membran  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 26.06.2019 10:36 Uhr
Thema: Stream of Consciousness Gelalle meinerseits Antwort auf: Android Wilson™s Blick in die Zukunft von rademacher returns
>Ich garantiere Euch: wenn sich die Subscriptions erst einmal wie zuvor DLC oder Season Passes oder "They're just cosmetics!!1!"-Surprise Mechanics durchgesetzt haben, kommen die ersten "großen" Exklusivspiele (also vom Kaliber eines CoD oder Destiny oder Elder Scrolls oder beliebiges-Ubisoft-Kletter-Such-und-Sammel-Spiel) die nicht mehr physisch oder digital gekauft, sondern nur noch im Rahmen eines Spieleabos geliehen werden können. mmw

Ein beträchtlicher Teil der Spiele ist eh von Server abhängig und auch Discs nützen dir nix, wenn sich darauf die Krüppel-Launchversion befindet, die erst nachträglich mit 13 Patches akzeptabel geflickt wurde. Dazu die ganzen Aufteilungen in Pre-Order-, Day1- und Post-Lauch DLC mit ein wenig kostenlosen Content Updates und man sieht, dass "komplette" Spiele wie früher die Ausnahme darstellen (Käufe auf GOG mal ausgenommen - da muss ich in der Tat mehr kaufen. Hab da erstmal Hollow Knight im Sale weggesichert, bekommt man ja als nackte - aber komplette und final gepatchte - setup.exe serviert - selbst die einzelnen Patches kann man sich gesondert runterladen).

Bei EA kauf ich zum Glück kaum was, weil mich deren Portfolio kaum interessiert. 2K ist übrigens schlimmer, die zeigen seit letzter Woche 30 Sekunden nicht überspringbare Werbung in NBA 2K19 - vor jedem Spiel (ein jährlich erscheinender Vollpreistitel mit Grindwährung, Lootboxen, Cosmetics, Pay2Win Elementen und Servern, die nach ~2 Jahren dichtgemacht werden, damit man sich a) die neue Version kauft und b) schön von vorne in der Skinner Box anfangen darf). Man kann das "TV-Feature", was außerhalb der Basketball-Saison Werbung zeigt, wohl immerhin in den Optionen deaktivieren, aber das ist eben Opt-Out - [https://www.rockpapershotgun.com/2019/06/25/nba-2k19-showing-sort-of-unskippable-ads-on-loading-screens/]

Ich bin mir auch nicht sicher, wie das in 20 Jahren mit meiner digitalen Bibliothek aussehen wird, wenn da Stores dichtgemacht werden oder Lizenzen erlöschen. Vieles scheint mir noch nicht rechtlich abschließend geklärt mit Eigentum und digitalen Käufen. Es ist aber auch so, dass einen Disc-Versionen in 20 Jahren auch nicht viel weiterbringen werden. Zudem, in der Zukunft wird man auch eher Spiele der Zukunft spielen wollen, wenn man nicht gerade harter Retrogamer ist (fuck, ich komme ja *heute* schon nicht dazu, alle Spiele von *heute* zu spielen). Ich sehe es an mir selber - die ollen Kamellen sind eben genau das. Es hat seinen Grund, warum die Mini-Konsolen mit 30 Spielen daherkommen, die meisten werden nur ein paar Minuten angezockt, wenn überhaupt. Das langt für den Nostalgieflash, den man sich verspricht, wo man sich aber auch insgeheim oft denkt - puh, das hatte ich besser in Erinnerung. Puh, das ist spielerisch schon ziemlich flach. Alter, das sieht ziemlich scheiße aus. Es gibt Ausnahmen - das sind meistens 2D-Nummern und Zeug von Nintendo - aber selbst das ist keine Garantie. Ich lehne mich mal aus dem Fenster und sage: Das Springen in Super Mario Bros saugt große Zeit! Ich kann das nicht mehr spielen. Das ist einfach zu scheiße.

Letztlich geht man durch die ollen Kamellen durch wie ein Raubkopierer durch die Diskettenbox, ohne wirklichen Bezug zu vielen Spielen. Ob das nun Module und Gamecube Discs aus dem Umzugskarton sind oder Dateien im Emulator-Ordner auf dem PC.   Ich hatte mir wegen der Xbox BC letztens ein paar Xbox und 360 Titel aus eben so einem Umzugskarton rausgekramt, das war dann ein Stapel aus 15 Spielen neben dem TV -  was meinste, in wieviele ich letztendlich und für wie lange reingeguckt habe? Glaube, zwei Stück, Skate 3 und Ninja Gaiden II, für vielleicht ne Viertelstunde jeweils.

