strid3r  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 18.02.2019 14:00 Uhr
Thema: Re:Durch... aber warum spielen das Leute 4x durch?! Antwort auf: Re:Durch... aber warum spielen das Leute 4x durch?! von Felix Deutschland
>>Jop, darauf läuft's hinaus. Ich hab zwar auch an sich keinen Bock auf einen zweiten Durchgang weil's wie du schreibst eigentlich der gleiche Kappes ist, aber es ist auch das erste Resident Evil (gut, ich kenne 7 noch nicht), bei dem ich die Präsentation der Story und entsprechende Schnipsel sehen zu wollen tatsächlich als Argument gelten lassen würde. Bis einschließlich 6 gab es keinen Ableger der Serie, der sich nicht tödlich ernst genommen hätte, dabei aber mindestens peinlich/trashig wirkte.
>
>Ähm... also die Selbstironie und die Production Values, die du da siehst, müssen entweder so subtil versteckt sein, dass sie mir nicht auffielen, oder... also...


Einspruch. Von Selbstironie habe ich nirgends geredet!!1

>Ich finds schon sowohl peinlich als auch trashig, wenn Claire sich beim xten Zombie noch "What the hell is wrong with you?!" fragt.

Gehört aber auch nicht zu den Sequenzen, sondern ist in-game. Und naja, wo funktioniert sowas anständig, ohne dass der Loop der „coolen“ Sprüche nach spätestens 20 Minuten albern wirkt und das Spiel als solches entlarvt? Aber in der Tat bescheuert, dass sie es hier überhaupt so gemacht haben. Kann man natürlich schon als Schwachstelle in der Präsentation der Charaktere sehen. Blende sowas aber auch immer sehr schnell aus, da ich in-game meistens sowieso entkoppelt von den Sequenzen sehe und mich da wenig schockt.
Selbst in Spielen, wo sich da mehr Mühe gegeben wird (wie bei diesen je nach Kontext unterbrochenen Dialoge in Uncharted 4 oder RDR2), nehme ich es btw. auch trotzdem als so überzeugend wahr, als würde halt einfach parallel zum Spielgeschehen ein Hörspiel laufen.

>Und das erste, was Leon und Claire sich beim Wiedersehen zu sagen haben ist im Grunde "Jo, und bei dir so?" Die Voiceactors müssen entweder totalen Quark vortragen oder betonen ihre Lines stellenweise so wie Pornodarsteller oder irgendwelche Echsenmenschen aus dem Teleshop. Das ist auch nicht wirklich Selbstironie, das ist einfach Japaner being Japaner.

Wird sicher keiner behaupten, dass das jetzt oscarverdächtig wäre, oder das Skript viel Substanz hätte. Aber gerade die Kritik an der Delivery kann ich nicht nachvollziehen. Das ist halt solide und nicht schlechter, als in irgendwelchen Actionfilmen oder anderen US-Spielen. Vor allem ist es eben gerade nicht „Japaner being Japaner“. Ich finde schon, dass es sich im Remake so anhört, als würden immerhin Menschen (!) ein normales Englisch miteinander sprechen, bei dem weder erkennbar die Vorlage groß im Wege stand (und in holprigem Satzbau oder ähnlichem resultiert), noch es darum geht, kruden Lore in jeden Nebensatz zu packen und wie ein debiler Stichworte wiederholen zu lassen, damit der Spieler auch in jedem Fall rafft, worum es aktuell geht. Es wird vor allem nicht mehr gequatscht, als nötig und die Szene mit dem Dude im Waffenladen fand ich ehrlich nicht schlechter, als man es in irgendeinem normalen Zombiefilm erwarten würde. Und gerade dafür, dass das Spiel nicht auf Selbstironie ausweicht, finde ich es eben unerwartet unpeinlich über die meiste Zeit.

Ich will auch nicht bestreiten, dass meine Ansprüche da nicht sonderlich hoch sind (speziell nach FFXV und so…), aber bitte, schau dir einfach nochmal zum Vergleich die Sequenzen zwischen Steve und Claire aus Code Veronica an, für den Fall dass du nochmal unangenehm dran erinnert werden willst, wie sowas mal ausgesehen hat vor nicht allzu langer Zeit. Alternativ kannst du dir auch jede Sequenz aus RE6 geben. DAS ist „Japaner being Japaner“. Da liegen wirklich Welten zwischen sowas und dem Remake von 2. Aber was erzähle ich dir. Du spielst gerade KH3.

