a gentle breeze  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 23.06.2019 14:02 Uhr
Thema: Bloodstained - Ritual of the Night (evtl. Spoiler) Antwort auf: Durchgezockt: Senf aus Festplatten für zwei Cent von membran
Bloodstained ist... ein mörderisch gutes Spiel mit Biss. Wer hier die Evolution der modernen PS und NDS Castlvanias erwartet, bekommt sie: Die Spielmechanik ist noch etwas komplexer geworden, das Schloss groß, die Gegner tückisch. Equipptes Equipment sieht man der Dame an (von Rüstungen abgesehen), der Übergang zur 3D Graphik ist gelungen, es gibt wenig, was man an dem Spiel kritisieren kann und auch Jim Sterling lobt es in den höchsten Tönen.

Meine sehr subjektive Meinung: Es ist mir schon zuviel von allem. Ich will nicht fünf Shards managen, bzw. min-maxen, um zur unüberwindlichen DPS-Schleuder zu werden. Das Customizing von Waifu Miriam war auch sehr unnötig und japanisch. Es war erwartbar, dass nun alles noch ein wenig komplexer werden sollte, aber das macht mir nicht noch mehr Spaß, sondern nervt, weil man sich entweder intensiv damit auseinandersetzt oder etwas verpasst.

Weitere Kritikpunkte: Leider schafft das Spiel es nicht, interessante Figuren zu etablieren. Freund und Feind mussten aus rechtlichen Gründen (Konami) neu kreiert werden und wirken wie etwas lustlose Kopien der Originale, v. a. weil sie die selben Rollen erfüllen: Statt Flea-men gibt's nun dämonische Affen, die etwas danach aussehen, als trügen sie einen Turban, statt der ikonischen Medusaköpfe hat's fliegende Fische. Naja.
Wo sich die alten CVs reichlich an antiken Mythen bedienen, was die Spiele meiner Meinung nach stark bereichert, gibt es in Bloodstained nur herkömmliche Viecher und Monstren. Konami kann die Ilias nicht rechtlich schützen lassen, also warum so maue Standardgegner?
Das Gefühl ein Eindringling zu sein in einer glaubhaften Welt von Dämonen ist für mich verloren gegangen. Die zahllosen Backer-Portraits, die einen von überallher anstarren (eigentlich eine schöne Idee), wurden mir mit der Zeit auch zu viel. Visuelle Gags (Gitarrespieler, "Bunnys") sind nicht gut in die Welt integriert und haben für mich nicht gezündet. Zuletzt sind die meisten Bosse bizarr, ohne cool zu sein (z. B. der mechanische, tretende "Vogel", das mit Schädeln behängte Kuh-Skelett).

Wie in vielen japanischen Spielen auch wird entweder zu viel oder zu wenig mit dem Spieler kommuniziert. Ich habe ehrlich versucht das gute Ende zu erspielen ohne nachzuschauen wie, aber das Rüstungsteil mit dem Schutz vor Stacheln ist fast unmöglich zu finden, v. a. weil die Karte diese Gegend schon als besucht anzeigt, da sie zwischen Innen- und Außenareal keinen Unterschied macht. Gerade die Automap hätte mal weiter verbessert werden sollen, aber ausgerechnet hier besinnt man sich auf Tradition. Es ist nicht erkennbar, ob man an einer Stelle aufgehört hat die Gegend zu erforschen, oder ob vielleicht ein Schlüssel gefehlt hat.

Die letzten zwei Areale, die Riesenwelt (hier wurde einfach gezoomt) und die Eiswelt, welche nur ein rekoloriertes Wasserareal darstellt, empfand ich als unnötig.

Alles in allem werden Fans der Serie (zu denen ich mich eigentlich gezählt hatte) viel Freude mit diesem Spiel haben, der Featurecreep und die wenig inspirierte Welt haben mich aber nicht vom Hocker gehauen. Nur meine subjektive Meinung.
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