Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 11.02.2019 02:09 Uhr
Thema: Re:Kingdom Farts 3 - Oh Gawrsh! Antwort auf: Re:Kingdom Farts 3 - Oh Gawrsh! von RouWa
>Ich habe deinen ganzen Text gelesen, weil ich mich nach dem Game Two-Bericht gefragt habe, wer so etwas spielt oder gar kauft.
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>Wer zum Release des ersten Teils (2002) aus dem Jugendalter raus war, wird mit KH glaub ich nie warm geworden sein. Ich denke, dass du damals das richtige Alter für das Spiel hattest, wir anderen 2002 aber schon alte Säcke waren.


Hm. Ich glaube nicht, dass du grundsätzlich Unrecht hast, aber ich hab den zweiten Teil damals gespielt und fand ihn fürchtlerlich. Ich war damals 17 und fand die Musik im Trailer hervorragend (Ist sie ja auch), aber ich war gerade ein paar Jahre aus dem Alter raus, wo man "Anime Bullshit" noch geil fand und "abgrenzungsbegierig" nach unten, was Altersklassen angeht. Ich wage sogar ganz vorsichtig zu behaupten, dass ich damals "smart" genug war, es damals schon schnell als überladenen Animu-Kappes zu betrachten. Was Kingdom Hearts 3 auch ist! Das Spiel ist nicht gut. Ich bin aber seit längerem in einer Stimmung, wo ich jede Aufheiterung gebrauchen kann, und sei sie noch so dumm, so billig, so artifiziell wie sie sein mag, solange es sich dabei nicht um einen Film oder eine Serie handelt kann ich mir das reinziehen, also in Form von Videospielen zur Zeit in erster Linie. Ich will wider besseren Wissens einen Zugang finden zu diesem Quell purer Feelgood-Nostalgie, den andere darin finden, oder zumindest einen absolut psychotischen Trip. Letzteres ist das Spiel absolut, und es ist im Gegensatz zu anderen Spielen gemacht für Kinder, so dass es nicht schwer ist und ich es leicht durchspielen kann selbst auf "Mittel". Ich spiele zur Zeit auch wieder Killer7, weil es so herrlich schwierigkeitsbefreit ist in der PC-Version mit M+K.

>Ich mochte als Jugendlicher so ziemlich alles von Disney und ich mochte auch FF VII, aber ich wollte nie beides in einem Spiel mit einem Hauptcharakter, dessen Primärwaffe ein großer Schlüssel (wtf) ist.

Ich mache seit Jahren die Erfahrung, dass die Scheiße, die ich als Kind gut fand (Transformers, Ghostbusters, Spiderman, Turtles, Videospiele) knapp zwei Jahrzehnte später mich bis in den letzten Winkel meines Lebens verfolgt. Man kann dieser Grütze aus Nostalgie gar nicht mehr aus dem Weg gehen. Filme über Actionfiguren, die aber eher für Erwachsene gedacht sind, aber trotzdem noch Sechsjährige als Kunden abgreifen müssen. Drei Viertel des Internets bestehen aus einer zeitgemäßen Version von so Heimatmusik-Sendungen. Was für unsere Großeltern Bayern, Heimat und Gemütlichkeit war sind heute 90er-Jahre-Zeichentrickserien, NES und Fandom. Es ist zum Kotzen. Ich kann mit all dem beim besten Willen nichts mehr anfangen, ich kann aber tatsächlich eine durchaus gehässige, "hohle" weil zutiefst sarkastische Freude aus diesem Spiel gewinnen, die ich sagen wir aus einem Transformers-Kinofilm nie ziehen könnte. Ich weiß auch nicht. Dieses Spiel ist die Tate Gallery einer Ausstellung aller Sackgassen, in denen sich die gegenwärtige Popkultur befindet, und zwar ausnahmslos. Man kommt sogar auf ganz neue Sackgassen, an die man vorher nicht gedacht hat, und kann unfassbar alte, unfassbar riesige Sackgassen aus einer anderen Zeit bewundern. Es ist, als hätte ein ganzes Medium dem Konzept von Sackgassen zu Ehren eine Pyramide von Gizeh gebaut.

Ich weiß auch nicht. Ab und zu muss ich es mir mal so richtig dreckig selbst geben und gucken, wo meine Grenzen sind und ob ich überhaupt noch was fühle. Manchmal muss man einfach den Kopf kurz mal vor ein Eurofighter-Gastriebwerk halten und sich mal so richtig schön die Marmel durchpusten lassen. Dieser Exzess aus Scheiße wird mich irgendwann noch ins Grab bringen, aber er ist auch das einzige, was mich noch fühlen lässt, dass ich lebe!
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