weiteres klar. Alles in allem ein stilistisch herausragendes Spiel, mit immerhin solidem Gameplay, das auch darunter leidet, dass die Stimmung immer die gleiche ist, wo Höhen und Tiefen etwas mehr Abwechslung versprochen hätten.

Spielerisch ist es m.E. "gut" im Sinne von "gut". Es macht Spaß, könnte aber noch so viel mehr sein, wenn man denn als Spieler noch etwas mehr Immersion geboten bekäme. Dennoch bin ich im Augenblick noch recht motiviert.
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