>Die Getränkeautomaten allein sehen schlicht so aus als wären sie von jemandem designt der in seinem Leben nie etwas anderes gesehen hat als japanische Getränkeautomaten. Nicht falsch verstehen, ich finde das geil! Aber das wirkt weniger wie Absicht und mehr wie "Happy Accident", so wie die FMVs in Resi 1, die das Spiel unabsichtlich geiler und imo auch creepyer gemacht haben, weil alles dieses Feeling von nem Exploitationfilm ausstrahlte, der jederzeit unerwartet in komplett krasse Geschmacklosigkeit abdriften könnte, und für die damalige Zeit tat es das ja auch tatsächlich ein paar mal. Kein Plan, wie man über die Jahre so abstumpfen kann, dass mich selbst halbzersägte Köpfe und zersägtes Muskelfleisch in Full HD und 60 fps halbwegs kalt lassen, weil ich zwei Wochen vorher den Trailer zu Mortal Kombat 11 gesehen habe - das müssen Verhaltensforscher in den nächsten Jahrzehnten herausklamüsern. Das furchterregendste für mich ist die Kauleiste von Claire, die ist echt super uncanny und creepy modelliert.

Guter Punkt: es hat sich auch einfach die eigene Wahrnehmug verändert. Damals habe ich zumindest die ersten beiden Teile aufgrund dieser noch nicht vorhandenen Erfahrung und sicherlich auch aufgrund des Alters ernster genommen, als ich es heute logischerweise auch nur ansatzweise könnte. Schon Veronica oder das Remake vom ersten Teil waren dann aber nur noch unfreiwillig komisch denn in irgendeiner Weise gruselig und man hat das Szenario als den Trash akzeptiert, der es halt auch war. Das aktuelle Remake hat mich mit dem sehr viel ernsteren Tonus, den es imo eben auch (zumindest bisher. bin ja noch nicht durch) gut und konsequent auf die Kette kriegt, da wirklich überrascht.

>>Hier ist es ihnen imo zum ersten Mal gelungen das Szenario und die Protagonisten glaubhaft darzustellen bzw. glaubhafte Dialoge abzuliefern und das ganze visuell wirklich gut zu inszenieren (finde die Charaktermodelle und Mimik hier richtig gut).
>
>Eeeeeeh... aber visuell, klar. Trotzdem, genauer besehen sind einige Aspekte der Charaktermodelle hit or miss.


Ich fand Claire eigentlich recht nice bisher. =/

>Die RE Engine ist aber grundsätzlich ziemlich geil, auch wenn das etwas frickelige Anpassen der Gammawerte bei jedem ersten Spielstart nervt wie Sau (Und das mehr als in anderen Spielen). Die Art, wie in der Engine Licht und vor allem Schatten als Gestaltungsmittel eingesetzt wird, ist superdupergut.

Es ist vor allem sehr schön, wie performant sie ist. Für Plebs, die keinen Gaming-PC daheim haben, recht angenehm.

>>Da haben zumindest die Leute, die für die Lokalisation verantwortlich waren, sehr gute Arbeit geleistet.
>
>Afaik fiel die Produktion des Spiels in den Streik von Game Voice Actors. Dafür finde ich es auch ganz manierlich, was willst du aus dem Skript auch machen. Es wirkt nicht mehr so völlig vom anderen Stern als die Localizations der Originalteile, aber es ist schon immer noch sehr japanesisch.


Siehste! Habe ich meinen Text ja fast umsonst geschrieben…  Das „immer noch sehr japanesisch“ gibt mir aber wirklich zu denken. Bist du so kritisch, oder hab ich doch zu viel Animu konsumiert…

Edit: Ja gut, gestern mal Leon beendet und dank des Endspurts fällt mir mein Standpunkt dann doch etwas schwerer. ;) Da waren schon ein paar Klopper dabei in den letzten Sequenzen.

>>Wird zum Teil sicherlich der Rankings und darüber freizuschaltenden Items geschuldet sein. Das Spiel bietet sich ja sehr für Speedruns, entsprechend das Austüfteln optimaler Routen und Item Management etc. an, während man auch viel beim Schwierigkeitsgrad skalieren kann. Schon das Original war teilweise ähnlich ausgerichtet. Perfekt also für die ganzen Leute, die sich gerne mit Spielen selber peinigen.
>
>Aber, liebe Brüder und Schwestern, tun wir das nicht alle?


Nach 40 Std. FFXV kann man da nicht widersprechen. Meinte jetzt aber auch speziell diese Skill0r-Schiene, die z. B. die Souls-Anhänger ja sehr gerne fahren.

***Diese Nachricht wurde von strid3r am 19.02.2019 11:57 bearbeitet.***
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