Und zu 15 oder auch 150 Spielen könnte man noch einen gewissen Bezug aufbauen (wobei ich über alle meine Konsolen verteilt sicherlich ein Vielfaches davon rumliegen habe - verstaut, wohlgemerkt, und vermutlich bald verkauft / entsorgt, denn wie gesagt - wann soll ich das denn nochmal wirklich spielen, wenn ich noch hunderte Spiele der letzten drei Jahre gekauft im Backlog habe?), aber schon meine Steam-Bibliothek ist so bizarr lang, dass ich keinen Überblick und Bezug mehr dazu habe. Das dürften mehr Spiele sein, als ich je für alle Konsolen zusammen gekauft habe und die wächst manchmal von alleine - ich habe schon zig Spiele als Dankeschön einfach "reingeschenkt" bekommen, weil ich den unbekannteren Vorgänger schon gekauft habe oder auch Remasters, die einfach umsonst in der Liste auftauchen. Dazu kommen immerhin zweistellige Bibliotheken auf Origin und uPlay. Und mit dem GamePass Trick für 3 Euro / Monat hat mir Microsoft auch nochmal 250 oder wieviele Spiele vor der Tür abgeladen.

Wer soll das alles spielen? Man muss das nicht alles spielen. Man probiert mal hier, mal da. Sobald irgendwas nicht mehr Spaß macht, lasse ich es fallen wie eine heiße Kartoffel. Onlinegames jucken mich nicht mehr so, aber ich spiel hier und da mal eins, aber ich grinde darin nicht, wäre ja noch schöner. Onlinegames sind auch die Spiele, die man später eh nicht mehr spielen kann oder will, also ist alles "Erreichte" darin eh letztlich wertlos (nicht, dass virtuelle Spielstände das nicht eh schon wären). In diesem Zuge lache ich auch nur noch über diese GaaS-Gier der Publisher.  Games as a Service Scheiße ist offensichtlich (noch) superprofitabel, aber für mich ist das ein riesiges Stopp-Schild. Das sind ja quasi alles Titel mit einer Mischung aus Early Access (Roadmaps, die einem zum Release anzeigen, was es alles für tolle Sache geben wird - in sechs Monaten!) und Microtransaction/Lootbox/DailyQuestGrind Player-Engagement Monetarisierungs-Psychoterror. GaaS heißt für mich automatisch: Entweder Hard Pass oder - wenn sie es mit dem Grind und Psychoterror nicht übertrieben haben - auf die (lange) Warteliste setzen (zusammen mit den ganzen Epic Store Exklusives), bis diese feature complete sind und natürlich entsprechend billig, die sprichwörtlichen Zwansch' Mark. Nichtsdestrotrotz würde ich mir schon wünschen, dass dieser Trend endlich krachen geht, weil die Leute endlich aufwachen und merken, dass sie eigentlich gar keine Zeit für mehr als ein oder zwei dieser Kack-GasS Games haben. Keine Ahnung, es hätte eigentlich schon krachen müssen. Dass es das nicht tat, stimmt mich nicht gerade zuversichtlich.

Nochmal zu den ollen Kamellen, die man eigentlich nicht mehr spielen mag. Dieser Archivierungsgedanke ist zwar ein netter, aber er wird größtenteils von der Spieleindustrie mit den Füßen getreten. Dass sie ihre Spiele mit DRM- oder Serverabhängigkeits-Zeitbomben versehen oder dass sie die Spiele wie eine Torte in handfeste Stücke zerteilen und dir einzeln verkaufen wollen, ist die eine Sache. Dass sie vermutlich gar nicht wollen, dass die Spiele archiviert werden, ist eine andere. Lieber würden sie einem dasselbe Spiel, Remaster oder nicht, immer und immer wieder verkaufen.

Worauf ich hinaus will - ich gehe davon aus, dass ich für die paar alten Titel, die ich in 20 Jahren wirklich nochmal spielen will und für die es kein Remaster gibt oder nicht mehr kaufbar/runterladbar sind, einfach auf dem hohen Meer fündig werde. Das beste Konsolenzeug wird via Emulatoren archiviert. PC Games laufen weitestgehend so oder in der VM.

Und für halbwegs aktuelle Spiele habe ich ja das Argument schon öfter gebracht - hat man einen gewissen Backlog angespart, was angesichts wöchentlicher Sales ja nun wirklich Ratzfatz geht und muss nicht mehr jedes Onlinegame Day 1 mitgehen, kann man geschmeidig fertig ausgepatchte, "komplette" Spiele für'n Appel und 'n Ei an die Bibliothek pappen (oder eben quasi für lau in der Gamepass Subscription, wenn ein 3rd Party Titel darin ein paar Monate nach Release drin auftaucht). Halo, Forza und Gears bekommste direkt Day 1 für lau, hahaha. Wenn man so wenig bezahlt, dann hat man auch einfach einen anderen Bezug zu diesen Spielen, als wenn man jedes Spiel für 69,99 im Media Markt eingetütet hat. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich das letzte PC Spiel zum echten Vollpreis, sagen wir 60 Euro, gekauft habe. Klar, wenn der Zugriff auf diese Spiele wegfallen würde, würde das extrem stinken, aber die haben mich trotz der Menge nicht die Welt gekostet, das *ist* ein Unterschied. Ich glaube, unterbewusst war mir beim Aufbruch in die digitale Spielebibliothek immer klar (und zeitgleich mit der fortschreitenden Zerhackstückelung der Spiele) - Vollpreis bekommen die dafür von mir nicht. Nuh-uh. Zur Not eben CDKeys & co. IDGAF.


Aber ja, man sollte eigentlich alles bei GoG kaufen, wenn es das da gibt.
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